Was hilft am besten gegen Hass-Rede im Internet? Empathie!

Was tun gegen Hass im Netz? Schweizer Forscher untersuchten drei Methoden, um Hass-Tweets zu begegnen. Am erfolgreichsten: An Mitgefühl appellieren.
Von Jörn Schumacher

„Empathie kann Rassismus und Hassrede in den Sozialen Medien reduzieren“, so lautet die Hauptaussage des Berichtes, den Schweizer Forscher vor kurzem veröffentlichten. Die Wissenschaftler arbeiten für das politikwissenschaftliche Forschungsinstitut „Center for Comparative and International Studies“ (CIS) der Universität Zürich und für die ETH Zürich. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten sie im Magazin „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS).

Die Wissenschaftler wollten herausfinden, welche Methode sich am besten eignet, um Hassrede im Internet zu begegnen. Die Moderation von Inhalten, entweder durch die Regierung oder durch die Internetfirmen selbst, könne Online-Anfeindungen zwar eindämmen, schreiben die Forscher. Doch die Regeln könnten nicht nur die unerlaubte Kommunikation unterbinden, sondern auch die harmlose.

Viele Unternehmen setzen auf bezahlte Mitarbeiter, die gezielt auf Hass-Äußerungen reagieren. Es gebe bisher aber keine wissenschaftliche Evidenz für die Effektivität von solchen Aktionen, stellten die Forscher fest – und wollten es genauer wissen.

Drei Methoden, Hass zu begegnen

Sie wählten zwischen dem 23. November 2020 und dem 17. Januar 2021 zufällig englischsprachige Twitter-Postings aus, die rassistisch oder fremdenfeindlich waren. Ein Algorithmus half ihnen dabei, anhand eines Wörterbuches derartige Hass-Tweets zu finden. Insgesamt werteten die Forscher die Tweets von 1.350 Twitter-Nutzern aus. Anschließend ließen sie eine Software auf drei unterschiedlichen Wegen derlei „Hate Speech“ beantworten.

Als erstes versuchten sie es mit Humor. Dabei schickten sie dem Autor ein Meme, also ein lustiges Bild von einem Tier, das zum Beispiel ausdrücken sollte: „Zeit, mit dem Twittern aufzuhören“.

Als zweites schickten sie dem Absender des Hass-Tweets eine Warnung vor Konsequenzen. Die Botschaft lautete etwa: „Hey, ist Dir klar, dass auch Freunde und Familienangehörige sehen können, was Du twitterst?“

Als drittes versuchten die Forscher eine Methode, die auf Empathie setzt. Die Reaktion besagte dann zum Beispiel: „Für Afroamerikaner ist es wirklich verletzend, wenn man so etwas sagt.“

Nach einer empathischen Reaktion erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Kommentator seinen Hass-Tweet löschte, im Vergleich zur Kontrollgruppe um 8,4 Prozentpunkte. Außerdem postete der Autor in den folgenden vier Wochen durchschnittlich 1,3 fremdenfeindliche Tweets weniger, wenn man ihnen mit Empathie begegnete. Antwortete man mit Humor oder einem Verweis auf Freunde und Familie, war dieser Effekt nicht zu erkennen.

Entscheidungsträger weltweit, Bürgerrechtler und Verantwortliche von Sozialen Medien berichteten, dass Hassrede im Internet deutlich negative Auswirkungen auf Personen hat, betonen die Forscher. Es betreffe vor allem Frauen, Teenager, Schwule und Lesben und ethnische Minderheiten eines Landes.

Immer mehr zeige die Forschung, dass Online-Hass bei den betroffenen Personen negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der betroffenen Personen hat. Außerdem führten Hass-Äußerungen im Internet zu einer Polarisierung der Gesellschaft und schadeten dem öffentlichen Diskurs, der für Demokratien wichtig sei, schreiben die Forscher.

Offenbar ist es effektiv, Urheber von Hass-Äußerungen auf diese Folgen hinzuweisen.

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2 Antworten

  1. „ließen sie eine Software auf drei unterschiedlichen Wegen derlei „Hate Speech“ beantworten“

    Und diese Software hat sich also „empathisch“ geäußert?

    Die Ironie des ganzen ist kaum zu übertreffen, – denn Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden.
    Empathie also von einer Software vorspiegeln zu lassen, das offenbart ein sehr merkwürdiges Menschenbild…

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  2. Die Empathie unserer deutschen Presse ist herzzerreißend: alle haben gleiche Empfindungen, gleiche Emotionen, gleiche Gedanken, gleiche Motive, gleiche Persönlichkeitsmerkmale. Egal, welchen Sender man mit Nachrichten anhört. Die Software wird immer vorbereitet. Wer das nicht merkt !!!!

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