Wahlsieger Warnock: „Nirgendwo lieber als in dieser Kirche“

Der am Mittwoch wiedergewählte demokratische Senator in Georgia, Raphael Warnock, ist Pastor. Seine Eltern kommen aus der Pfingstbewegung.
Von Anna Lutz

„Man merkt, dass es gerade keinen Ort gibt, an dem er lieber wäre als in dieser Kirche“, schreibt die Zeitung Die Zeit über den alten und neuen Senator von Georgia, Raphael Warnock. Kurz vor den Wahlen, deren Ausgang am Mittwoch bekannt wurde, begleitete die Zeitung ihn zu einem Gottesdienst, bei dem er selbst predigte. Seine Gemeinde ist die Ebenezer Baptist Church, wo einst auch Bürgerrechtler Martin Luther King auf der Kanzel stand.

Religion allgegenwärtig

2021 wurde Warnock als erster Schwarzer in Georgia zum Senator gewählt. Nun hat er die Wahl erneut gewonnen. Doch nicht erst seitdem tritt er öffentlich in Erscheinung: Im Gottesdienst anlässlich Barack Obamas zweiter Amtseinführung 2013 sprach er das Schlussgebet.

Politiker wollte er lange nicht werden, stattdessen machte er seinen Bachelor in Psychologie mit dem Nebenfach Religion. Später absolvierte er ein Praktikum in der Sixth Avenue Baptist Church in Birmingham, Alabama und studierte Theologie am Union Theological Seminary in New York. Warnocks Eltern waren laut der Zeit Pfingstprediger. Warnock wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Religion sei in seiner Kindheit allgegenwärtig gewesen.

Pro-Choice-Pastor

Warnock selbst bezeichnet sich als „christlich progressiv“ und tritt etwa für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche ein. Besonders People of Colour seien oft von sozialer Not betroffen und deshalb zu Abbrüchen gezwungen, begründet er das und bezeichnet sich als „Pro-Choice-Pastor“. Die Zeit zitiert ihn überdies mit den Worten: „Ich glaube an die Demokratie als die Umsetzung der Idee, dass wir alle Kinder Gottes sind, dass wir alle einen Funken des Göttlichen in uns tragen.“

Mit seinem jüngsten Sieg bei den Wahlen in Georgia verhilft Warnock dem demokratischen Präsidenten Joe Biden zu einer knappen Mehrheit im amerikanischen Senat. Die Demokraten haben dort nun 51 Sitze, die Republikaner 49. Warnock war bei einer Stichwahl gegen seinen republikanischen Herausforderer Herschel Walker angetreten, der sich ebenfalls als Christ bezeichnet. Im ersten Anlauf Anfang November hatten beide Kandidaten jeweils unter 50 Prozent der Stimmen erhalten. Nach dem Wahlrecht Georgias wurde daher eine Stichwahl nötig.

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5 Antworten

  1. Auf den mir bekannten Fotos sieht der Mann sympathisch aus. Ich bin nun schon neugierig, ob Warnock an Jesus als den Sohn Gottes und als seinen Herrn glaubt. Vermutlich würde man so ein Bekenntnis nicht in der „Zeit“ abdrucken. Aber ein christliches Medienmagazin könnte so etwas schon herausfinden und uns mitteilen.

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  2. Die Befürwortung von Abtreibung hat allerdings mit „Menschenrechten“ nichts mehr zu tun.
    Wie kann die Tötung eines Menschen ein „Menschenrecht“ sein?
    Da hat Warnock die Bibel ebensowenig verstanden, wie die Idee der Menschenrechte.

    >>Der größte Zerstörer des Friedens ist heute der Schrei des unschuldigen, ungeborenen Kindes.
    Wenn eine Mutter ihr eigenes Kind in ihrem eigenen Schoß ermorden kann, was für ein schlimmeres
    Verbrechen gibt es dann noch, als wenn wir uns gegenseitig umbringen?
    Sogar in der Heiligen Schrift steht: „Selbst wenn die Mutter ihr Kind vergessen könnte, ich vergesse dich nicht.“
    Aber heute werden Millionen ungeborener Kinder getötet, und wir sagen nichts.<<
    (Mutter Theresa)

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  3. Es mag sein, dass das Zitat, „er tritt für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche ein“, etwas ungenau ist und an seiner tatsächlichen Ansage vorbeigeht.
    Für mich macht es allerdings einen Unterschied zu sagen, es gäbe ein „Recht“ auf Schwangerschaftsabbrüche oder Schwangerschaftsabbrüche seien ein „Menschenrecht“.
    Das „Recht auf einen Abbruch“ kann bedeuten, dass Frauen in Not „legal“ durch einen Abbruch geholfen werden darf.
    Das „Menschenrecht“ auf einen Abbruch stellt den Abbruch als „normalen“ Eingriff dar, der generell vorgenommen wird.
    Ich bin im Prinzip gegen die Abtreibung, kann mir aber vorstellen, unter bestimmten Gegebenheiten für einen Abbruch zu stimmen.
    Ich halte das für einen barmherzigen Umgang mit Frauen, die ohnehin in großer Not sind.
    Gegen einen leichtfertigen Abbruch, weil ein Kind gerade nicht ins Leben der Frau passt oder man aus „Versehen“ schwanger geworden ist und nun den „Schaden“ beheben will, würde ich mich aber genauso energisch wehren, wie ich mit einem notleidenden Menschen barmherzig sein möchte.

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  4. Abtreibung ist Mord. Zustimmen könnte ich nur, wenn das Leben der Mutter nicht anders zu retten wäre.
    Es gibt Möglichkeiten zur Unterstützung, auch finanziell.

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  5. Ich denke man muss in der ganzen Abtreibungsdebatte einfach unterscheiden zwischen „ich würde selbst nie abtreiben und verstehe auch die Bibel so“ und „Ich glaube Abtreibung ist falsch und muss andere Menschen dazu zwingen, das auch so zu sehen“.

    Die persönliche Haltung ist definitiv zu rechtfertigen und steht auch jedem Christen/-in frei, aber die eigene wertgeleitete Haltung anderen in Gesetzesform zu „verordnen“ finde ich schwierig. Ich plädiere dafür, dass Abtreibungen legal bleiben, auch wenn ich persönlich jeden Menschen gerne berate und mich dafür einsetzen will, dass möglichst niemand diese Option für sein ungeborenes Leben in Anspruch nehmen muss. Ich wünsche mir, dass wir Christen Menschen positiv zu einer Elternschaft ermutigen und ihnen nicht mit Angst, Druck und Strafe eine Entscheidung abverlangen und das als Mord labeln.

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