Uwe Siemon-Netto ist tot

Der Journalist, Autor und lutherische Theologe Uwe Siemon-Netto ist am 29. August gestorben. Als pointierter Kolumnist mit klarer Haltung prägte er über Jahre die Publizistik – auch die christliche.
Von Norbert Schäfer

Der renommierte Journalist und evangelisch-lutherische Theologe Uwe Siemon-Netto ist tot. Er verstarb am 29. August 2025 im Alter von 88 Jahren in Laguna Woods im US-Bundesstaat Kalifornien. Das berichtet die Evangelische Nachrichtenagentur Idea am Montag.

Siemon-Netto wurde am 25. Oktober 1936 in Leipzig geboren. Er begann seine journalistische Laufbahn 1956 bei der „Westfalenpost“. Ab 1958 berichtete er über den Mauerbau für die Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Im Verlauf seiner Karriere arbeitete er als Korrespondent des Axel‑Springer‑Auslandsdienstes in London, New York und Asien sowie als Kriegsreporter im Vietnamkrieg von 1965 bis 1969. Später betreute er als Seelsorger Vietnam-Veteranen. Von 1969 bis 1973 war Siemon-Netto Nordamerika-Korrespondent beim Stern, anschließend stellvertretender Chefredakteur der „Hamburger Morgenpost“.

1986 begann Siemon-Netto im Alter 50 Jahren ein Theologiestudium an der Lutheran School of Theology in Chicago, das er 1988 mit einem Master abschloss. 1992 erwarb er in Boston seinen Doktortitel in Theologie und Religionssoziologie. 1996 folgte ein Postdoc‑Jahr am Center of Theological Inquiry in Princeton zur Beziehung zwischen Journalismus und Theologie.

Zwischen 2000 und 2005 leitete er das Religionsressort der Nachrichtenagentur United Press International in Washington, D.C. 2006 gründete er das Center for Lutheran Theology and Public Life, das er später an die Concordia University Irvine und nach Capistrano Beach (Kalifornien) verlegte. Für sein theologisches Wirken erhielt er 2004 eine Ehrendoktorwürde des Concordia Seminary sowie im Jahr 2009 den Friedrich‑Hecker‑Freedom Award für seine Verdienste um die deutsch‑amerikanischen Beziehungen.

„Uwe motzt“ in der PRO

Für das christliche Medienmagazin PRO schrieb Siemon-Netto in kritisch-spöttischer Manier viele Jahre lang in einer eigenen Kolumne unter dem Titel „Uwe motzt“ über gesellschaftliche und kirchliche Missstände.

Meinungsstark und auf den Punkt habe Siemon-Netto Politik, Kirche und der Gesellschaft den Spiegel vorgehalten, sagt der damalige Redaktionsleiter Christoph Zörb auf Anfrage. „Manchmal auch uns selbst.“ Siemon-Netto habe dieses bescheidene Format gemocht. „Er wollte es. Wir wollten es. Und die Leser haben die Kolumne geliebt“, erinnert sich Zörb, und weiter: „Er hatte viel zu sagen. Mit Uwe Siemon-Netto ist ein bedeutender Journalist gestorben. Jetzt kann er schauen, was er im Leben geglaubt hat.“

Der Vorsitzende der Evangelischen Nachrichtenagentur Idea, Helmut Matthies, würdigte Siemon‑Netto als einen außergewöhnlich vielseitigen Journalisten. Matthies hob Siemon‑Nettos Christusorientierung hervor, die gewachsen sei aus den Erfahrungen als Kriegsreporter, sowie seine klare Analyse des Zeitgeists – geprägt durch ein konservativ-lutherisches Verständnis, kritisch gegenüber einer als verweltlicht empfundenen EKD. Idea habe ihm „viele große, aber auch polarisierende Artikel zu verdanken“, erklärte Matthies.

Fast 60 Jahre lang war Siemon-Netto mit der Engländerin Gillian (geb. Ackers) verheiratet. Das Paar lebte in Südkalifornien und Frankreich. Nach Gillian Tod im März 2022 heiratete Siemon-Netto im April 2023 erneut. Karin von Renthe‑Fink wurde seine Frau.

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