Dietz: „Evangelikale Mitte darf sich von lauten Minderheiten nicht lähmen lassen“

Der Theologe Thorsten Dietz versucht in einem neuen Buch, die evangelikale Bewegung in einer Landkarte zu vermessen. Warum das Image der Frommen ruiniert ist, wo er Chancen sieht und ob er sich selbst als evangelikal bezeichnet, erklärt er im PRO-Interview.
Von Nicolai Franz

Herr Dietz, ich habe einen Verdacht: Jeder und niemand weiß, was das Wort „evangelikal“ eigentlich bedeutet. Stimmt das?

Das kann man so sagen. Jeder hat ein Bild von Evangelikalen, nämlich entweder sehr positiv oder sehr kritisch, dazwischen ist nicht viel. Und: Alle tun sich schwer, wenn sie mit der wirklichen Vielfalt der Bewegung konfrontiert werden.

Es gibt manche Definitionen für Evangelikale. Aber wenn man die Menschen fragt, auf die das zutrifft, sagen viele: „Evangelikal? Ich nicht.“ Woher kommt das?

Es gibt das sogenannte Bebbington-Quadrilateral, das vier Merkmale für Evangelikale kennt: Autorität der Bibel, Liebe zu Jesus, Erfahrung einer Bekehrung und Aktivismus für Mission und Diakonie. Diese Frömmigkeitsmerkmale gibt es aber auch bei vielen Katholiken und Lutheranern. Daher ist es für das Konzept auch wichtig, ob man sich in der Geschichte der protestantischen Erweckungsgeschichte sieht. Innerhalb dieser Erweckungsgeschichte distanzieren sich jedoch immer mehr Menschen von gewissen Zuspitzungen der Vergangenheit, in Kirchen, im Pietismus, im Methodismus. Das macht es kompliziert. Neben den Frömmigkeitsmerkmalen und gemeinsamen Geschichte ist es daher auch wichtig, ob sich Menschen heute mit evangelikalen Institutionen identifizieren, in erster Linie mit der Evangelische Allianz. Das ist mein Versuch einer komplexen Definition der Bewegung.

Warum heißt die Allianz denn dann nicht „Evangelikale Allianz“?

„Evangelical“ hieß auch in den USA lange einfach „evangelisch“. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg bekommt „evangelical“ im angelsächsischen Bereich diesen anderen, „erwecklichen“ Akzent, anders als „protestant“. Das deutsche Kunstwort „evangelikal“ wird erst ab den 1960er Jahren gebräuchlich, wo die deutschen Erweckten und Bekennenden Christen beginnen, sich zur weltweiten evangelikalen Erweckungsbewegung hinzuzuzählen.

Können Sie in einem Satz sagen, was für Sie evangelikal bedeutet?

Menschen mit Mission! (lacht) Auf jeden Fall gehört die „Jesus-First“-Begeisterung dazu, der starke Fokus darauf, dass Jesus das Zentrum meines Glaubens ist – und dass ich darum einen Auftrag habe, diesen Glauben zu bezeugen. Das ist der Kern.

Das könnte auch ein Katholik von sich sagen.

Johannes Hartl (Gründer des Gebetshauses Augsburg, d. Red.) wäre in diesem Sinne evangelikal, ja.

„Evangelikal“ ist also keine Konfession, sondern …

… eine Frömmigkeitsprägung, die konfessionell sehr stark ins Evangelische kippt, weil für die anderen Konfessionen die Kirche, die Liturgie oder bestimmte Amtsstrukturen unverzichtbar sind. Für Evangelikale ist außer Jesus und der Bibel eigentlich nichts unverzichtbar. Diese Konzentration macht sie in anderen Fragen so flexibel und innovativ.

Wer sich heute in Deutschland selbstbewusst „evangelikal“ nennt, ist theologisch konservativ. Die Progressiven, die auch Ihre Definition teilen, tun sich schwer damit.

Das ist absolut so, hat aber auch eine historische Entwicklung. Evangelikale waren in ihren Anfängen die Progressiven. Von kirchlich konservativen Gruppen wurden sie oft abgelehnt. Diese nennen sich erst evangelikal, seit sie in ihren eigenen Kirchen stark an Einfluss verloren haben. In den 1980ern rangen in Deutschland noch viele konservative Christen darum, ob sie sich als evangelikal bezeichnen sollen. Heute tun sie es oft, damit sie überhaupt noch als Teil einer weltweit großen Bewegung wahrgenommen werden können.

Es geistert die Zahl von ein bis zwei Millionen Evangelikalen durch Deutschland. Wie kommt man darauf?

Die Faustregel früher war: 300.000 Freikirchler, 300.000 aus Gemeinschaftsbewegung und CVJM, 100.000 in ganz freien Gemeinden plus die Erfahrung, dass die Hälfte der bei der Evangelischen Allianz Engagierten aus der Landeskirche kommen. So kam man zu der Zahl. Überprüfbare Zahlen gibt es aber nicht. Heute gibt es zum Beispiel auch mindestens 200.000 russlanddeutsche Gläubige, die immer mehr in die evangelikale Bewegung hineinwachsen. Auf der anderen Seite wollen sich immer mehr Freikirchler gar nicht mehr so nennen.

Sind Evangelikale Fundamentalisten?

Nein, pauschal nicht. Aber: In jeder Religion können sich fundamentalistische Strömungen bilden. Bei den Evangelikalen gibt es die Versuchung, das Bibelverständnis so absolut zu setzen, dass man sich weltanschaulich aus einem echten Dialog mit Andersdenken ausklinkt, zumindest potenziell. Aber wie gesagt, unter den Evangelikalen in Deutschland betrifft das eine lautstarke Minderheit.

Die wenigsten derer, die Sie meinen, würden sich selbst Fundamentalisten nennen.

So ist es. Bis in die 1990er war das anders, da nannten sich Evangelikale, die sich zur Irrtumslosigkeit der Bibel bekannten, noch selbstbewusst fundamentalistisch. Als politischer Extremismus weltweit den Ruf des Wortes ruinierte, gaben sie diese Bezeichnung auf.

Es gibt ja den theologischen Fundamentalismus von Anfang des 20. Jahrhunderts, als konservative Theologen unverzichtbare Glaubensgrundsätze definierten. Der Fundamentalismus, den Sie skizzieren, erinnert ein bisschen an die Grünen, vor allem von früher: Mit den Realos kann man reden und Politik machen, mit den Fundis nicht.

Fundamentalismus ist immer eine geistige Ideologisierung und eine soziale Radikalisierung. Man setzt bestimmte Positionen absolut und klammert daran alles historisch, biografisch oder persönlich Bedingte aus, sodass man sich gar nicht mehr selbst relativieren kann. 

Wenn in der evangelikalen Welt ein Sachbuch erscheint, wird es meist von den Konservativen verrissen und von den Progressiven gelobt – oder umgekehrt. Bei Ihrem Buch finden alle Seiten viele lobende Worte. Hat Sie das überrascht?

Ich habe mich wirklich um Fairness bemüht. Und ich freue mich darüber, dass ich bislang tatsächlich viel Anerkennung von konservativer wie von offenerer Seite erfahre. Ich wollte ent-polarisierend erst einmal eine gemeinsame Wirklichkeit beschreiben. Natürlich beziehe ich auch wertend Stellung, das mache ich aber auch transparent. Jeder soll sich erst einmal wiedererkennen können, bevor es zu einer Bewertung kommt.

„Einer Chaos-Partei zu widerstehen, ist keine Heldentat.“

Ihr Buch basiert auf dem Podcast „Das Wort und das Fleisch“. Was hat Sie bewogen, ein dickes Buch über Evangelikale zu schreiben?

Es gab zu dem Podcast sehr viele Reaktionen von sehr vielen Zuhörern, verbunden mit vielen weiterführenden Fragen und Hinweisen. Daher habe ich mich danach noch einmal in viele Quellen und Forschungen zum Evangelikalismus vertieft und mit diesem Buch eine deutlich umfassendere Sicht des Stoffs aus dem Podcast vorgelegt. 

Sie sehen als größte Herausforderung für Evangelikale den Rechtspopulismus. Ist der bei Evangelikalen tatsächlich stärker ausgeprägt als im Rest der Gesellschaft?

Wir haben für Deutschland keine soliden Zahlen, wohl aber in anderen Ländern mit hohem Anteil von Evangelikalen. In den USA, in Brasilien, aber auch in Ungarn wählten die Evangelikalen mehrheitlich eine rechtspopulistische Politik. In Deutschland grenzen sich die meisten evangelikalen Repräsentanten von solchen Tendenzen ab. Aber stark ist Rechtspopulismus bislang überall da, wo er eine charismatische Führerpersönlichkeit anzubieten hat. Die gibt es in Deutschland nicht. Das heißt, dass es für die deutschen Evangelikalen noch gar keine echte Versuchung gab. Einer Chaos-Partei zu widerstehen, ist keine Heldentat.

Sie prognostizieren: „Heute ist es eine entscheidende Zukunftsfrage, welche Kräfte sich in der evangelikalen Welt durchsetzen werden. Sie könnte daran zerbrechen.“ Das klingt pessimistisch.

Nicht jeder Zerbruch ist gleich schrecklich. Der weltweite Evangelikalismus ist mittlerweile so breit aufgestellt, dass er in einigen Ländern keine Bewegung mehr ist, sondern ein Tauziehen. Es gibt viele Strömungen und Sub-Gruppen. Es muss nicht schlimm sein, wenn es bunter und diverser wird und manche sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln.

Hat der Begriff „evangelikal“ eine Zukunft?

Wenn es eine begriffliche Alternative gäbe, würde sie begeistert ergriffen werden.

Thorsten Dietz: „Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt“, SCM, 496 Seiten, 24,99 Euro, ISBN: 9783417000153

Haben Sie eine?

Nein. Das öffentliche Verständnis dieses Wortes wird durch die USA bestimmt, und das ist eine Katastrophe. Man wurde hierzulande groß auf dem Ticket der erfolgreichen amerikanischen Entwicklung und wurde Teil einer weltweiten Bewegung, in der sich viel Gutes lernen ließ. Aber viele bekannte Zugpferde des US-Evangelikalismus heute sind manchmal peinlich, manchmal sogar schrecklich. Natürlich gibt es in den USA auch noch sehr viel Positives, da ist noch nichts entschieden, aber die aktuelle Situation ist schon bedrückend. Die Trump-Gefahr ist noch nicht gebannt. 

In den USA sind es vor allem die weißen Evangelikalen, die Trump unterstützen, bei evangelikalen Schwarzen und Latinos ist das genau anders herum. Auch die National Association of Evangelicals, die US-Allianz, ist politisch deutlich diverser.

In meinem Buch nenne ich die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) immer wieder als positives Gegenbeispiel zum Rechtsevangelikalismus. Wenn die WEA und die Lausanner Bewegung in der öffentlichen Wahrnehmung stärker bestimmen würden, was „evangelikal“ bedeutet, dann wäre viel gewonnen. Sie müssten klarmachen, dass die weißen US-Evangelikalen mit Rechtsdrall nicht die Norm sind, sondern dass sie die Verirrung sind. Aber warten wir es ab.

„Die missionarische Aufgabe, wie wir Jesus heute bezeugen können, ist viel größer als das Problem der radikalen Abweichler.“

Sie gehen viel auf Krisenherde in der evangelikalen Szene ein. Was ist mit der Mitte?

Tatsächlich sind die Flügel oft besonders laute Minderheiten. Die evangelikale Mitte sollte sich Sorgen machen, wie sehr sie sich von den Polen lähmen lässt. Sie entfaltet insgesamt nicht genug Attraktivität und Faszination für Menschen heute. Der Verlust an Tuchfühlung mit der gesellschaftlichen Mitte, darüber sollte man sich sehr viel mehr Gedanken machen. Die Radikalen werden sich irgendwann selbst überschlagen und auflösen. Die missionarische Aufgabe, wie wir Jesus heute bezeugen können, ist viel größer als das Problem der radikalen Abweichler.

Und nun Hand aufs Herz: Zählen Sie sich zu den Evangelikalen? 

Wenn wir den Begriff weit fassen und die ganze Geschichte sehen, gehöre ich dazu beziehungsweise gehört evangelikales Christsein zu mir. Wenn wir jedoch die ideologischen Strömungen des Evangelikalismus anschauen, die manchmal programmatisch polarisieren wollen, dann fühle ich mich nicht mehr mitgemeint. Die Lagerbildung bin ich leid. Da verstehe ich mich non-binär. Aber für eine evangelikale Haltung im Sinne von Jesus-Frömmigkeit und Liebe zur Bibel bin ich immer zu haben.

Vielen Dank für das Gespräch!

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19 Antworten

  1. Warum über einen Begriff philosophieren den jeder für sich selber definiert ?
    Ich bezeuge ja keine Bewegung sondern Jesus den Herrn !
    Soll die Welt darunter verstehen was sie will, ich fühle mich mit jedem verbunden der an Jesus den Retter glaubt und die Bibel gelten lässt. Und schon wird es kompliziert, wer glaubt noch an die Jungfrauengeburt, wer an die inspirierte Schrift, wer an die moralisch/ethischen Vorgaben ?
    Die Gemeinde Jesu war von Anfang an unter Dauerfeuer, das wird so bleiben bis der Herr wiederkommt !

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  2. Wer sich, – wie Dietz – , selbst diffamierend über andere Christen äußert, deren Veröffentlichungen als toxisch, etc. beschimpft, gerne die pauschale Unterstellung „rechts“ gebraucht, der muss sich selbst vorwerfen lassen, er sei „manchmal peinlich, manchmal sogar schrecklich.“

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    1. Christian, Herr Dietz, bezeichnet nicht Menschen als toxisch, sondern Aspekte, die toxisch wirken können. Würden Sie grundsätzlich sagen, dass „auf beiden Seiten“ nie giftige Pfeile verschossen werden, oder nur auf der einen oder anderen Seite? Sie können gegen Herrn Dietz polemisieren. Hier tun Sie es, ohne inhaltlich und erklärend zu wirken.

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      1. Um die Vorbehalte gegen Dietz im einzelnen hier auszuführen fehlt hier der Platz.
        Deshalb nur ein kleiner Hinweis:
        Wenn Dietz gegen ein literarisches Werk polemisiert, das vor 15 Jahren veröffentlich wurde, damals hochgelobt und vielen engagierten Protestanten zur Lektüre empfohlen wurde, (und von deutschen Theologieprofessoren redigiert/übersetzt war) – nur weil es Dietz nicht passt, dass dessen Autor (erst Jahre nach dieser Veröffentlichung) Sympathien für Trump geäußert habe, den Dietz (und zurecht auch viele andere) nicht leiden kann. – Dann hat das mit sachlicher Argumentation nichts mehr zu tun und wird dem von Dietz so verurteilten Werk nicht gerecht.
        Dietz‘ Klassifizierung des Werks als „toxisch“ ist offensichtlich völlig überzogen und unangemessen.

        Und – lesen Sie mich doch genau, wenn Sie meinen mich korrigieren zu müssen: „Dietz, bezeichnet nicht Menschen als toxisch…“???
        – wo ist da der Widerspruch zu meinem Text: „… deren Veröffentlichungen(!) als toxisch, etc. beschimpft“

        Allerdings bezeichnet Dietz selbst doch Menschen als „manchmal peinlich, manchmal sogar schrecklich(!)“.
        Dass man ihm hier einmal den Spiegel vorhält ist unbedingt notwendig.

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        1. Ihre Aussage ist sachlich schlicht irreführend respektive an der Wahrheit vorbei:
          Es geht um Eric Metaxas. Dessen Bonhoeffer Rezeption war unter Kennern der Materie nie respektiert noch irgendwie respektabel, auch vor der Zeit, als er dann in die extreme Ecke der religiösen Rechten vollends abtauchte. Ich kenne Christen, die den Vortrag Metaxas beim Willow Creek Kongress in Stuttgart über Bonhoeffer gehört haben und die entsetzt waren über die Arroganz und geschichtliche Ahnungslosigkeit dieses amerikanischen Journalisten. Hier geht es nicht um eine private Meinung von Thorsten Dietz – „nur weil es ihm nicht passt“.
          Sie halten also Dietz mitnichten einen Spiegel vor, sondern ein wenig qualifiziertes selbstgebasteltes Zerrbild!

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          1. Hallo Carvalho,
            was sie in selbst-angemaßter Urteilsfähigkeit hier eben mal in Grund und Boden verdammen, das hat zahlreiche und qualifizierte Empfehlungen erhalten, s.u.

            Stimmen zu Metaxas Bonhoeffer-Biographie:

            „Ein Buch, das Spuren hinterlässt. Unbedingt empfehlenswert!“
            (dran 2011)

            „Metaxas Biografie ist ein wunderbar geschriebenes, gut recherchiertes Buch, … “
            (dran 2011)

            „Eric Metaxas bringt uns Bonhoeffer, den ‚Helden-Pastor‘ so nahe wie kein Biograf vor ihm. Ein großartiges Buch, gründlich recherchiert und spannend erzählt.“
            Dr. Markus Spieker, TV-Auslandskorrespondent und Buchautor

            „Eric Metaxas‘ Bonhoeffer ist die Bonhoeffer-Biografie für unsere Generation. Sie ist ein Meisterwerk, das sich wie ein großer Roman liest …“
            Martin Doblmeier, Filmemacher (Dokumentarfilm Bonhoeffer)

            „Eines der herausfordendsten Bücher seit langem. Es hat viele Fragen in mir aufgeworfen. …
            John Ortberg, Bestseller-Autor

            „Anschaulich und packend geschrieben, stellt das Buch – gerade für jüngere Menschen – einen wunderbaren Einstieg in die Beschäftigung mit ihm dar.“
            Prof. Dr. Peter Zimmerling, Theologe und Bonhoeffer-Experte

            „Es gelingt Metaxas, den Lebensweg Bonhoeffers in die Zeit eingebettet und vor dem Hintergrund einer selten gewordenen tiefen Religiosität wunderbar zu schildern; das ist großartige Historiographie! Ich bin begeistert von dem Buch“
            H.J. Kuhlwein von Rathenow, Neffe des Widerstandkämpfers Ewald von Kleist-Schmenzin

            Auch Volker Kauder, damaliger Chef der Unionsfraktion:
            https://www.pro-medienmagazin.de/gottes-idee-von-einem-guten-deutschen/

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          2. Das ist artig die Verlagswerbung zitiert… in der seriösen Bonhoefferrezeption ist völlig klar, was von Metaxas zu halten ist.
            Wenn Mtaxas allerdings dazu anregen sollte, Bonhoeffer im Orginal zu lesen, soll es mir recht sein!
            PS Ich nehme an, dass Sie, Christian, bei Bonhoeffer selbst nachgelesen haben, wie dieser zu Bultmann stand – wissen Sie, dieser ganz „Böse“ aus Marburg -, oder haben Sie dazu etwas bei Metaxas gefunden?

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    2. Ich fand es recht sachlich formuliert und klar. Er wollte niemanden beleidigen denke ich.

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  3. Evangelikal wird auf jeden Fall von den Insidern so gesehen, dass man sich, was den Glauben angeht, auf dem richtigen Weg befindet. Deshalb hat dieser Begriff eine so hohe Bedeutung. Nun hat aber die Mitte der Evangelikalen massiv verschoben, um die es Dietz ja recht stark geht. Vor Jahrzehnten war die Theologie der nach Dietz „lauten Minderheit“ der evangelikale Mainstream und nicht die Theologie von Dietz. Nun scheint aber gerade das nicht das Thema des Buches zu sein. Warum hat sich die Mitte verschoben? Hat sie sich zu Recht oder Unrecht verschoben? Wenn aber dann von der konservativen Seite das Verlassen der früheren Mitte beschrieben wird werden die Vertreter von Dietz und anderen angegriffen. Man kann doch die Evangelikalen in eine weniger konservative Richtung führen und liberal werden wollen. Nur, warum beklagt man es dann wenn es dagegen Widerstand gibt. Es ist schon ein seltsames Vorgehen immer mehr biblische Inhalte abzulehnen, sich aber trotzdem als evangelikal und nicht als liberal zu bezeichnen. Dass es darüber hinaus noch genügend Leute gibt, die dieser seltsamen Vorgehensweise von Dietz noch eine Vermittlerposition zubilligen ist zudem eigenartig. Wenn das Wesentliche nicht benannt wird wie anscheinend in diesem Buch helfen auch viele Hunderte Seiten nicht

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    1. Im Zentrum Ihrer Kritik steht: Früher war der Mainstream der Evangelikalen so wie heute die von Dietz kritisierten „lautstarken Minderheiten“ am konservativen Rand. Für diese Bahauptung müssten Sie mindestens so gute Quellenarbeit leisten, wie Dietz das tut. Der ist nämlich ein ausgezeichneter Kenner der evangelikalen Geschichte und kommt zu seinen Urteilen aufgrund eines intensiven Quellenstudiums. Sie hingegen postulieren völlig ungedeckt!

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      1. An dieser Äußerung sieht man, wo das Diskussionsniveau teilweise angekommen ist. Es sollen sich doch bitte nur Leute äußern, die alles zutiefst wissenschaftlich betrachten und nicht solche wie ich die nun auf 50 Jahre Leben im evangelikalen Spektrum zurückblicken und ihre Beobachtungen wiedergeben. Das ist eine Haltung der ich hiermit in aller Form widerspreche und ablehne.

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        1. D.h. Sie plädieren dafür, dass man auch ohne wirkliche Kompetenz in Sachfragen weitreichende Urteile fällen sollte…. Das ist ja großartig! Und es passt!

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          1. Natürlich plädiere ich dafür. Denn wie oft hat es schon wissenschaftliche Festhaltungen gegeben, die sich dann als grottenfalsch herausgestellt haben Es hat deshalb nicht immer nur der ein Recht gehört zu werden, der einen tollen Namen hat. Es gibt so viele wissenschaftliche Arbeiten, wo das Resultat von vorn herein feststeht. Deshalb muss jeder prüfen, was Sache ist egal wie er heisst. In der Demokratie heisst es deshalb nicht: Hirn für alle ohne Doktortitel an der Garderobe abgeben.

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  4. Mich hätte ja auch interessiert, wie Herr Dietz die „Autorität der Bibel“ selbst definieren würde. Ich habe da schon einige Aussagen von ihm gehört, die mich stutzig gemacht haben. Bei Pro kann man mit solchen kritischen Fragen nicht rechnen. – oder sind solche kritischen Fragen gerade nicht in Vogue bei „den Medienschaffenden“?

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  5. Es ist schwer, der Aussage: „ich bin Christ“ mit einer hilfreichen Einengung mehr Klarheit zu verschaffen. Da der Begriff evangelikal immer mehr in ein zweifelhaftes Licht gezogen wird, versuche ich es mit „bibeltreu“, aber auch dies ist wild interpretierbar. Zumindest erlaubt es mir, Glaubensgenossen über alle Konfessionen auszumachen.

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  6. Übrigens, das „Jesus First“, zudem auch Hartl stehen kann, wird auch von vielen liberalen Theologen so gesehen. Wenn ich Jesus als guten Menschen sehe, er aber nicht für unsere Schuld gestorben und auferstanden ist, seine ethischen Vorstellungen aber prägend sind kann man einem “ Jesus First“ beipflichten. Damit sind viele Liberale auch evangelikal?! An diesem Beispiel sind man wie beliebig und unpräzise viele Begriffe auch gerade in der Theologie verwendet werden. Das ist sicherlich kein Fortschritt und wird einer gesunden Verkündigung des Evangeliums nicht dienen. Beliebigkeit haben wir schon genug und dann wird es auch immer unrelevanter ob ich mein „Heil“ in einer NGO oder eine Kirche suche. Aber für viele ist man ja gerade damit auf dem richtigen Weg

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    1. „[W]ie beliebig und unpräzise viele Begriffe gerade in der Theologie verwendet werden“ – nein, das sieht man eben nicht. Thorsten Dietz hat in seinem Podcast – trotz des Formats – sehr präzise und begrifflich luzide argumentiert und die einschlägige Literatur verlinkt. In seinem neuen Buch – das ich ganz sicher über kurz lesen werden – verbreitert er die Quellenforschung nach eigtenem Bekunden nochmals.
      Fundamentalisten – wie Matze – urteilen ständig sehr weitgehend über Sachverhalte, von denen sie keine wirkliche Kenntnis haben. Diese geradezu plakative Ignoranz ist vermutlich die Voraussetzung für derartige Urteile.
      PS Das Kritierium, das Matze für ein akzeptables „Jesus first“ allein gelten lässt, zeigt neuerlich, wie sehr Fundamentalisten an stereotypen Satzwahrheiten kleben! Denn was heißt das denn, dass Jesus für unsere Schuld gestorben ist? Man kann doch nicht einfach einen Halbsatz raushauen und denken, damit sei alles gesagt! Walter Klaiber – Neutestamentler und Altbischof der Evangelisch-methodistischen Kirche – hat in einem kleinen Büchlein (Jesu Tod und unser Leben. Leipzig, 2. korr. Auflage 2014) den vielfältigen neutestamentlichen Befund zusammengetragen. Schon auf der Ebene des NT ist keinesfalls die eine Deutung vorhanden! Fundamentalisten verdanken ihre Urteile dem Umstand, dass sie die Bibel gerade nicht lesen bzw. nur enorm selektiv wahrnehmen, was ihren groben Rastern sich zu fügen scheint!

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  7. Liest man die Kommentare, muss man zum Schluss kommen, das Auseinanderbrechen der Evangelikalen scheint nicht mehr aufzuhalten. Ich verwende die Begriffe ungern, weil inflationär angewandt, aber „Hass und Hetze“ bestimmen den auch hier auf Pro den „Dialog „.
    Hat man vor Jahren noch Pluralismus und Toleranz auf die Fahnen geschrieben pflegt man heute sein Feindbild und verschanzt sich im Schützengraben um nur für gezielte Tötungsschläge aufzutauchen.
    Irgendwie abstoßend ! Versuchen wir doch etwas gelassener zu werden, das Jesus-Projekt wird nicht aufzuhalten sein, auch wenn wir auf eine Bewertung unserer Positionen noch eine kleine Weile warten müssen.

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