PRO: Ihre neue Autobiografie heißt „Transformer: Awakening From A Spiritual Coma“. Wie wurden Sie verändert? Wie waren Sie vorher, und wie hinterher?
Nick Shakoour: : Auch wenn ich in einer griechisch-orthodoxen Familie aufwuchs, kannte ich Gott nicht. Nach Jahren der üblichen Enttäuschungen, gescheiterten Beziehungen und Freundschaften, war es, als wenn mir das Leben nie mal eine Pause gönnen würde. Sowohl persönlich als auch beruflich. Mit der Zeit verlor ich das Gespür dafür, wer ich eigentlich bin. Als ich mit der Arbeit für „The Chosen“ begann, wurde alles noch schlimmer. Wenn man erfolgreich ist, werden die Probleme, die man hat, nur verstärkt.
Ein Handwerker am Set lud mich zu einer christlichen Konferenz ein. Dort legten mir ein paar Leute die Hände auf, beteten für mich und sprachen in Zungen. Auf einmal spürte ich die direkte Anwesenheit von Gott vor mir – es war wie ein siebenstöckiges Gebäude, das vor mir stand. Mein Körper schien Feuer zu fangen. Als das Feuer meinen Kopf zu erreichen schien, fühlte es sich an, als würde ich sterben und wieder zum Leben erweckt werden. Danach spürte ich das, was Jesus den Heiligen Geist nennt, überall um mich herum. Ich war völlig perplex. Danach wurde ich nicht etwa zu einer heiligen Person. Es gibt keinen, der perfekt ist. Aber ich spürte Gottes Gegenwart um mich herum. Das war eine Transformation. Ich fühle mich jetzt frei. Und ich fühle mich mehr als der, der ich sein sollte.
Was geschah danach?
Ich begegnete von da an immer mehr Menschen, die ebenfalls gläubig sind, die Gott kennen. Teilweise auch außerhalb der Arbeit zu „The Chosen“. Klar, ich war Teil einer Serie über Jesus, aber meine Seele suchte nach etwas anderem. Ich suchte andere Menschen, die auch Gott getroffen hatten. Übrigens, ich dachte, von nun an werde alles einfacher im Leben. Aber das ist nicht so (lacht). Gottes Definition einer Veränderung des Lebens ist eine andere als unsere. Auch die Jünger Jesu dachten, nachdem sie Jesus getroffen hatten: Cool, jetzt gibt es nur noch 1. Klasse-Behandlung für uns. Aber nein, das war nicht so.
Veränderte diese Erfahrung Ihre Sicht auf Ihren Beruf als Schauspieler?
Ja, aber anders als ich erwartet hatte. Ich dachte, nun würde ich noch leidenschaftlicher bei der Arbeit sein. Aber im Gegenteil, es dämpfte in gewisser Weise meine Passion für den Beruf. Das Schauspielern mag ich weiterhin, aber es hat nicht mehr dieselbe Bedeutung für mich. Vorher war die Schauspielerei das Wichtigste in meinem Leben, es war mein Gott! Jetzt finde ich es immer noch gut, aber ich bin offen für Gott: Was will er als nächstes mit mir tun? In gewisser Weise ist das Schauspielern für mich dadurch einfacher geworden. Es hängt für mich nicht mehr so viel davon ab.
„Ich spürte das, was Jesus den Heiligen Geist nennt, überall um mich herum.“
Können wir als Zuschauer denn einen Unterschied erkennen zwischen dem Zebedäus in „The Chosen“ vor Ihrer Erfahrung und dem danach?
Diese Erfahrung fand im September 2022 statt, also vor drei Jahren. Ich hatte seitdem viele weitere gute Begegnungen und Erfahrungen, auch spirituell. Ich machte mir immer Notizen. Erst zwei Jahre später kam ich auf die Idee, aus diesen Erinnerungen ein Buch zu machen. So können die Leute sehen, welche Entwicklung ich gemacht habe: der Nick vor der Erfahrung und der Nick danach.
Wissen Sie von anderen Crew-Mitgliedern, die ebenfalls durch „The Chosen“ zum Glauben kamen?
Ich habe davon gehört, dass die Serie viele beeinflusst hat. Ich kenne aber niemanden Speziellem aus der Crew. Mir fiel nach meiner Erfahrung etwas auf: Zum Glauben kommen und Jesus in seinem Herzen anzunehmen, das ist schon eine wunderbare und intime Erfahrung. Aber es ist wirklich erschreckend, wenn man Gott persönlich trifft. Da hat man keine Wahl. Man „kommt“ nicht einfach so „zum Glauben“. Dein ganzer Körper, alle deine Zellen und Moleküle zittern, danach ist man nicht mehr derselbe. Ich las Artikel, in denen stand: „Nick Shakoour kam zum Glauben“. Na ja, stimmt. Aber ich traf Gott. Ich weiß, dass das manche seltsam finden. Ein Freund von mir scherzte mal: Viele Menschen studieren ihr Leben lang die Bibel, und sie kennen Gott durch die Schrift. Du kannst doch nicht einfach eine Abkürzung nehmen!
Wie reagierten Ihre Kollegen am Set von „The Chosen“ auf Ihre Verwandlung?
Ich kam zum Set und musste allen davon erzählen. Ich schrie die Leute förmlich an. Ich rief „Jesus! Jesus! Jesus!“ Die Leute waren etwas irritiert, andere waren vielleicht etwas verängstigt und ungläubig. Welche Ironie! Wir waren an einem Filmset, wo es um Jesus geht und was er tun kann, und dann kommt ein Schauspieler, von dem man es am wenigsten erwartet hätte, und der hat auf einmal diese Verwandlung. Viele waren geschockt. Denn das Fiktionale wurde auf einmal real.
Was steht für Sie als nächstes beruflich an?
Es geht zunächst einmal weiter mit „The Chosen“. Darüber hinaus weiß ich es noch nicht. Das nervt. Im Grunde sehe ich die Schauspielerei nicht mehr als meine Karriere an, wie ich es vorher tat. Ich weiß nicht, wohin die Reise als Nächstes gehen wird. Ich habe auf jeden Fall gelernt, das Leben zu genießen. Das ist etwas, was die Deutschen irgendwie gut können. Ich traf viele Menschen, auch sehr erfolgreiche. Und offenbar stellten sie die Beziehungen in ihrem Leben vor ihre Karriere. Das finde ich toll.
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In Amerika passieren politisch gerade ganz besondere Dinge. Wie ergeht es Ihnen da?
Viele haben dem aktuellen Präsidenten ihre Stimme gegeben, und nun sind sie schockiert. Viele haben einfach nicht erwartet, dass er so weit gehen würde. In seiner ersten Amtszeit waren vielleicht einige gegen seine Einwanderungspolitik, aber alles schien legal zu sein. Jetzt denken viele: Ach, du meine Güte! Mittlerweile sind in meinem Leben wichtigere Dinge passiert, sodass ich es nicht mehr so nah an mich heranlasse.
Sie sind zu einem Teil griechisch und zum anderen Teil libanesisch. Wie denken Sie selbst über Trumps Migrationspolitik?
Mein Vater ist Grieche und Libanese, mein Großvater war ein griechisch-orthodoxer Priester in Beirut. Meine Mutter ist Armenierin. Meine Eltern kamen in die USA, als ich sechseinhalb Jahre alt war. Als ich 21 Jahre alt wurde, bekam ich die amerikanische Staatsbürgerschaft. Die aktuellen Politiker bei uns verändern derzeit die Verfassung, nach der eigentlich gilt: Wer hier geboren wurde, ist automatisch amerikanischer Staatsbürger. Es gibt in der Tat Menschen, die illegal aus dem Ausland hierherkommen und die Vorteile dieses Landes ausnutzen. Und es gibt Kriminalität unter ihnen. Diese Menschen müssen des Landes verwiesen werden. Aber das sind nicht alles Mexikaner! Menschen kommen aus dem Ausland über Mexiko in die Staaten, weil das nicht so schwer ist. Mit einer ordentlichen Grenzkontrolle würde so etwas nicht passieren. Es gibt Familien mit Kindern, die seit 15 Jahren hier leben und hart arbeiten. Es ist irre zu sehen, wie diese Familien außer Landes geschafft werden. Die Kinder sind Amerikaner, sie wuchsen hier auf! Was sollen sie in Mexiko? Wäre ich Präsident, würde ich mir anschauen, um welche Familien es sich handelt, ob sie arbeiten und nicht kriminell sind. Dann sollten sie auch die amerikanische Staatsbürgerschaft bekommen sollen.
Vielen Dank für das Gespräch!