Spielfilm zum Claas-Relotius-Skandal: Erster Trailer

Den Fall Claas Relotius, des größten Fälschers in der jüngeren Geschichte des deutschen Journalismus, wollte der Spiegel sicherlich schnell vergessen. Nun erinnert eine Verfilmung an den Albtraum des Hamburger Nachrichtenmagazins.
Von Jörn Schumacher
Elyas M’Barek

Claas Relotius wurde erst mit den bedeutendsten Journalistenpreisen überhäuft und dann als Betrüger entlarvt. Der Fall aus dem Jahr 2018 sollte zum schlimmsten Albtraum für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel werden, das wohl wichtigste, renommierteste und stolzeste Medienhaus Deutschlands.

Der Spiegel-Reporter Juan Moreno, der mit Relotius zusammenarbeiten musste, deckte die Fälschungen seines Kollegen auf und schrieb darüber ein Buch: „Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus“ erschien 2019 im Rowohlt-Verlag. Bemerkenswert an der Geschichte ist unter anderem, dass Moreno zuerst selbst Anfeindungen erlebte und seine Karriere aufs Spiel setzen musste, weil er es wagte, den vielfach preisgekrönten, unfassbar netten jungen Kollegen Claas Relotius der Fälscherei zu verdächtigen – der schlimmste Verdacht, den man gegenüber einem Journalisten äußern kann.

Nun ist die Geschichte um Relotius verfilmt worden. Regie führte Michael Bully Herbig („Der Schuh des Manitu“, „Bullyparade“). In Anlehnung an den Buchtitel heißt die Mediensatire „Tausend Zeilen“. Als Produzenten traten Sebastian Werninger (UFA Fiction) und Hermann Florin (Feine Filme) auf. Florin zeichnet auch für das Drehbuch verantwortlich.

Nun wurde der erste Trailer veröffentlicht. Er verspricht eine witzig und bissig erzählte Mediensatire mit hohem Tempo mit hochkarätigen Schauspielern. Juan Moreno, der im Film Juan Romero heißt, wird gespielt von Elyas M’Barek („Fack ju Göhte“). Claas Relotius wurde zu Lars Bogenius, gespielt wird er von Jonas Nay („Deutschland 83“, „Persischstunden“). Zum Ensemble gehören außerdem Michael Maertens („Vorsicht vor Leuten“), Jörg Hartmann („Weissensee“) und Kurt Krömer.

Michael Bully Herbig sagte der Presse über seinen neuen Film: „Ähnlichkeiten mit unwahren Ereignissen könnten zufällig zutreffen. Die Fakten werden aber mit Sicherheit verdreht, damit’s am Ende stimmt!“ Der Film soll am 29. September 2022 in den deutschen Kinos starten.

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Eine Antwort

  1. „Albtraum des Hamburger Nachrichtenmagazin, des SPIEGELs“ ???
    Den Albtraum hat uns doch der „SPIEGEL“ dem Leser beschert, indem er nicht nur den Fälscher fröhlich fälschen ließ, sondern sogar den Aufdecker der Lügen fast mit Rauswurf bestraft hätte.

    Aber es stimmt ja leider. Es waren nicht nur die Lügen des SPIEGELs, – auch die Tatsache, dass SPIEGEL-Relotius mit zahlreichen Reporterpreisen geehrt wird, hat das Vertrauen in Berichterstattung und Reportagen für immer und insgesamt erschüttert.

    Denn das Versagen ist systematisch.
    Es ist eben nicht „Zahlen, Daten, Fakten“, auch nicht „das Wahre, Gute, Schöne“ das berichtet wird.
    Sondern Medien und Reporterpreise wollen genau dieses: Das Skandalisierbare, das Emotional aufrührende, wodurch Hypes, Wut und Empörung generiert werden soll.
    Emotionen, künstlich hervorgelockt mit sinnlosem Wortgeklingel, wie die FAZ hier treffend entlarvt:
    „Und wer die Texte trotzdem liest, der kann erst recht nicht glauben, wie taub die Jury immer noch für die falschen Töne ist, die sich schon von Ferne anhören wie das Detailgeklingel, welches Claas Relotius so perfekt beherrschte, bis in die Satzmelodie hinein:
    „Rosa sieht ihn noch vor sich, den Moment, als ihre Schwestern Belén und Lucía das Haus plötzlich verließen, es war im April, der argentinische Sommer ging zu Ende, das Schuljahr hatte begonnen, und es lag etwas Neues in der Luft“,
    so beginnt da also ein Text über südamerikanische Zwangsprostituierte.“
    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/der-reporterpreis-im-jahr-nach-dem-relotius-skandal-16512389.html

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