Rezension

„Spiegel“-Reportage über „Nervensäge im Talar“

Pastor Gottfried Martens öffnet seine Kirche für Menschen, die weder Behörden noch Gesellschaft aufnehmen wollen. Über das unermüdliche Engagement eines Geistlichen in Berlin-Steglitz berichtet der „Spiegel“ in einer Reportage über Kirchenasyl.
Von Norbert Schäfer
Pfarrer Gottfried Martens kritisiert den FAS-Artikel „Weil sie Christen sind?“: Der Text stelle die Glaubwürdigkeit christlicher wie auch jesidischer Asylsuchender in „unverantwortlicher Weise in Frage“

Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet in einer ausführlichen Reportage über das Engagement von Pastor Gottfried Martens, der sich in seiner Kirchengemeinde in Berlin-Steglitz für abgelehnte Asylbewerber und Asylsuchende einsetzt – Menschen, „die keiner haben will“. Dafür öffnet Martens die Gemeinderäume seiner Kirche für das Kirchenasyl und setzt so ein Zeichen von Solidarität, Verantwortung und christliche Nächstenliebe.

Unter der Überschrift „Dieser Pastor nimmt Menschen auf, die keiner mehr haben will“ nimmt „Spiegel“-Autorin Frauke Hunfeld den Leser mit in den Alltag von Pfarrer Martens, der in seiner Gemeinde seit mehr als zehn Jahren Menschen Zuflucht gewährt. Der Pfarrer sei für die einen „ein Irrer, ein Querulant, ein Naivling“, für andere ein „echter Christ, ein Hirte, ein Gewissensmensch“. Die Autorin nennt Martens eine „Nervensäge im Talar“. Nicht etwa, weil der laut sei, „sondern weil er sich leise auf die Werte beruft, die Deutschland den Anspruch hat zu verteidigen: Menschenrechte, Gewissensfreiheit, Religionsfreiheit“.

Hunfeld beschreibt emphatisch und ausgewogen, wie Pastor Martens – der sich von bürokratischen Grenzen und Hürden nicht abschrecken lässt – den biblischen Auftrag zur Nächstenliebe an „zum Christentum übergetretenen Geflüchteten aus muslimischen Ländern wie Afghanistan oder Iran“ konkret umsetzt. Menschen, denen der Tod drohe, sollten sie in ihre Heimatländer abgeschoben werden. Dazu führt Hunfeld Interviews mit den Beteiligten und beschreibt Einzelfälle.

Der Text gewährt facettenreiche Einblicke in einen Zufluchtsort, an dem Menschen Würde und Schutz finden. Und in das unprätentiöse Leben eines Pfarres, der aus ethischer und theologischer Überzeugung unermüdlich Verantwortung für Menschen ohne Bleibeperspektive übernimmt, in dem er Kirchenasyl gewährt. Einem Pfarrer, dem durchaus bewusst ist, dass es auch Asylsuchende gibt, „die sich nur taufen lassen wollen, weil sie hoffen, dass der Übertritt zum Christentum vor Abschiebung schützt“. Und der klar sagt, warum er unablässig mit Behörden um Asyl für seine Schutzbefohlenen ringt. „Die Taliban machen kein Bibelquiz“, erklärt er, und weiter: „Die bringen die Leute einfach um.“

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