Sorge vor Desinformation vor der Bundestagswahl

Eine Mehrheit der Deutschen fürchtet eine Beeinflussung der Bundestagswahl durch Falschmeldungen. Das zeigen aktuelle Untersuchungen.
Von Norbert Schäfer
Tastatur, Computer, Laptop, digital

Die Mehrheit der Bürger in Deutschland ist mit Desinformation im Netz konfrontiert und befürchtet eine Beeinflussung der Bundestagswahl durch Falschmeldungen. Das zeigten Untersuchungen von Helena Schwertheim vom Institut für strategischen Dialog (ISD) und Felix Kartte von der Initiative „Reset“, einer Organisation, die sich für mehr Demokratie im Netz einsetzt. Die Forscher haben die Bedeutung von Desinformation im Bundestagswahlkampf analysiert und berichteten in der aktuellen Folge des Faktenfinder-Podcasts der „Tagesschau“ vom Freitag von den Ergebnissen.

„Fast 90 Prozent, also neun von zehn Internetnutzern in Deutschland, sagen, dass sie Desinformation, virale Falschinformationen, im Netz für ein großes Problem halten für die Gesellschaft“, erklärte Kartte. Fast ebenso viele seien in jüngerer Zeit Desinformation begegnet. Dies gelte für Plattformen wie Facebook, Twitter, YouTube, oder Instagram.

Forderung: „Transparenz“

Rund 60 Prozent der Deutschen fürchten laut Kartte, dass solche Falschmeldungen einen Einfluss auf die Bundestagswahl haben könnten. Das Problembewusstsein sei besonders ausgeprägt in der Gruppe der jungen Frauen. Rund 30 Prozent der Internetnutzer gingen davon aus, dass die Bundestagswahl gefälscht werden könnte. Dies sei „bedrohlich und bedenklich für die Demokratie“, sagte Kartte.

Mehr als 60 Prozent der befragten Menschen hätten bei der Untersuchung angegeben, sie würden sich einen Wahlkampf wünschen, der weniger aggressiv sei. Dreiviertel der Befragten seien der Meinung gewesen, dass die Plattformbetreiber, aber auch die Regierung, zu wenig unternehmen, um die Demokratie vor Desinformation zu schützen. Kartte fordert in dem Gespräch mit „Tagesschau“-Moderator Michail Paweletz mehr Transparenz. Es müsse erkennbar sein, wer einen aufgrund personenbezogener Daten versuche, mit bezahlter Werbung im Netz anzuvisieren.

Schwertheim habe festgestellt, dass in den deutschsprachigen sozialen Medien Kampagnen zugenommen hätten, die das Ziel verfolgten, Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Wahlen zu säen, sagte sie. Hassreden und Hasskampagnen hätten negative Auswirkungen auf den demokratischen Prozess.

Mehr als ein Drittel der Betroffenen von Hass und Hetze im Internet hätten sich laut Kartte nach solchen Erfahrungen weniger aktiv politisch beteiligt und sich sehr viel vorsichtiger bei Meinungsäußerungen gezeigt. Das „Zum-Verstummen-Bringen“ von Menschen durch gezielte Hass-Kampagnen sei empirisch nachweisbar.

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4 Antworten

  1. Eigentlich wären wir mit einem seriösen Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunk bestens gegen Fake-News gerüstet.
    Dort gibt es exzellente Journalisten, die Informationen kenntnisreich einordnen, Hintergründe erhellen und Zusammenhänge aufzeigen. Personen, die über den Tellerrand der Tagespolitik hinaussehen,
    wie z.B. Dr. Markus Spieker(1),
    Constantin Schreiber(2)
    oder Thomas Reichart(3).

    Andererseits bringt dieser ÖRR aber zahlreiche Hörer und Zuschauer gegen sich auf, indem durch zwangs-„gegenderte“ Sprache eine offensichtlich einseitige sprachliche und gesellschaftspolitische Agenda forciert wird. So verliert der ÖRR Vertrauen und veranlasst Menschen zu alternativen Medienangeboten zu greifen.

    Beispiele für lesenswerte Hintergrundrecherchen:
    (1) https://www.scm-shop.de/uebermorgenland.html
    https://www.scm-shop.de/jesus-eine-weltgeschichte.html
    (2) https://www.weltbild.de/artikel/buch/inside-islam_23849883-1?&wea=8000528&utm_medium=cpc&utm_source=bing&utm_campaign=binggenerisch&msclkid=09fe553592a0165cb364343b2b9efc85&gclid=09fe553592a0165cb364343b2b9efc85&gclsrc=3p.ds
    (3) https://www.buecher.de/shop/china/das-feuer-des-drachen/reichart-thomas/products_products/detail/prod_id/59151616/

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  2. Und wenn schützt uns vor den Fake News der ÖRR und der großen Zeitungen? Die großen Medienhäuser sind zur übermächtigen 4. Gewalt geworden. Eine Politik, die im Übermaß auf Umfragen schielt und die Medien zur willfährigen Berichterstattung mit zu großen Finanzmitteln ausstattet macht sich in Teilen von den Medien abhängig. Wenn große Medien, wie immer wieder passiert, z. B. differenzierte Diskussionen wie zu Corona nicht zulassen läuft was schief. Zum Glück berichten gerade BILD und WELT etwas kritischer, gibt es die NZZ und den Talk im Hangar 7. Es muß ja deshalb nicht so bleiben wie es ist

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  3. Es ist immer wieder dieselbe unappetitliche Methode von rechtsgestrickten Kommentatoren so zu tun, als gäbe es „fake news“ auf allen Seiten. Damit soll die Grenze zwischen Wahrheit und konspirativer Propaganda verwischt werden! Das ist die Methode Trump, die – leider erfolgreich –versucht, alternative Fakten zu etablieren. Was nichts anderes bedeutet. als die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge zu verwischen. Kritischer Journalismus ist auch selbstkritisch und macht sich zum Gegenstand der Analyse und kontroverser Auseinandersetzung. Wer arbeitet denn innerhalb der deutschen Medienlandschaft wirklich investigativ? Dass diese Haltung der Verwischung von Wahrheit und Propaganda auch in bestimmten rechten christlichen Kreisen auf Gegenliebe stößt, hängt damit zusammen, dass dort eine unglaubliche ethische Verwahrlosung um sich greift, die nur „Trigger-Themen“ – wie „gender“, „Ehe für alle“ oder „Lebensschutz“ – wahrnimmt und alle anderen Themen als „links-grüne“ Ideologie abtut. (Wie weit dieser ethische Bankrott gehen kann, konnte man in den USA beobachten, wo alle ethischen Standards zugunsten der Parteinahme für DT geschleift wurden!) Dazu kommt in Deutschland der irrationale Hass auf Frau Merkel, die zum Kristallisationspunkt aller apokalyptischen Ablehnungsphantasien aufgebauscht wird. Dieser rechte Rand des Christentums spielt in Deutschland – Gott sei Dank und anders als in den USA – nur eine marginale Rolle. Auch konservative Christen sollten alles in ihrer Verantwortung Stehende tun, dass dies auch so bleibt.

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  4. Bei sich selbst kann die Tagesschau natürlich keine Desinformationen erkennen. Ich hingegen schon.

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