Solwodi fordert Einführung von „Nordischem Modell“

Der Hilfsverein Solwodi fordert mehr Hilfe und Unterstützung für Frauen, die Opfer von Menschenhändlern geworden sind. Häufig seien Nigerianerinnen besonders betroffen, weil sie über Italien nach Europa geschleust würden.
Von Swanhild Brenneke

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Menschenhandel am 30. Juli fordert die Frauen-Hilfsorganisation Solwodi eine flächendeckende Einführung des „Nordischen Modells“ in der Prostitution. Deutschland werde nicht umsonst als „Bordell Europas“ bezeichnet, heißt es in einer Pressemitteilung der Organisation. Viele Prostituierte in Deutschland seien Opfer von Menschenhandel. Sie hätten Angst vor Abschiebung und würden damit finanziell abhängig gemacht.

Allein im vergangenen Jahr hätten 235 Frauen aus Nigeria Beratungsstellen von Solwodi kontaktiert, die meisten seien Menschenhändlern zum Opfer gefallen. Nigerianerinnen würden über Italien nach Europa geschleust und in Italien und Deutschland der Prostitution zugeführt, berichtet der Verein. In Deutschland erhielten die Frauen kein Asyl, obwohl bekannt sei, dass zwischen Italien und Nigeria Menschenhändler-Netzwerke bestehen. Nach der Abschiebung würden sie auf dem Rückweg in Italien oft erneut Opfer von Menschenhändlern.

Abschiebungen aussetzen, Asyl gewähren

„Den Frauen muss eine andere Perspektive eröffnet werden. Zwingend nötig ist aber ein Umdenken in der Gesellschaft und die Einführung des Nordischen Modells“, sagte Maria Decker, Erste Vorsitzende von Solwodi. Beim „Nordischen Modell“ in der Prostitution werden nicht mehr die Frauen bestraft, die sexuelle Dienste anbieten, sondern die Freier, die diese wahrnehmen.

Außerdem müssten Abschiebungen bei Frauen ausgesetzt werden, bei denen die Gefahr besteht, dass sie wieder zur Prostitution gezwungen werden. Ihnen solle Asyl gewährt werden. „Das Recht auf Leben, Freiheit und körperliche Unversehrtheit sollte nicht aufs Spiel gesetzt werden oder mit juristischen und bürokratischen Eventualitäten ausgehöhlt werden. Wenn auch nur ein Anhaltspunkt besteht, der die Gefahr einer erneuten Zwangsprostitution untermauert, ist es die ethische Pflicht, hier zu schützen“, sagte Decker. Ihr Verein fordere eine konsequente Umsetzung des Grundrechtschutzes gegen Abschiebungen gemäß der Dublin-III-Verordnung für Betroffene von Menschenhandel.

Der Name SOLWODI steht für „Solidarity with women in distress“ (Solidarität mit Frauen in Not). Der Verein Solwodi Deutschland e.V. setzt sich für die Rechte von ausländischen Frauen in Deutschland ein, die Not und Gewalt erfahren haben, zum Beispiel in Form von Menschenhandel, sexueller Ausbeutung und Prostitution, Zwangsheirat oder sonstiger Gewalt.

Die Frauen, die bei den Beratungsstellen Hilfe suchen, werden von Sozialarbeiterinnen begleitet und erhalten psychosziale, medizinische und juristische Unterstützung. Die Mitarbeiterinnen helfen auch bei der Arbeitssuche und vermitteln Deutschkurse. Deutschlandweit gibt es 19 Fachberatungsstellen und sieben Schutzeinrichtungen.

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