Söder: „Das Gebet hilft mir oft“

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat in einem Interview bekannt, dass er betet und Gott um Vergebung für Fehler bittet. Und er erklärte, warum in der Staatskanzlei immer noch ein Kreuz hängt.
Von Norbert Schäfer
Markus Söder

In einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Einblicke in sein Gebets- und Glaubensleben gewährt. Der Glaube sei etwas Einzigartiges und eine „Hilfe und Stütze im Leben“ bekundete der Politiker. „Ich glaube und bin auch froh, dass ich glauben kann“, sagte er der Zeitung. Der Kirche empfahl Söder, an der eigenen „Resozialisierung und Erneuerung“ zu arbeiten. Auf die Frage, ob er sich wegen der Missbrauchsfälle wie viele Menschen von der Kirche entfremdet habe, antwortete er: „Die Lehren von Jesu Christi sind zeitlos (sic). Sie werden auch nicht durch die Fehler Einzelner obsolet.“ Die Kirche habe in der Vergangenheit viele Krisen erlebt, sich aber stets wieder erneuert. Das traut Söder den Kirchen auch in der aktuellen Situation zu. Der gebürtige Franke ist evangelischer Christ.

In dem Interview sprach sich Söder dagegen aus, ein Kreuz im Eingangsbereich der Staatskanzlei wegen der Missbrauchsskandale in der Katholischen Kirche symbolisch wieder abzuhängen. Das sei ein falsches Signal. „Es ist das Kreuz Jesu und nicht das Kreuz eines Einzelnen“, erklärte der CSU-Politiker. Er verurteilte das Fehlverhalten der Kirche und bedauerte die dadurch bedingten massenhaften Austritte. Der Ministerpräsident hatte 2018 verfügt, dass in bayerischen Behörden und der Staatsverwaltung Kreuze aufgehängt werden und dies mit der „kulturellen Prägung“ Bayerns begründet.

Gebet gibt Söder „Beistand und Halt“

Der Protestant betonte, dass Glaube und Kirche wegen Fehlverhaltens in den Kirchen nicht als falsch angesehen werden dürften. „Mich schmerzt, dass der Glaube und die einzigartige Idee Jesu Christi durch diese Fehler beschädigt werden“, erklärte Söder und forderte von der Kirche, zu ihren „einzigartigen Tugenden“ von sozialer Fürsorge und Spiritualität zurückzukehren.

Söder berichtete in dem Gespräch über seinen Glauben aus Kinder- und Jugendtagen. Auch darüber, dass er „wie so viele andere den Glauben etwas aus den Augen verloren“ habe, was sich mit dem Tod der Mutter 1994 „schlagartig verändert“ habe. In einem Gesprächskreis engagierter Christen habe er einen neuen Zugang zu Glauben gefunden. „Ich habe gelernt, zu beten, habe mich getraut, mich direkt an Gott zu wenden, und gespürt, dass wir Menschen mit dem lieben Gott reden können“, sagte Söder. Heute sei er glücklich, das wieder gelernt zu haben. „Das Gebet hilft mir oft. Dabei geht es um Beistand und Halt – gerade in schweren Zeiten.“

Söder hat Vorliebe für Astronomie

Sein Glaube gebe im Vertrauen, als Mensch getragen und angenommen zu sein. Umkehr und Vergebung seien immer möglich. Das gebe ihm „Halt und Kraft“. Der christliche Glaube werde jedoch in einer „hochrationalen Welt oft als Schwäche oder gar als zu altmodisch“ ausgelegt.

In dem Interview gestand Söder ein Faible für Astronomie. Der Blick ins All habe für ihn eine „Dimension des Glaubens“. Gesetzmäßigkeiten, Architektur und Weite des Universums deuteten auf einen „universalen Architekten“ hin, der dies alles entwickelt habe. „Für mich kann das am Ende nur Gott sein. Und Jesus Christus war sein Botschafter für uns“, konstatiert Söder.

Auf die Frage, ob er regelmäßig beichte oder als Protestant nur einmal im Jahr, antwortete der Ministerpräsident: „Ich bitte Gott um Vergebung für die Fehler, die ich mache. Da gibt es sicher einige.“

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

16 Antworten

  1. Hut ab! Ich wünschte mir mehr solcher offenen Bekenntnisse – jeder dort, wo er es kann. Und ich wünschte mir auch mehr eine, durch Gottes Wort geschärfte Begleitung solcher bekennenden Christen und unser Gebet für sie. Nach der friedlichen Revolution gab es in Sachsen viele solcher bewussten Christen in der Regierung. Viele sind nun ersetzt und die bekennenden Christen werden immer mehr zur Minderheit, besonders an den Schaltstellen der Gesellschaft. Aber wer, wenn nicht wir, können die zerstreute Herde auf den guten Hirten verweisen und versuchen Gottes Willen an entscheidenden Stellen umzusetzen?

    0
    0
  2. Inwieweit beachtet Herr Söder bei seinen Gebeten auch diese Bibelaussage in 1.Johannes 3,22
    „Alles, was wir erbitten, empfangen wir von Gott, weil wir seine Gebote halten und tun, was ihm gefällt.“?

    0
    0
    1. „Inwieweit beachtet Herr Söder …“ Ich weiß, „man wird doch wohl noch einmal fragen dürfen“? Klar, nur hat das so ein „Geschmäckle“, dem Jesus den Vergleich mit dem Splitter und dem Balken im eigenen Auge entgegenhält. Selbst bei der Ehebrecherin (kann man das alleine? gehören dazu nicht zwei?) sagt Jesus :“ Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“. Jesus allein hätte das tun können, aber er sagt nur:“ So verdamme ich dich auch nicht. Geh und sündige hinfort nicht mehr“ Wer in der Öffentlichkeit steht, sitzt sozusagen im Glashaus und alles was er tut wird gesehen und beurteilt. Bei uns „Kleinen“ sind wir mehr im Verborgenen – aber vor Gott ist doch alles offenbar. Deshalb sollten wir nicht verdächtigen, sondern wenn einer etwas gegen den anderen hat ihn (erst einmal unter 4 Augen (oder per Mail?) liebevoll ermahnen und auf den rechten Weg der Gebote verweisen. Und, unser Vorbild ist das stärkste Bekenntnis!

      0
      0
      1. @ Matthias

        Meine Frage ist eine Ermahnung im biblischen Sinne (2.Korinther 13,11; 1.Thessalonicher 3,2 und 4,1.10; 1.Timotheus 4,13).

        0
        0
  3. Warum eigentlich bekommt Herr Söder hier immer wieder ein Forum für „fromme“ Eigenwerbung? Mit Verlaub, das ist KEIN Journalismus!

    0
    0
    1. Wenn eine der größten deutschen Wochenzeitungen ein Interview mit einem sehr bekannten Politiker über seinen Glauben führt, das dazu noch über mehrere Seiten geht, dann ist das definitiv ein Thema für uns – auch wenn der betreffende Politiker schon immer mal vorkam ;).
      Grüße, die PRO-Redaktion

      0
      0
      1. Ach du liebe Zeit, schon wieder einer, der die Verballhornung eines Namens witzig findet! Infantilismus, und nicht der Rede wert!

        0
        0
    2. Lieber Herr Carvalho, es fällt immer deutlicher auf. Immer wenn jemand Jesus Christus nachfolgt (oder es wenigstens versucht) oder sich zu Jesus bekennt oder die Bibel zitiert oder zum Beten ermutigt, genau dann wird er von Ihnen angegriffen das ist irgendwie komisch.

      0
      0
      1. Wissen Sie, ich zweifle langsam an Ihren basalen Lese- und Verständnisfähigkeiten! Ich habe nicht Herrn Söder angegriffen, sondern moniert, dass er bei PRO ganz überproportional viel Raum zur „frommen“ Selbstvermarktung bekommt!

        0
        0
      2. PS
        @Gast
        Ich nehme es nun seit langer Zeit hin, dass Sie mir das Chrsitsein absprechen, mich zu einem Verführer, Irrlehrer und falschen Propheten erklären. Ich führe das auf Ihre sehr limitierten intellektuellen Fähigkeiten zurück und nehme Ihnen das nicht übel. Aber auch für Sie gilt das Gebot vom Falsch-Zeugnis-Reden!
        MfG

        0
        0
  4. Warum ist das ?
    Die Religion hat zutiefst mit dem Individuum zu tun!
    Atheisten äußern ebenso ihre (gemäß Ihrer Einschätzung) obsolete Meinung.

    0
    0
  5. Was mir immer wieder auffält, wenn Politiker auf christlichen Veranstaltungen auftreten bzw. wie hier in den Medien interviewt werden, erscheinen sie als die frömmsten Menschen. Aber, an ihren Früchten und ihren Taten sollt ihr sie erkennen. Denkt mal an den zurückliegenden Wahlkampf und an einige andere Dinge.

    0
    0
  6. Religion ist die furchtbarste Erfindung der Menschheitsgeschichte; sie hat millionenfaches Leid verursacht.
    Söder hält sich nicht an die vom Grundgesetz vorgesehene Trennung von Staat und Religion (Kreuze in bayerischen Amtsstuben). Warum muss der Staat die Kirchensteuer eintreiben? Warum bezahlt die Kirche ihre sehr gut besoldeten Bischöfe nicht selbst, sondern der Staat und somit alle (auch Atheisten) Steuerzahler? Kreuzzüge, Hexenverbrennung oder Pädophilie schon vergessen?

    0
    0

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen