Schutz von Geschlechtsidentitäten im Grundgesetz?

Politiker der Ampel-Regierung fordern, das Diskriminierungsverbot der Verfassung um die sexuelle Identität zu erweitern. Eine entsprechende Initiative bringt ausgerechnet ein CDU-geführtes Bundesland ein. Doch die Bundes-CDU spricht sich klar dagegen aus.
Von Martin Schlorke
Transgender

„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden“, heißt es in Artikel 3 des deutschen Grundgesetzes. Seit 1994 folgt zudem noch der Satz: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Doch das reicht einigen Politikern noch nicht. Geht es nach deren Wunsch, soll ein weiterer Satz ergänzt werden, der die sexuelle Identität schützen soll. Vor allem Familienministerin Lisa Paus sieht diese Notwendigkeit. Am Wochenende erklärte die Grünen-Politikerin im Rahmen des „Christopher Street Day“, dass die aktuelle Regelung nicht ausreichend sei. „Dieses Grundgesetz hat eine Lücke.“

CDU scheint uneins

Wie das RND berichtet, bereitet das CDU-regierte Berlin nun eine passende Bundesratsinitiative vor. Allerdings erklärte der Fraktionsgeschäftsführer der Union, Thorsten Frei (CDU) im selben Medium, dass diese Initiative ins Leere laufen dürfte. „Den Grundrechtekatalog, also die Herzkammer unserer Verfassung anzutasten, bedarf es ganz besonderer Gründe. Ich bin da grundsätzlich sehr skeptisch“, erklärte er. „Für eine Änderung des Grundgesetzes sehe ich aber auch keinen Anlass, da der Diskriminierungsschutz aufgrund der sexuellen Orientierung bereits in Artikel 3 verwirklicht ist.“ Zudem schütze die europäische Menschenrechtskommission, die Charta der Grundrechte der Europäischen Union und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz Menschen vor Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Identität.

Die beiden Fraktions-Vize von FDP und SPD, Konstantin Kuhle und Dirk Wiese, kritisierten die CDU für diese Haltung. „Eine Änderung der Verfassung ist an dieser Stelle seit Langem überfällig“, sagte Kuhle.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen