Russisch-orthodoxe Kirche: Pazifismus ist Ketzerei

Der russisch-orthodoxe Priester Ioann Burdin betete für Frieden in der Ukraine und wurde des Amtes enthoben. Jetzt muss er sich vor einem Kirchengericht wegen Ketzerei verantworten.
Von Swanhild Brenneke
Kyrill I.

Weil er ein Friedensgebet über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gesprochen hatte, wurde der russisch-orthodoxe Priester Ioann Burdin seines Amtes enthoben und muss sich nun wegen Ketzerei verantworten.

Schon im Jahr 2022 war Burdin zu einer Geldstrafe über 35.000 Rubel (umgerechnet knapp 400 Euro) verurteilt worden, weil er im Gottesdienst seiner Kirche in Karabanowo für Frieden in der Ukraine gebetet hatte. Burdin habe die „Spezialoperation“ in der Ukraine in diesem Zusammenhang als unzumutbar bezeichnet, berichtet unter anderem die britische Nachrichtenwebsite „Independent Catholic News“ unter Berufung auf die russische Zeitung „Kostroma News“. Einer der Gottesdienstbesucher hatte den Priester anschließend der Polizei gemeldet.

Zudem hatte Burdin zu Beginn des Krieges im Februar 2022 auf der Website seiner Kirche die russische Militäroperation in der Ukraine verurteilt.

Wie das unabhängige russische Medium „Meduza“ nun berichtet, ist für den 16. Juni eine Verhandlung vor dem Kirchengericht angesetzt. Dort soll entschieden werden, ob es sich bei Burdins Aussagen und seiner Kritik am russischen Angriffskrieg um Ketzerei handelt.

In der Anklage heiße es, dass die Äußerungen des Priesters „das Vertrauen des Gläubigen in den Patriarchen und die Bischöfe untergraben“. Gemeint ist unter anderem Patriarch Kyrill I., das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche.

Neben dem Vorwurf der Ketzerei spreche die Anklage außerdem davon, dass es in der russisch-orthodoxen Kirche schon historisch gesehen „gesegnete Krieger zur Verteidigung des Vaterlandes“ gegeben habe. Die pazifistische Position von Burdin sei zudem anti-russisch und deshalb „unakzeptabel“. 

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