Update

Religionskritiker wollen Kirchentag den Namen klauen

Religionskritiker haben versucht, dem Kirchentag, der 2027 in Düsseldorf stattfinden soll, buchstäblich den Namen wegzuschnappen. Dagegen geht der Kirchentag nun rechtlich vor.
Kirchentag-2023

Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Fulda hat rechtliche Schritte gegen Religionskritiker eingeleitet, die einen Verein mit dem Namen des geplanten Kirchentags 2027 in Düsseldorf gegründet haben. Die Gründer des Vereines „40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027 e.V.“ seien offen bekennende Atheisten und eigneten sich mit der Vereinsgründung „gleichzeitig die kulturelle Geschichte des Deutschen Evangelischen Kirchentages und des Protestantismus an“, erklärte der Kirchentag am Dienstag in Fulda.

Im Frühjahr dieses Jahres sei die Gründung eines Trägervereins für den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2027 in Düsseldorf geplant. Vorgesehen war den Angaben zufolge der Vereinsname „40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027 e.V.“ Im November 2024 habe der Kirchentag erfahren, dass am 31. Oktober 2024 ein Verein mit genau diesem Namen im Vereinsregister des Amtsgerichts in Fulda unter der Nummer VR 2909 eingetragen wurde. Als einer der Vorstände sei ein Mann bestellt worden, der in Verbindung zur religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung steht.

Bei der Gründung des Vereines sind aus Sicht des Kirchentages Namensrechte der Kirchentagsorganisation verletzt sowie Verwechslungen bewusst in Kauf genommen. Vor diesem Hintergrund habe der Deutsche Evangelische Kirchentag bereits Ende 2024 ein Amtslöschungsverfahren gegen den „40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027 e.V.“ mit dem Ziel der vollständigen Löschung des Vereins im Vereinsregister eingeleitet.

Kirchentags-Generalsekretärin Kristin Jahn erklärte dazu: „Unsere Veranstaltungen werden mit großer Selbstverständlichkeit von atheistisch geprägten Menschen und jenen mit Glaubenserfahrungen gemeinsam gestaltet.“ Sie freue sich, dass Vertreter humanistischer Netzwerke der Einladung zur Mitwirkung am nächsten Kirchentag in Hannover 2025 gefolgt seien. „Umso irritierender ist für uns nun deren Entscheidung, mit der Gründung eines Vereins unter unserem Namen die Grenzen des respektvollen Miteinanders zu überschreiten“, sagte Jahn.

Alternativprogramm geplant

Die Religionskritiker haben ihre Aktion gegen das kirchliche Laientreffen verteidigt. Mit dem von ihnen gegründeten Verein wollten sie die geplante Großveranstaltung nicht aktiv stören, sagte eine der Initiatorinnen, Ricarda Hinz, am Donnerstag in Düsseldorf. Dieser Vorwurf sei „so nicht wahr“. Mit ihren Mitstreitern plant sie ein Alternativprogramm für den Kirchentag 2027.

Die Gründer des Parallelvereins wollen zum Löschantrag am Freitag gegenüber dem Amtsgericht Fulda „Stellung beziehen“. Zuvor finde eine Mitgliederversammlung des Vereins statt.

Hinz und weitere Mitstreiter hatten bereits im Oktober 2024 parallel zum geplanten Trägerverein für den Kirchentag in Düsseldorf einen Verein mit identischem Namen beim Amtsgericht Fulda eintragen lassen. Die Initiatoren stehen in Verbindung zur religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung. Hinz gehört dem Beirat der Stiftung an. Sie hatte 2023 als Vorsitzende des „Düsseldorfer Aufklärungsdienstes“ ein Bürgerbegehren gegen die öffentliche Finanzierung des Kirchentags angestrengt.
Am Donnerstag erklärte sie, man akzeptiere den Beschluss des Düsseldorfer Stadtrates, für die Durchführung des Evangelischen Kirchentags 2027 einen Zuschuss von 5,8 Millionen Euro bereitzustellen. „Jedoch möchten wir dazu beitragen, dass diese mit öffentlichen Mitteln getragene Veranstaltung im Sinne der Bürgerinnen und Bürger durchgeführt wird.“

Hinz erklärte, die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass die traditionellen Kirchentagsvereine kein Konzept umsetzen könnten, in dem Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und solche ohne Glaubensrichtung zusammenkämen. „Deshalb sind wir in die Offensive gegangen und bieten der evangelischen Kirche unsere freundliche Unterstützung an“, sagte sie. „Dies alles ist natürlich mit einem gewissen Augenzwinkern gemeint“, erklärten die Religionskritiker.
Beim Kirchentag 2023 in Nürnberg war einer der Gründer des Parallelvereins, Mario Ickert, bereits mit einem eigenen Infostand vertreten. Ickert ist Gründer der satirischen „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“.

Der Kirchentag wurde 1949 als große Laienorganisation gegründet und ist von der Amtskirche unabhängig. Der Kirchentag ist mit seinen mehr als Hunderttausend Besuchern alle zwei Jahre in einer anderen deutschen Großstadt zu Gast, in diesem Jahr in Hannover.

epd
Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen