Pornokonsum befördert sexuelle Ausbeutung

Wenn Kindern und Jugendlichen Pornografie im Internet frei zugänglich ist, leistet dies sexueller Ausbeutung Vorschub, sagt Tabea Freitag. Die Psychologin fordert deshalb, dem Pornokonsum von Heranwachsenden Einhalt zu gebieten.
Von Norbert Schäfer
Tabea Freitag

94 Prozent der 14- bis 17-jährigen Jungen und 67 Prozent der Mädchen haben bereits Pornos im Internet gesehen. Das sagte die Gründerin der Fachstelle Mediensucht „return“ in Hannover, Tabea Freitag, am Rande des Kongresses „Gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung“. Freitag bemängelte die leichte Verfügbarkeit von Pornografie im Internet.

„Die Spirale aus Angebot und Nachfrage von sexueller Ausbeutung in Prostitution und Pornografie wird ganz wesentlich durch frühen und massenhaften Pornokonsum angetrieben“, sagt die Psychologin, und weiter: „Darum gehört die Prävention von kindlichem und jugendlichem Pornografiekonsum zu den dringlichsten Schritten, um einer zunehmend pornofizierten Sicht, die sexuelle Ausbeutung und sexuelle Gewalt normalisiert, entgegenzuwirken.“ Der Zugang zu Pornos müsse für Kinder und Jugendliche erschwert werden. Zur Prävention gehöre aber auch, Heranwachsenden ein positives, menschenwürdiges Verständnis von Sexualität zu vermitteln.

Sex nach „Drehbuch“ für den „Kick“

Zwei Drittel der Jugendlichen und der erwachsenen Männer konsumierten täglich oder mehrmals wöchentlich Pornografie, erklärt Freitag. Wegen des hohen Suchtpotentials steigere sich bei einigen der zunächst passive Porno-Konsum über interaktiven Cybersex hin zu realen Affären und Bordellbesuchen. Viele bräuchten immer härtere, gewalttätige und deviante Pornografie, um „noch einen Kick zu erleben“.

Studien zeigten, dass Männer, die häufig Pornografie konsumierten, in einem hohen Ausmaß gewalttätige und menschenverachtende Sexpraktiken bevorzugten. Die Männer setzten häufig ihre sexuellen Wünsche wie „Drehbücher von Pornofilmen“ an Prostituierten, aber auch zunehmend in jungen Paarbeziehungen um. „Die sexuelle Gewalt nimmt dadurch massiv zu“, sagte die Psychologin auf dem Schönblick in Schwäbisch Gmünd.

Pornografie und Prostitution sind nach Ansicht Freitags als zwei Seiten derselben Medaille anzusehen. Bei Pornografie und Prostitution sei Sex ein Produkt. Der menschliche Körper werde zu einem Konsumgut, das entsprechend den Bedürfnissen des Konsumenten bewertet, verwertet und letztlich entwertet werde. Die körperliche und seelische Unversehrtheit der Menschen spiele keine Rolle. Die Sexindustrie mache Profit mit der sexuellen Verwertung und Ausbeutung von menschlichen Körpern. „Wer eine Ware kauft oder konsumiert, fühlt sich berechtigt, sie zu benutzen und mit ihr zu machen, was er will“, erklärte Freitag. Das gelte auch für die Ware Mensch.

Jeder Vierte war bei Prostituierten

Freitag verdeutlicht den Zusammenhang von Pornokonsum und Prostitution anhand einer wissenschaftlichen Befragung aus den USA. Dabei gaben nahezu 25 Prozent der jungen Männer im Alter von 19 bis 21 Jahren an, bereits zu einer Prostituierten gegangen zu sein oder dies zu planen. Die Sexualwissenschaftlerin Mary Ann Layden fand heraus, dass dies verknüpft war mit dem Pornografiekonsum der Befragten. Je mehr Pornos die Studienteilnehmer angesehen hatten, desto eher tendierten sie dazu, zu einer Prostituierten gehen zu wollen. Zudem waren diese jungen Männer eher gewillt, beim Sex ungewöhnliche und gewalttätige, sadistische Praktiken umzusetzen.

In der Spirale von Angebot und Nachfrage sexueller Ausbeutung sei Pornografie daher nicht nur Einstiegsdroge für zunehmend junge Bordellbesucher, sondern auch wesentlicher Motor für die Steigerung von Gewalt und Entwürdigung in Prostitution und Pornografie. Dagegen gelte es, für die Würde jedes Menschen einzustehen und aufzuklären.

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Eine Antwort

  1. Eines ist ganz sicher, unsere Gesellschaft hat ein riesiges Problem mit ihrer Sexualität.
    Dazu gehören die Auswüchse ungesunder Begierden wie Pornografie oder Inanspruchnahme von Prostitution genauso, wie Gewaltexzesse und Kindesmissbrauch
    ( https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/sexueller-missbrauch-an-kindern-nimmt-zu-18068641.html )
    und auch die völlig in-Frage-Stellung der biologischen Tatsachen, sogar im Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunk. ( https://www.nzz.ch/international/aufruf-gegen-ideologie-basierte-berichterstattung-in-ard-und-zdf-ld.1686894 )

    Wo wäre aber zumindest die Richtung erkennbar, in der man eine Lösung suchen muss?

    „Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Saufen, Fressen und dergleichen.
    Davon habe ich euch vorausgesagt und sage noch einmal voraus:
    Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben.
    Die Frucht aber des Geistes ist Liebe,
    Freude, Friede,
    Geduld, Freundlichkeit,
    Güte, Treue,
    Sanftmut, Keuschheit;
    gegen all dies steht kein Gesetz.
    Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden.
    Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln.
    Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden.“
    (Paulus)

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