Pommes im Auftrag des Herrn

Leckeres Essen und die gute Botschaft kostenlos dazu: Das gibt es beim Ehepaar Zielke in Verden. Die beiden betreiben eine evangelistische Pommesbude.
Von Johannes Schwarz
Pommesbude

Ein junges Paar hat gerade zweimal das Hauptmenü bestellt: Currywurst und Pommes. Einen Tag zuvor waren sie schonmal da, aber da hatte die Pommesbude schon geschlossen. Heute sind sie extra nochmal vorbeigekommen. Hier schmeckt es ihnen besonders gut, sagen sie. „Eine gesegnete Mahlzeit“ wünschen Michael und Kerstin Zielke aus der Pommesbude. Sie sagen diesen Satz zu jedem Kunden. Schließlich sei das Essen gesegnet, erklärt Michael Zielke. Seit etwa 20 Jahren betreibt das Ehepaar Zielke mittlerweile den Imbiss „Pommes goldgelb“ im niedersächsischen Verden. Das Besondere: Es geht nicht nur ums Essen. Zielkes wollen ihre Gäste für den Glauben begeistern. Ob durch einen geistlichen Smalltalk, ein Gebet oder die vielen christlichen Sprüche und Bibelgeschichten, die rund um den Pommeswagen zu entdecken sind.

Anfangs standen sie mit ihrem Wagen neben einer Videothek, der Laden lief gut. Mit dem Glauben hatten sie nichts am Hut. Dies änderte sich allerdings: Der 56-jährige Zielke erinnert sich noch genau: „Es war der 1. März 2004, an dem ich leibhaftig spürte: Gott gibt es.“ Schon lange plagten ihn, gerade 40 geworden, Sinnfragen: Was gibt mir Sinn? Was bleibt? Und was ist das echte Leben? In einem Moment erfasste es ihn und er spürte Gott. Plötzlich verstand er: „Ich brauche Jesus.“ Er sprach ein Gebet und fühlte sich frei. Bis dahin hatten die Zielkes nicht in der Bibel gelesen. Nun fanden sie darin Antworten auf ihre Lebensfragen.

Gottesbegegnung veränderte alles

Von der Begegnung mit Gott konnten sie nicht schweigen. Mehr und mehr fingen sie an, mit ihren Kunden über den Glauben zu sprechen und ermutigende Bibelverse an die Pommesbude zu hängen. Über einen Kunden fanden sie zu einer pfingstkirchlichen Gemeinde, unweit vom Pommeswagen. Aber bei vielen kam das missionarische Auftreten nicht gut an. Sie wollten ihre Currywurst essen und nicht über Gott oder gar einen eigenen Glauben sprechen. Das Geschäft brach um 50 Prozent ein. Rechnungen zu bezahlen, fiel teilweise schwer. Doch das Ehepaar entschied sich, den Weg weiterzugehen. „Wir haben unsere Existenz in Gottes Hände gelegt“, erklärt Zielke.

Seit diesem Entschluss änderte sich die Lage: Teilweise kehrten Kunden zurück, die zuvor weggeblieben waren. Und vor allem kamen neue Kunden – auch einige, die den evangelistischen Ansatz des Ehepaars begrüßten, weil sie selber Christen waren. Manche sind auch einfach gern bei Zielkes, weil es ihnen hier besonders gut schmeckt. Seit diesem Entschluss, an der evangelistischen Pommesbude festzuhalten, verzeichnet Zielke steigende Einnahmen. Er ist sich sicher: „Gott segnete uns und diese Arbeit.“

Menschen mit Evangelium erreichen

Seit vier Jahren steht die beliebte Pommesbude unweit der Videothek, die mittlerweile geschlossen ist, in einer Halle in einem Gewerbegebiet in Verden. Ein roter Teppich führt durch die Halle dorthin. Rund um die Bude haben Zielkes eine Art christliche Erlebnislandschaft eingerichtet: Vitrinen mit Figuren zu Bibelgeschichten sind zu sehen, etwa die Arche Noah, umgeben von unzähligen Schleich-Tieren. An den Wänden hängen Plakate und Bilder mit hoffnungsvollen und ermutigenden Sprüchen und Versen. „Denn so sehr liebt Gott uns und diese Welt, dass ER Seinen einzigen geliebten Sohn Jesus Christus am Kreuz für uns stellvertretend hingab, auf dass jeder, der IHM dafür vertraut, nicht verlorengeht sondern ewiges Leben hat“, ist da etwa zu lesen, hinterlegt mit dem Bild eines strahlenden Baumes im Sonnenlicht.

Die meisten dieser Banner hat Zielke selbst grafisch gestaltet. Auch Kärtchen mit Bibelversen können sich ihre Kunden mitnehmen. Bibeln im handlichen Format liegen aus, damit jeder sich das Wort Gottes mit nach Hause nehmen kann. Und das Angebot wird angenommen. „Es gibt Tage, da lege ich abends fünf Bibeln nach“, sagt Zielke. Darüber freut er sich immer besonders. Nach dem Feierabend auf dem Weg nach Hause bete er dann für die Personen, die sich eine Bibel mitgenommen haben.

Das persönliche Gespräch mit den zahlreichen Kunden ist Zielkes auch nach all den Jahren wichtig. In der Anfangszeit des Glaubens sei Zielke auch schon mal über das Ziel hinausgeschossen, verrät er. Mit der Zeit habe er dazu gelernt und verstanden, dass nicht jeder mit ihm über Jesus reden will. „Einfach nur Pommes“ ist auch in Ordnung, denn vorrangig sei es eben eine Pommesbude. Auch wenn viel los ist und zwanzig Kunden warten, bleibt keine Zeit, über Jesus zu reden.

So auch heute. Immer wieder kommen Kunden und geben ihre Bestellung auf. Mehr als die „gesegnete Mahlzeit“ ist manchmal nicht drin. Dennoch bieten sich im Alltag einige Möglichkeiten, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Während das Ehepaar das Essen zubereitet und die Pommes noch in der Fritteuse schwimmen, sprechen immer wieder Kunden von sich aus die beiden an. Manchmal stellen sie Fragen zum Glauben. Das habe seit Beginn der Pandemie zugenommen, beobachten Zielkes. Religion ist bei der Pommesbude eben kein Tabuthema. Mehrmals die Woche betet das Paar für Kunden. Schon öfter seien sie ein paar Wochen später wiedergekommen und hätten davon berichtet, dass sich ihre Lage zum Besseren verändert habe. Zielke ist sicher: „Gott verändert und Gott wirkt.“

Über die Stadt hinaus bekannt

Auf einem Ständer neben der Pommesbude liegen verschiedene Zeitschriften aus. Christliche Blätter und Hefte über Motorräder: die zweite große Leidenschaft von Michael Zielke. So finden sich neben der Pommesbude einige seiner motorisierten Räder. Immer wieder kommen auch Motorrad-Gruppen vorbei, um hier zu essen und über Gott und die Welt zu reden. Seit vielen Jahren schreibt Zielke außerdem ein Inserat in der norddeutschen Motorrad-Zeitschrift „Kradblatt“, die auch auf dem Ständer zu finden ist. Jeden Monat denkt er sich dafür ein neues mutmachendes geistliches Wort aus und bringt es zu Papier. Der Verleger des Blatts fand dadurch zum Glauben. Für Zielke ist dies ein Beispiel, wie Gott durch unterschiedliche Medien wirken kann.

Die evangelistische Pommesbude in Verden ist mittlerweile über die Stadtgrenze hinaus bekannt. Immer wieder kommen Kunden auch von weiter her, etwa aus der Schweiz oder Dänemark. Auf dem Parkplatz stehen Autos aus verschiedenen Regionen in Norddeutschland und darüber hinaus. In den vergangenen Jahren haben zudem einige regionale und überregionale Medien über die ungewöhnliche Pommesbude berichtet, darunter die taz, der Weserkurier oder der NDR. Neulich war die Bild-Zeitung vor Ort. In Verden ist Michael Zielke mittlerweile als Pommes-Prediger oder Pommes-Jesus bekannt. Anfangs war sich Zielke unsicher, wie er mit dieser medialen Aufmerksamkeit umgehen solle. Nun ist er überzeugt, dass es eine große Möglichkeit ist, Gott in die Medien zu bringen – und sein Geschäft profitiert auch davon.

Gerade isst eine Gruppe von 40 Leuten draußen an Tischen neben der Halle leckere knusprige Pommes und Currywurst mit Soße. Während drinnen wieder etwas Ruhe einkehrt, verrät Zielke, dass er noch immer gerne das Hauptmenü isst. Er und seine Frau wollen mit der Pommesbude und der guten Botschaft weiter machen. Sie sind sich sicher, dass Gott mehr als nur das Essen segnet.

Dieser Artikel erschien zuerst in Ausgabe 5/2022 von PRO – das christliche Medienmagazin. Sie können die aktuelle Ausgabe hier bestellen.

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3 Antworten

  1. Ich finde das ganz, ganz mutig von dem Ehepaar Zielke – und ein wunderbares Zeugnis für Jesus Christus!
    Danke!

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  2. Moin, bin auch schon mit den #Paulus-Bikern da gewesen und fahre als Nächstes auch mit den #Lighthouse-Bikern wieder hin. Gerade wir Biker bemühen uns nicht schneller als unsere Schutzengel zu fahren. Euch: gesegnete/n Fahrt und Appetit 🙏🖖👍 dlHzG

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  3. Wirklich cool! Ich finde, Christen sollten viel mehr in der Öffentlichkeit „sichtbar“ sein statt sich in ihren Kirchengemäuern zu verstecken! Öffentliche Sichtbarkeit würde auch Christen neue Möglichkeiten der Vernetzung eröffnen. So wären wir nicht mehr gefühlt in der Minderheit und würden vielleicht auch „mutiger“ und selbstbewusster werden.

    Ich finde es auch immer schade, wenn z.B. Lobpreis-Veranstaltungen in Innenräumen stattfinden statt z.B. öffentlich im Park, was doch vor allem im Sommer eine super Möglichkeit ist, Menschen zu erreichen. Seit Mai dieses Jahres organisiere ich in München „Worship im Park“ Sonntag Nachmittags. Anfangs lief es schleppend (es ist nicht so einfach, Leute innerhalb der Gemeinde zu motivieren); die letzten Male war es super, Parkbesucher bleiben stehen, es ergeben sich Gespräche, für einige wurde gebetet, Heilungen geschehen, Menschen interessieren sich für den Glauben, manche bekehren sich sogar…

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