Nach Koran-Verbrennungen: Krawalle sorgen in Schweden für Dutzende Verletzte

In Schweden ist es am Osterwochenende zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Autos und sogar eine Schule brannten, mindestens 26 Polizisten wurden verletzt, 44 Menschen wurden bisher festgenommen. Auslöser waren Koran-Verbrennungen eines Politikers einer einwanderungsfeindlichen Partei.
Von Jörn Schumacher
Rasmus Paludan

Das Osterwochenende verlief in mehreren schwedischen Städten nicht friedlich: In Malmö, Norrköpping, Linköping und Stockholm zündeten Randalierer einen Bus, mehrere andere Fahrzeuge und eine Schule an. Polizisten wurden mit Steinen und Molotowcocktails beworfen. Das berichtet der schwedische Sender SVT.

Auslöser waren Kundgebungen der islam- und einwanderungsfeindlichen Partei „Stram Kurs“ (zu Deutsch: Strammer Kurs) des Politikers und Rechtsanwalts Rasmus Paludan. Paludan, der die dänische und die schwedische Staatsbürgerschaft hat, will mit seiner Partei bei den schwedischen Parlamentswahlen im September antreten. Um die erforderliche Anzahl von Unterschriften für eine Kandidatur zu bekommen, hält er in schwedischen Städten derzeit Versammlungen ab. Dabei soll immer jeweils ein Koran verbrannt werden.

Brennende Polizeiautos, Mülltonnen und Autoreifen

Es kam in den vergangenen Tagen mehrfach zu Gegendemonstrationen, bei denen Teilnehmer, offenbar viele mit muslimischem Hintergrund, Polizisten angriffen. Bereits am Gründonnerstag und Karfreitag brannten mehrere Polizeiautos. Die Polizei hatte die Veranstaltungen Paludans genehmigt, was heftige Kritik auslöste. Wegen der Unruhen wurde eine ursprünglich in der Stadt Landskrona geplante Kundgebung von „Stram Kurs“ auf einen abgelegenen Parkplatz in der Großstadt Malmö verlegt.

Dort stand in der Nacht zum Ostersonntag ein Bus in Flammen, weil jemand ein brennendes Objekt auf das Fahrzeug geworfen hatte. In der Nacht zum Ostermontag wiederum zündeten Randalierer eine Schule in der Stadt an sowie Autoreifen und Mülltonnen.

Am Ostersonntag gingen in Norrköping und der Nachbarstadt Linköping rund 200 Demonstranten auf die Straße. Die Polizei musste sich nach eigenen Angaben mit Schüssen verteidigen. Drei Menschen wurden verletzt. Insgesamt wurden am Osterwochenende 14 Gegendemonstranten und 26 Polizeibeamte verletzt, wie die schwedische Polizei mitteilte.

Der schwedische Polizeichef Anders Thornberg sagte bei einer Pressekonferenz am Ostermontag, es gebe Anzeichen, dass kriminelle Gangs an den Ausschreitungen beteiligt gewesen seien und die Situation ausgenutzt hätten. Auch im Ausland sei wahrscheinlich zu Gewalt gegen Polizeibeamte in Schweden aufgerufen worden. Thornberg sagte laut der Tagesschau: „Das sind keine normalen Gegendemonstranten. Wir haben den starken Verdacht, dass die Angreifer zu kriminellen Gangs gehören.“

In Schweden gebe es seit längerem Probleme mit kriminellen Gangs, so die ARD-Journalisten aus Stockholm. Immer wieder fielen Schüsse und es gebe Tote. Polizeichef Thornberg sagte: „Die rücksichtslose Gewalt, die wir in den vergangenen Tagen gesehen haben, ist ein Symptom von größeren Problemen, die wir in Schweden haben. Gangs rekrutieren immer weiter Kinder, bevor diese strafmündig werden. Hier muss die Gesellschaft entschlossener handeln.“

Regierung betont Meinungsfreiheit

Auch die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson verurteilte die Gewalt. Sie teilte schriftlich mit: „Egal, wie man etwas findet, man darf niemals zur Gewalt greifen.“

Der schwedische Justizminister Morgan Johansson verurteilte die Krawalle am Montag ebenfalls und betonte, es gebe in Schweden Meinungsfreiheit; wer das nicht akzeptiere, sondern gewalttätig werde, müsse sich auch auf Gegengewalt einstellen. Er habe weiterhin volles Vertrauen in die Polizei, sagte der sozialdemokratische Politiker.

Auch im Ausland sorgten die Krawalle vom Wochenende für Reaktionen, berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa). Das irakische Außenministerium erklärte: „Diese Angelegenheit hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Schweden und Muslimen“. Das gelte für arabische Staaten und europäische Länder mit muslimischen Gesellschaften gleichermaßen. Der Irak forderte die Regierung in Stockholm dazu auf, Handlungen zu unterlassen, die die Gesellschaft spalten oder religiöse Gefühle verletzen könnten.

Laut dpa appellierte auch der einflussreiche irakische Geistliche Muktada al-Sadr an Schwedens Regierung, sich gegen Vorfälle wie Paludans Koran-Verbrennung zu stellen, um Frieden zu wahren. Die Strömung des Milizenführers und Schiiten-Politikers gewann im vergangenen Herbst die Parlamentswahl im Irak. Al-Sadr hatte bei der Wahl selbst nicht kandidiert.

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5 Antworten

  1. Randalierer?
    Ich bin einigermaßen sprachlos, wie hier bei PRO Nachrichten geframt werden, oder besser: wie im Sinn einer wie auch immer verstandenen „korrekten“ Darstellung wesentliche Fakten weggelassen werden. Erst am Ende kann man ahnen, wer da aktiv war, wenn von Reaktionen des Irak die Rede ist ( denn was geht den Irak Schweden an?).
    Die Aktionen Paludans mögen extrem und abstoßend sein, aber sie waren durch staatliche Stellen genehmigt und im Sinn der Meinungsfreiheit rechtens. Bei den randalierenden Kriminellen handelte es sich ausnahmslos um Angehörige eines islamistischen Milieus, die mit unvergleichlicher Brutalität gegen Unbeteiligte vorgegangen sind; wenn PRO das unterschlägt, dann ist das wirklich unakzeptabel und bestürzend. Allerdings im (wenig vorbildlichen) Einklang mit den ÖR-Anstalten (ja, die haben es hier vorgemacht – leider!).
    Und man muss weder quer denken, noch Verschwörungen raunen oder sonstwas, um das ganz einfach sehr bedenklich zu finden.

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    1. Ich hingegen finde es erstaunlich – oder eben nicht, dass ein Kommentator, der den Sturm eines faschistischen Mobs auf das Capitol mit dem Ziel, eine demokratische Wahl zu revidieren, hier im Forum als harmlose Randale dargestellt hat, angeichts der Gewalt in Schweden zur Sorge tendiert. Es kommt eben auf das richtige Feindbild an….

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  2. Koranverbrennungen sind auf jeden Fall abzulehnen. Denn jeder (Anders-)Gläubige sollte mit Respekt behandelt werden.

    Sehr erschreckend sind aber die gewalttätigen Ausschreitungen. Aus den Berichten meiner Eltern kenne ich Schweden noch als sicheres friedliches Land mit freundlichen Menschen.
    Was ist dort geschehen, dass kriminelle Banden gerne Anlässe suchen, um sich provozieren zu lassen, um ihre Reviere, ihre „no-go-areas“, gegenüber der Staatsgewalt durchzusetzen?

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  3. Die „Religion des Friedens“ in Aktion. Hat natürlich alles nichts mit dem Islam zu tun. Diese Phrasen kennt man zur Genüge und sie werden auch uns noch das Genick brechen.

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  4. Es beschleicht einen der Verdacht, dass die extreme Partei mit ihrer Ankündigung, bei Wahlveranstaltungen Korane (Plural!) zu verbrennen, exakt die gewünschte Reaktion bei wütenden Muslimen herausgekitzelt hat, die dem eigenen Spitzenkandidaten hilft, mit dem Finger auf Muslime zu zeigen: „Seht ihr? Nichts als Gewalt bei dieser Religion!“
    Und wie es scheint, klappt das hier im Forum auch recht gut.
    Ich lehne das Verbrennen von Büchern ganz grundsätzlich ab – ich möchte auch nicht, dass jemand öffentlich eine Bibel verbrennt.
    Den Relativierern sei das Jesuswort in Erinnerung gerufen: „Alles, was euch die leute tun sollen, das tut ihnen auch.“

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