Meinung

Wie die Meinungsfreiheit abgeschafft wird

Während Deutschland darüber streitet, ob Winnetou nun von links abgeschafft werden soll oder das alles nur ein Hirngespinst von rechts ist, legt Spiegel-Autor René Pfister eine bedrückende Analyse vor: In den USA, so seine These, ist Cancel Culture längst Realität.
Von Anna Lutz

Radikale Linke in den USA wollen die Meinungsfreiheit einschränken. Durch Cancel Culture und Identitätspolitik. Sie sind damit erstaunlich erfolgreich. Und schaden sich am Ende selbst.

Das sind nicht die Thesen rechter Trump-Anhänger oder deutscher AfD-Wähler, sondern die eines Autors, der populistischer Ideen völlig unverdächtig ist: Korrespondent René Pfister. Aus Washington berichtet er für das traditionell eher links einzuordnende Magazin Der Spiegel über Politik und Gesellschaft. Umso erschreckender sind die Erkenntnisse seines jüngst erschienen Buchs „Ein falsches Wort“.

René Pfister warnt: Die Meinungsfreiheit ist bedroht

Akribisch trägt er darin vor allem Beispiele aus Amerika zusammen, die belegen, wie Journalisten, Politiker oder Aktivisten wegen kleinster Ausrutscher oder gar Missverständnissen von der Öffentlichkeit geächtet und deshalb sogar von ihren Arbeitgebern entlassen wurden. Und er stellt fest: Auch in Deutschland zeigen sich erste Tendenzen einer solchen Entwicklung.

Condoleezza Rice und Ayaan Hirsi Ali gecancelt

Er nennt etwa das Beispiel des Chicagoer Jura-Professors Jason Kilborn. Dieser hatte in einer Aufgabe für Studenten, in der es um Diskriminierung am Arbeitsplatz ging, Schimpfworte für Afroamerikaner und Frauen umschrieben, indem er sie – wie in den USA üblich – mit „N…“ und „B…“ abkürzte. Die Vereinigung der schwarzen Jurastudenten erklärte daraufhin via Twitter, „mentalen Terrorismus“. Es folgte die vorläufige Suspendierung.

„An vielen Hochschulen in den USA bekämpften Studenten mit großer Aggressivität Meinungen, die nicht in ihr Weltbild passten – und verlangten gleichzeitig, dass man sie vor allem schütze, was ihr seelisches Gleichgewicht gefährden könnte.“

René Pfister in „Ein falsches Wort.“

Pfister nimmt den Fall als Anlass, Beispiele „choreografierter Empörung“ durch Studenten zusammenzutragen. Condoleezza Rice, die erste schwarze US-Außenministerin, etwa, trat bereits 2014 nicht an einer Universität auf, weil Studenten dagegen demonstrierten. Grund war ihre Rolle im Irak-Krieg, den sie als Mitglied der Bush-Administration mitgetragen hatte.

Ebenfalls 2014 sah die Brandeis-Universität von einer Auszeichnung der Frauenrechtlerin Ayaan Hirsi Ali ab, nachdem Studenten wegen ihrer Islamkritik dagegen demonstriert hatten. „Ausgerechnet amerikanische Universitäten, zu deren Fundament eigentlich der freie Austausch von Ideen und Meinungen gehört, wurden zum Experimentierfeld eines politischen Aktivismus, dessen erklärtes Ziel es war, Gegner zum Schweigen zu bringen“, stellt Pfister fest.

Reporter gefeuert

Cancel Culture trifft Pfister zufolge auch Journalisten, etwa den New-York-Times-Gesundheitsexperten Donald G. McNeil. Der einstige Leiter der Corona-Berichterstattung benutzte im Jahr 2019 im Rahmen einer Debatte über Rassismus mit Schülern das N-Wort – allerdings kenntlich gemacht in einem Zitat. Dennoch folgten darauf Beschwerden. Die Chefredaktion mahnte ihn ab, sah zunächst aber keinen bösen Willen bei dem Reporter. Dann aber berichteten Medien über den Vorfall und 150 Kollegen des eigenen Hauses verlangten weitere Untersuchungen und eine Entschuldigung McNeils. Schließlich drängte die Leitung ihn zur Kündigung.

Der renommierte Journalist James Bennet musste die New York Times verlassen, weil er als Chef des Meinungsressorts einen umstrittenen Kommentar veröffentlichen ließ. Darin forderte der konservative Senator Tom Cotton, gewalttätige Ausschreitungen im Rahmen der Black-Lives-Matter-Bewegung mithilfe des Militärs zu unterbinden. Mitarbeiter der New York Times protestierten: Diese Haltung bringe das Leben von Journalisten und Demonstranten in Gefahr. Bennet verließ das Blatt. Dabei stammte der Artikel nicht einmal von ihm selbst, er hatte nur seiner Veröffentlichung zugestimmt. Und die New York Times selbst war lange Zeit hinlänglich bekannt dafür, auch kontroversen Meinungen von links wie von rechts Raum zu bieten.

Pfister sieht in Entwicklungen wie diesen „eine Verbeugung vor dem Zeitgeist“ und vor dem „empörten Mob im Netz“. „Im Zweifel ist es immer einfacher, einen Angestellten vor die Tür zu setzen, als sich der blinden Wut mit Argumenten entgegenzustellen.“

Moral statt Objektivität

Folgt man Pfister weiter, ist die freie Rede selbst in der Politik in Gefahr. Im Jahr 2020 twitterte der linke Politikberater David Shor die Zusammenfassung einer Studie, nach der sich etwa die Rassenunruhen nach dem Mord an Martin Luther King Jr. nachteilig auf den Anteil demokratischer Stimmen in den umliegenden Countys ausgewirkt und dem republikanischen Präsidenten Richard Nixon zur Wahl verholfen hätten. Shors Tweet wurde als Angriff auf die Black-Lives-Matter-Bewegung gedeutet. Und Shor – einst Wahlkampfmitarbeiter für Barack Obama – verlor seinen Job.

Doch woher kommt der Drang zum Verdrängen ungeliebter Meinungen? Pfisters theoretische Grundlagen sind ausführlich. Er führt an, dass für manche „moralische Eindeutigkeit“ das Konzept der journalistischen Objektivität abgelöst habe. In amerikanischen Schulen werde umfassend eine „Critical Race Theory“ gelehrt, die jeden Konflikt auf eine Machtstruktur reduziere, in der Weiße systematisch Menschen anderer Hautfarbe unterdrücken. So sei zu erklären, dass die Definition dessen, was als Hassrede oder als verletzend gelte, immer mehr ausgedehnt würde.

Pfister führt auch ein hierzulande eher unbekanntes Konzept namens „Mikroaggression“ an, demzufolge Weiße unbewusst Hass gegen Schwarze hegen, die sich schon in der Frage ausdrücken könne, woher eine Person stamme. Demnach ist es schon beleidigend, wenn jemand einen asiatisch-stämmigen Mitstudenten um Hilfe bei der Lösung eines mathematischen Problems bittet. Denn es bedient das Klischee, Asiaten seien besonders begabt im Umgang mit Zahlen.

Rassismus in jedem kleinsten Satz

In Pfisters Augen schadet genau dieser Umgang miteinander der Meinungsfreiheit und dem Meinungsaustausch: „Wenn Menschen erst einmal darauf trainiert sind, in jedem noch so harmlosen Satz eine versteckte rassistische Botschaft zu erkennen, dann ist Schweigen im Zweifel die sicherste Lösung.“

„Keine Reform wird auf Dauer Bestand haben, wenn sie mit den Mitteln der Einschüchterung durchgesetzt wird.“

René Pfister in „Ein falsches Wort.“

Für Pfister trägt die Art und Weise, wie linke Aktivisten auf die Durchsetzung ihrer antirassistischen Ideen drängen, religiöse Züge.

„Es ist ein bemerkenswertes Phänomen, dass in den USA der Rückzug der institutionellen Religiosität einhergeht mit einer religiösen Aufladung der Politik“, schreibt er, und weiter: „Linke Identitätspolitik schadet vor allem der politischen Mitte und dem aufgeklärten Lager. Sie hilft einem bestimmten politischen Milieu, sich selbst zu vergewissern und sich in der Meinung zu bestärken, mit einer höheren Moral ausgestattet zu sein. Die Dogmen und Glaubenssätze in dieser kleinen Blase aber sind so rigide, dass sie auf eine Mehrheit der Wählerinnen und Wähler abstoßend wirken – und zwar ganz unabhängig von Geschlecht und Hautfarbe.“

Cancel Culture in Deutschland

Ist das ganze nun ein rein amerikanisches Problem? Nein, meint Pfister und zieht auch dazu prominente Beispiele heran. Studenten der Deutschen Journalistenschule etwa, die in überheblichem Ton mithilfe eines offenen Briefes auf die Durchsetzung einer gegenderten Sprache pochten und gegenüber jenen, die dies verweigerten, erklärten: „Meistens seid Ihr Boomer*innen alt und geht irgendwann in Rente. Nach und nach wird eine andere Generation in die Redaktionen kommen, und mehr Menschen werden sich für gendergerechte Sprache einsetzen. Euch steht es dann frei, wütende Briefe in generischem Maskulinum an die Redaktion zu schreiben. Interessieren wird es dann keinen mehr.“

Pfister erinnert auch an die Causa Wolfgang Thierse, der sich im vergangenen Jahr in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gegen Identitätspolitik aussprach. Einige forderten deshalb seinen Rauswurf aus der Partei, SPD-Chefin Saskia Esken und ihr Vize Kevin Kühnert distanzierten sich öffentlich. Dabei galt Thierse bis dato keineswegs als konservativ.

„Die Reaktion auf seinen Aufsatz in der FAZ trug die gleichen Züge, mit dem linke Aktivisten in den USA den demokratischen Analysten David Shor mundtot machen wollten“, folgert Pfister und mahnt zum Ende: „Demokratie ist im Kern der Streit um das stärkste Argument und die Fähigkeit zum Kompromiss. Identitätspolitik ist die Verabsolutierung der eigenen Position.“

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30 Antworten

  1. Der Spiegel-Autor René Pfister ist zu loben für dieses Buch! Es kann nicht genug aufgeklärt werden über die Machenschaften, die laufen..

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  2. „Das sind nicht die Thesen rechter Trump-Anhänger oder deutscher AfD-Wähler, sondern die eines Autors, der populistischer Ideen völlig unverdächtig ist: Korrespondent René Pfister.“

    Spätestens jetzt ist er wohl nicht mehr unverdächtig, denn er vertritt ja „AfD-Positionen“. Diese Anschuldigung reicht heute bereits aus, um Menschen ins politische Abseits zu stellen.

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    1. Hallo Maik, genau hier ist das Problem AFD & Linke Co. bekommen hier einen guten Nährboden Ideologien aufzusetzen auch bei grünen sind diese Tendenzen sichtbar. Die Voraussetzung für Sachlichkeit ist Ehrlichkeit. Wenn festgelegt wird was man sagen und glauben darf einzieht man der Ehrlichkeit den Boden. Ich halte es für Hochproblematisch wenn man Homosexualität ablehnt (weil es in der Bibel uns Menschen so gesagt ist) und bei jeder Gelegenheit als „rechter“ usw. diffamiert wird. Andersherum gibt es Menschen die sagen Aussagen von „Grünen“ sind alles Ideologie. Ich halte beides für schwierig. Es muss ein offenes Ringen um die Wahrheit bestehen bleiben – ohne Schubladen denken usw. genau das ist es was man Freiheit nennt. Wo der Geist Gottes weht da ist Freiheit.

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      1. Man verbietet in unserem Land die Wahrheit, wenn sie aus dem falschen Mund kommt. Aber meistens kommt sie trotzdem raus, siehe unsere Rundfunkanstalten. Es bröckelt überall.

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      2. Hallo Gast, ich habe Ihren Inhalt nicht gut lesen können vor lauter Schreibfehler und schlechter Grammatik! Sorry, was wollten Sie für eine Botschaft bringen?

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        1. Also ich habe die angeblich vielen Rechtschreibfehler von @Gast nicht gefunden und will hier auch nicht fehlende Kommata monieren. Kann es sein, dass Sie @Gast gar nicht verstehen wollten?

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  3. In den USA stammt der größte Teil von dem, was man „cancel culture“ nennen könnte, von denen, die das ganze erfunden haben, nämlich weiße Evangelikale. Keine Subkultur ist so darauf bedacht, dass ihre Angehörigen und Nahestehenden nicht aus der Reihe tanzen und jeder, der sich auch nur im Entferntesten abweichend äußert, wird gnadenlos abgesägt. Das sei hier der Wahrheit halber auch einmal erwähnt.

    Das im Artikel angeführte vermeintliche Problem ist aber auch nur maximal die eine Seite der Medaille. Neben der Tatsache, dass rassistische Strukturen bewusster werden, gibt es ein deutliches Erstarken von klar rassistischen und faschistischen Bestrebungen in den USA, aber auch hier.
    Mag sein, dass der eine oder andere getriggert wird, wenn vielleicht einmal eine gut gemeinte Aktion oder Äußerung über das Ziel hinaus schießt. Aber es herrscht hier immer noch Meinungsfreiheit und keiner hat ein Anrecht darauf, nicht für seine Aussagen kritisiert zu werden, zumal wenn sie tatsächlich am Rassismus kratzen oder definitiv rassistisch sind. Es ist schon immer wieder erstaunlich, dass die, die „Denkverbot“ und „cancel culture“ schreien, das tun können, ohne daran gehindert zu werden… Mhm, seltsam. Könnte es vielleicht daran liegen, dass sie zu sensibel sind und es nicht ertragen, dass Menschen ihre kruden Thesen nicht teilen…

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    1. @Derek Henrich. Nicht alle, die die Cancel-Culture kritisieren, verbreiten „krude Thesen“. Mein Eindruck ist, dass es heutzutage ein Verständnis von Toleranz gibt, das folgendermaßen lautet: Ich bin tolerant, solange andere nicht mein Verständnis der Welt infrage stellen. Der Duden schreibt: Toleranz = dulden, zulassen, gelten lassen (obwohl es nicht den eigenen Vorstellungen o. Ä. entspricht). So viel zum Thema „zu sensibel“. Die Empfindlichkeiten liegen auf beiden Seiten und sind meiner Meinung nach auch die Ursache des ganzen Übels. Alle Menschen verlangen danach, auf ihre Empfindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Rücksichtnahme sollte zwar für einen ernsthaften Christen, wo sie geboten ist, selbstverständlich sein, jedoch das Einfordern derselben war nicht die Art Jesu. Er hat einfach ertragen. Und in unserem politischen Handeln dauernd auf die möglichen Empfindlichkeiten anderer hinzuweisen, führt letztendlich zur Handlungsunfähigkeit. Es geht dann zu wie im Kindergarten: „Der hat aber gesagt.“ „Er hat aber damit angefangen.“ Kritik mag ihren Platz haben, darf jedoch nicht zur Rechthaberei führen. Gerade in unserer unsicheren Zeit ist Handeln mitunter notwendig und gut, selbst wenn es nicht optimal funktioniert (Bsp. Gasumlage) und nur auf Umwegen zum Ziel führt. Das Zerreden von Problemen führt zu keiner Lösung und Kritik, die übers Ziel hinausschießt, kann das Problem, dass angesprochen wird, sogar verschlimmern.

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    2. Es besteht doch ein gravierender Unterschied zwischen dem (beiderseits völlig legitimen!) bloßen Kritisieren von anderen Meinungen und dem aktiven bis hin zu gewaltsamem Verhindern (illegitim, und häufig gegen einen Mehrheitswillen!) anhand von selbst installierten (völlig überzogenen) Tabus, die schon durch ihre offene Kontraproduktivität den Aktivsten Lügen strafen – bestes Beispiel ist das o.a. mit dem Comic „Maus“.
      Es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen Diskussion, verbaler Kritik und persönlichem Eingriff.
      Auch das muß gesagt werden, der Wahrheit halber.

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  4. Danke, dass Sie den Artikel aufgegriffen haben. Es emutigt mich, dass es noch Journalisten gibt, – und ich bin überzeugt es sind noch viele – die nicht vor dem Mainstream kapitulieren.
    Kürzlich wurde ich auch „herabgecancelt “ : ) weil ich aus Interesse an einer Person nach dem Geburtsland fragte. Ist das Diskriminierung ( deutsch: Benachteiligung) oder Konaktaufnahme?
    Ich wurde im Ausland – wo ich viele Jahre lebte – ständig nach meinem Geburtsland gefragt, obwohl ich dieselbe Sprache wie die dort Geborenen sprach. Man kann das auch als Wahrnehmung des Mitmenschen werten , diskriminierend empfand ich dies jedenfalls nie, obwohl dort Ausländer durchaus benachteiligt werden.
    PS: Die nicht Benachteiligung von Eingewanderten in Deutschland ist ja ein Gesetz aus der Bibel, und diese Gesetze werden bekannterweise nicht in jedem Land als Grundlage des Umgang mit Zuwanderern genommen bzw. Zuwandererinnen :)).

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    1. Ich weiß um die Diskussion wegen dieser Frage und stimme Ihnen zu, dass sie nicht per se rassistisch ist. Auch ich stelle diese Frage aus Interesse an der Person und ihrer Geschichte. Aber ich kann auch verstehen, dass jemand, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, aber eben nicht so aussieht, wie „man“ sich eine „deutsche Person“ vorstellt, ziemlich genervt davon ist, wenn er diese Frage wieder und wieder gestellt bekommt und das dann auch als Rassismus empfindet. Wurde mir gestern wieder klar, als ich im Zug einen schwarzen Herrn in perfektem bayrischen Dialekt reden hörte – danach hätte ich nicht so ohne Weiteres gefragt: woher kommen Sie – weil es dann so klar war, dass er Bayer ist. Und das ist eben auch ein Unterschied zu Ihren Erfahrungen im Ausland: Sie schreiben nichts davon, dass Sie dort geboren und aufgewachsen sind, Sie haben also tatsächlich ein anderes Land angegeben.

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  5. Vielen Dank, genau das ist ein großes Problem unserer Gesellschaft. Und auch, dass kritische Geister gleich mit AfD Nähe oder schlimmerem abqualifiziert werden

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  6. Das Phänomen, das wir überall beobachten, könnte man auch als Gruppen-Egoismus bezeichnen. Ein solcher tritt stets da auf, wo sich gleichgesinnte Menschen rasch zusammenschließen, und damit Einfluss auf die Gesellschaft ausüben können. Im digitalenZeitalter besonders leicht.

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  7. Kann Derek Hendrich auch belegen, was er schreibt? >> In den USA stammt der größte Teil von dem, was man “cancel culture” nennen könnte, von denen, die das ganze erfunden haben, nämlich weiße Evangelikale. Keine Subkultur ist so darauf bedacht, dass ihre Angehörigen und Nahestehenden nicht aus der Reihe tanzen und jeder, der sich auch nur im Entferntesten abweichend äußert, wird gnadenlos abgesägt.

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  8. Er heißt Derek Henrich und ja, kann er.

    Einfach mal die folgende (nicht erschöpfende) Liste von Namen googlen:
    Rob Bell, Brian McLaren, Richard Rohr, John Sanders, Clark H. Pinnock, Greg Boyd, Richard Rice, Thomas Jay Oord, Peter Enns, Jennifer Knapp, Vicky Beeching, Trey Pearson, Michael und Lisa Gungor, Jen Hatmaker, Matthew Paul Turner, Rachel Held Evans, Matthew Vines…
    Die haben Jobs, Gigs, Vortragstermine, Buch- oder Musikverträge durch evangelikale CC verloren.

    Das waren nur die, die mir spontan ohne zu googeln eingefallen sind; die Liste ließe sich beliebig erweitern. Noch ein paar deutsche Namen gefällig?
    Christina Brudereck, Thorsten Hebel, Thorsten Diez, Tobias Faix, Siegfried Zimmer, Manuel Schmid, Jakob Friedrichs, Gofi Müller, Michael Diener, Martin Grabe…
    um auch nur ein paar zu nennen und ich entschuldige mich ausdrücklich bei allen, die ich vergessen habe!
    Die letzten, die sich über „cancel culture“ beschweren sollten (abgesehen von der Tatsache, dass das ohnehin albern ist), sind evangelikale Christen…

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    1. Ich kenne einige deiner deutschen Beispiele persönlich. Da zu behaupten, dass sie die Jobs durch „evangelikale CC“ verloren haben, ist eine mögliche, wenn auch ziemlich einseitige Sicht der Dinge.
      Nur Namen zu nennen ist im Übrigen kein Beleg.

      Was unter „Evangelikal“ zu verstehen ist und dass es da zum Beispiel große Unterschiede zwischen USA und Deutschland gibt, fällt bei einer generellen Verächtlichmachung, wie ich sie hier spüre, wahrscheinlich unter den Tisch.
      Aber das ist eine einfache Antwort. Immerhin.
      Nur leider kein Beleg.

      Die Beispiele aus dem Artikel beschreiben im Übrigen eine Art der CC, die ich so bei „Evangelikalen“ hier in Deutschland nicht kenne.

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  9. „Das sind nicht die Thesen rechter Trump-Anhänger oder deutscher AfD-Wähler, sondern die eines Autors, der populistischer Ideen völlig unverdächtig ist: Korrespondent René Pfister.“

    „rechte Trump-Anhänger“ und „deutsche AfD-Wähler“ können nicht die Wahrheit sagen, ein Spiegel-Korrespondet ist dagegen unverdächtig. Das ist unobjektives Framing und hat eigentlich in einen normalen journalistischen Stück nichts zu suchen. Da dieser Beitrag weder als Meinung, Kommentar oder Rezension veröffentlicht wurde, muss man also von einem meinungsfreien Beitrag ausgehen (fehlende klare Kennzeichnung zu Beginn des Beitrages). Das ist eigentlich das kleine Einmaleins über journalistische Stücken.
    Davon abgesehen ist es generell unseriös so darzustellen, als ob Aussagen von beiden benannten Gruppen keinen unbedingten Wahrheitsgehalt haben können (ganz davon abgesehen, dass diese Schubkastenklassifizierung im höchsten Grade unseriös ist). Ist die Erde jetzt eine Scheibe, weil „rechte Trump-Anhänger“ und „deutsche AfD-Wähler“ sagen, dass die Erde kugelförmig ist?

    Wenn ich Vergleiche, was ich über journalistisches Arbeiten gelernt habe und was ich im allgemeinen von unterschiedlichen Redaktionen lesen muss, wird mir übel.

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    1. 1. Es geht hier nicht um „Wahrheit sagen“ – Sie übertreiben, das ist nicht sachlich.
      2. Diese Aussagen sind sehr wohl wichtig. Dass es viele rechte Trump Anhänger gibt, denen Trumps populistische Art gefällt und dass das auch auf nicht wenige AfD Wähler und AfD Funktionäre zutrifft, das kann man leicht nachweisen (z.B. https://www.swp.de/baden-wuerttemberg/verstoesse-der-afd-gegen-fraktionsgesetz-28847414.html meiner Ansicht nach nicht nur populistisch, sondern geschmacklos; die Höcke Rede in Dresden; interessant auch das Buch von Anette Schultner: Konservativ, warum das gut ist – ich könnte ohne langes Suchen Beispiel um Beispiel anführen).
      Sie sind deshalb wichtig, weil der Vorwurf CC deutlich mehr von Medien und Personen, die man eher dem konservativen und auch dem rechten Spektrum zuordnet, erhoben wird.
      3. Dann nochmals: es geht nicht um Wahrheitsgehalt, sondern von wem der Vorwurf CC kommt.
      4. Das ganze wird noch verstärkt: „Das ist eigentlich das kleine Einmaleins über journalistische Stücken.“
      Eigentlich ein wunderbares Beispiel für CC, Ihr Kommentar.
      Für alle die es interessiert, ein interessanter Artikel: http://www.tagesspiegel.de/kultur/wie-die-bild-cancel-culture-debatten-herbeifantasiert-8608756.html
      Aber: ich finde, es gibt CC von links wie rechts, von atheistisch bis evangelikal, wahrscheinlich auch bei/von mir. Das zeigt: Ringen um Freiheit und Wahrheit in Offenheit ist ein Gebot der Stunde.

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      1. Es geht keineswegs zum CC. Es geht um Framing. Und darum, dass sich ein Journalist mit keiner Sache gemein zu machen hat – auch nicht mit einer Guten. Den Verweis auf Trump-Anhänger oder AfD-Wähler wäre in einem als Kommentar gekennzeichneten Beitrag vollkommen möglich. Dieser Beitrag ist kein Meinungsbeitrag. Damit ist eine sachliche neutrale Haltung zwingend notwendig. Das heißt auch, dass unzulässige Verallgemeinerungen zu lassen sind. Wenn man Kritik an Trump oder der AfD machen will, muss dies auch sachlich objektiv und nicht als Framing einer ganzen Gruppe sein, die man pauschal in eine Schublade steckt.

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      2. In diesem Fall hätte es sogar ausgereicht, es als eine Buchrezenssion anzugeben, um klar zu stellen, dass hier Meinungsinhalte enthalten sind.
        Dass Meinungsbeiträge von eigentlich sachlich-neutrale Beiträgen nicht mehr klar unterschieden werden, lässt diese Grenzen dieser beiden Bereiche immer weiter verschwimmen. Das die Unterscheidung klar und bereits zu Beginn zu erkennen sein muss, lernt man eigentlich im ersten Semester.
        Das ist der eigentliche Inhalt meines erstens Kommentares und nicht irgendwelche Cancel-Culture-Ideen.

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  10. Für den Umgang rechter Trump-Anhänger und besonders ihres Idols mit der Wahrheit, hat Prof. Ian McCarthy den Begriff des „bullshitting“ aufgegriffen, wobei er dieses für gefährlicher hält als das bewusste Lügen, weil eine Lüge die Wahrheit voraussetzt, während „bullshitting“ alternative „Fakten“ generiert.
    René Pfister hat sich übrigens einen Gutteil seiner Korrespondententätigkeit mit Trump und der GOP beschäftigt und hält diese für die deutlich größte Bedrohung für die amerikanische Demokratie.
    Vgl. https://www.spiegel.de/politik/cancel-culture-debatte-du-benutzt-genau-das-argumentationsmuster-das-ich-kritisiere-du-verdrehst-meine-aussage-a-f124a175-922a-4c04-99b4-60336b7fd73d
    Auch die AfD ist ein Meister im Umgang mit „alternativen Fakten“, sei es Corona oder die Klimakrise… Sie bespielt damit die Bedürfnisstruktur einer reaktionären Minderheit von Realitätsverweigerern.
    Gefährlich ist, dass es sich um eine im Kern faschistische Bewegung handelt, die eine andere Gesellschaftsform will.
    Die Stichwortgeber und Strategen im Hintergrund – wie etwa Jürgen Elsässer oder Götz Kubitschek – haben ganz unmissverständlich angekündigt, dass sie einen „heißen Herbst! mit Straßenprotesten in diese Richtung organisieren und instrumentalisieren möchten.
    Man möchte sagen: Wehret den Anfängen, aber wir sind leider vermutlich schon mittendrin in der Bedrohung der westlichen Demokratien durch populistische Faschismen!

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    1. Hallo Herr Carvalho, an dieser Stelle stimme ich Ihnen zu nicht zu vergessen auch diese Anfänge an den anderen Stellen Stichwort „Genderideologie“

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    2. Das ist bei einigen Parteien so. Die Linken wollen laut einen Systemwechsel, die SPD hat ihre Antifa und möchte den Sozialismus „unter neuen Vorzeichen“. Die Grünen wurden von Hardcore Kommunisten gegründet. Mao, Ho Tschi Min, Che Guevara,Trotzki waren deren Heilige.

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    3. Albert Walter sagt:
      Herr Cavalho, sie wollen den Artikel von Ihrer René Pfinster in Ihrer unverkennbaren Art „weichspühlen“, und die auch in unserem Land fortschreitende Cancel Culture nicht wahrhaben. In wievielen Unis wurden Professoren oder Vortragsredner von Stunden (Asta) diffamiert und mussten ausgeladen werden. Was Ihren Weltbild nicht entspricht kann und darf offensichtlich nicht sein.
      Herzlichen Gruß!

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    4. @Carvalho,

      1. „…dass es sich um eine im Kern faschistische Bewegung handelt, die eine andere Gesellschaftsform will.“
      Also ist ihrer Meinung nach das Anstreben einer anderen Gesellschaftsform faschistisch? Dann wäre die LGTB-Bewegung – und selbst unsere aktuelle Regierung – ja hochgradig faschistisch. Allein in diesem Sinne könnte ich ihrer nachfolgenden Aussage zustimmen: „wir sind leider vermutlich schon mittendrin in der Bedrohung der westlichen Demokratien durch populistische Faschismen!“

      2. Schlagworte können zwar helfen, bekannte Sachverhalte kurz zu nennen, ohne jedesmal erneut erklären zu müssen, gerade das birgt aber die akute Gefahr, daß solche wie „faschistisch“, „bullshitting“ u.v.m. nicht innerhalb, sondern anstatt von Argumenten utilisiert werden: Eines der Wesensmerkmale der Cancel Culture übrigens.

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  11. Albert Walter sagt:
    Herr Cavalho, sie wollen den Artikel von Ihrer René Pfinster in Ihrer unverkennbaren Art „weichspühlen“, und die auch in unserem Land fortschreitende Cancel Culture nicht wahrhaben. In wievielen Unis wurden Professoren oder Vortragsredner von Stunden (Asta) diffamiert und mussten ausgeladen werden. Was Ihren Weltbild nicht entspricht kann und darf offensichtlich nicht sein.
    Herzlichen Gruß!

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    1. Ihre Behauptung ist schlicht haltlos, weil Sie sich auf Dinge beziehen, die ich gar nicht gesagt habe!
      Ich habe nicht geleugnet, dass es das Phänomen der CC gibt. Mitnichten habe ich also „weichgespü[]lt“…
      Ich habe lediglich darauf hingewiesen (mit Quellenangabe), dass der Autor René Pfister den Rechtspopulismus – ich würde sagen offenen Faschismus – Trumps und weiter Teile der GOP für die weitaus größte Bedrohnung der Demokratie hält. Und meine Aufassung ist, dass auch in Deutschland die deutlich größte Gefahr von einer im Kern faschistischen AfD und den Organisationen und Personen im rechten Milieu ausgeht.
      Es fällt mir immer wieder auf, wie ideologisch sinnentstellend hier gelesen wird!
      MfG

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  12. Diese hybrische Perversion einer Art Gutmenschentums ist absolut zerstörerisch, aber keineswegs neu, und nicht von ungefähr kommt sie wieder aus dem linken Lager: Was den allermeisten kummunistischen Staatssystemen der Vergangenheit und Gegenwart gemeinsam ist, das ist folgende Tatsache: Bis zum weitgehenden oder vollständigen Erreichen des vorgeblichen, bisweilen sogar zunächst recht erfolgreich glaubhaft gemachten Ziels, ein (angeblich, manchmal auch tatsächlich) unterdrückerisches System beseitigen zu wollen zum Wohle und Vorteil der Menschen, hatten sich die „Aktivisten“ derart in ihre Kämpferrolle als einzige Legitimation eigener Machtansprüche verrannt und sich an ihrem eigenen Erfolg berauscht, daß die Revolution zum Dauerzustand und immer weiter bis zur Perversion über das ursprüngliche Ziel hinausgeschossen wurde: Bald ging es nicht mehr um die Sache, sondern nur noch ums Prinzip. Ganz gleich, ob es um Rassismus, Emanzipation oder sonst irgendeiner „Antidiskriminierungs-Lobby“ geht, erleben wir genau das gesellschaftspolitisch in geballter Form. Nicht rechtzeitig eingedämmt führt dies am Ende zu demselben totalitären Staatsauftrag wie in o.a. Systemen – inmitten einer je mehr zur Schau getragenen, desto weniger vorhandenen Demokratie.

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