Lichtshow Genesis: Es werde Licht – im Touristenviertel

In Berlin gastiert eine Lichtshow, die die biblische Schöpfungsgeschichte zeigen will. Mithilfe von Licht, einer Kirche und ungewohnter Ruhe im Großstadttrubel. PRO hat sich „Genesis“ angesehen.
Von Anna Lutz

Gott erschafft die Welt mitten im Berliner Touristenviertel Bergmannkiez. Zumindest bis Ende August. So lange gastiert die Lichtshow „Genesis“ in der Passionskirche. 

Der Kirchenraum ist dunkel, nur ein paar Lichter erhellen den Raum. 

Noch war die Erde leer und ungestaltet, von tiefen Fluten bedeckt. Finsternis herrschte, aber über dem Wasser schwebte der Geist Gottes. (Gen 1, 2)

Die Bibel auf dem Altar ist gut zu erkennen, Blumen stehen dort und Kerzen. Entzündet sind sie nicht. Unter dem ebenfalls dort wachenden Jesus am Kreuz nimmt an diesem Nachmittag eine Frau mit Kopftuch Platz – und etwa 50 weitere Gäste, die Tickets für die Show gekauft haben. Ganz vorne in der Kirche, wo eigentlich nur der Pfarrer und die Gottesdienstbeteiligten stehen, liegen nun Sitzkissen, wer sich hineinfläzt, dessen Blick geht automatisch zur Decke. Die eigentlich für Gottesdienstbesucher gedachten Holzbänke bleiben leer.

Dann wird es dunkel. Aber nur kurz. Lichtwürmer kriechen an der Fassade entlang. Dann fallen Funken wie Schnee. Irgendwann bleiben sie scheinbar in der Luft hängen.

Da sprach Gott: „Licht soll entstehen!“, und sogleich strahlte Licht auf. (Gen 1, 3)

Aus den goldenen Bahnen werden blaue. Wasser. Der Beginn allen Lebens. 

So geschah es: Er machte ein Gewölbe und trennte damit das Wasser darüber von dem Wasser, das die Erde bedeckte. (Gen 1, 7)

Und dann kommt das Chaos. Aus den einfachen Linien, die sich bisher über die Decke zogen, werden komplexe Strukturen, alles scheint irgendwie schneller zu gehen, die begleitende Musik erhöht den Takt, sodass Augen und Ohren nicht wissen, worauf sie sich zuerst konzentrieren sollen. Aus blau und gelb, den Farben des Wassers und des Lichts, wird grün. 

Und Gott sprach: „Auf der Erde soll es grünen und blühen: Alle Arten von Pflanzen und Bäumen sollen wachsen und ihre Samen und Früchte tragen!“ (Gen 1, 11)

Zum ersten Mal erblicken die Gäste nun etwas Gegenständliches an der Decke der Passonskirche. Äste, Blätter, Bäume wachsen aus den eigentlich kalten Steinen. Blüten ploppen auf und ein bunter Garten entsteht. 

Foto: Genesis
Ein bunter Garten mitten in Berlin: Bei der Lichtshow Genesis.

Und obwohl die Schöpfungsgeschichte noch viele weitere Zwischenschritte kennt, kommt nun der Mensch ins Spiel. Nicht tatsächlich. Doch in Form von Kerzen, die aufflackern und gen Himmel schweben. Im Gegensatz zu jenen auf dem Altar sind sie entzündet. In Kirchen symbolisieren sie traditionell: Gott ist da. Und hier wohl auch: Der Mensch ist da. Denn wer sonst soll sie angezündet haben. 

Foto: Genesis
Kerzen symbolisieren Gottes Anwesenheit – und hier wohl auch die des Menschen

Als der Kerzenschein erlischt und das Licht angeht, geht es für die Besucher wieder raus in die Großstadt. In die Schöpfung, wie sie heute ist. Spielplätze, Autolärm, Geschäfte, S-Bahn-Quietschen. Und ein wenig sehnen sie sich wohl gleich zurück in die Ruhe und Fülle der Kirche. Manch einer mag nachdenklich werden oder sich erinnern an das, was Gott einst über seine Welt sagte: 

Schließlich betrachtete Gott alles, was er geschaffen hatte, und es war sehr gut! (Gen 1, 31)

Genesis ist vom 13. Juli bis 28. August, an verschiedenen Wochentagen jeweils von 16.45 bis 21.15 Uhr in der Passionskirche in Berlin zu sehen. Der Eintritt kostet 12,90 Euro für Erwachsene. Die Show dauert 30 Minuten.

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