„Laut über den Glauben reden“

Bild-Journalist Daniel Böcking findet: Journalisten schadet es nicht, laut über den Glauben zu sprechen. Gemeinsam mit den Journalisten Alexander Kissler und Miriam Hollstein gab er am Freitag Marketing-Tipps für die Kirchen.
Von Anna Lutz
Kongress christlicher Führungskräfte, Journalisten

Daniel Böcking erklärte am Freitag beim Kongress christlicher Führungskräfte in Berlin, die Bibel fordere dazu auf, mutig zu sein. Deshalb schreibe er selbstbewusst über seinen Glauben. Er sehe auch keinerlei Berührungsangst seiner Redaktion mit christlichen Themen. „Es schadet nicht, laut über seinen Glauben zu reden, ausgelacht wird man nicht“, sagte er. Stattdessen erlebe er, dass viele Kollegen und Leser Interesse zeigten.

Böcking arbeitet – mit Unterbrechungen – seit über 20 Jahren bei der Bild-Zeitung. Er habe sich trotz viel öffentlicher Kritik an der Redaktion nie gefragt, ob er als Christ guten Gewissens dort tätig sein könne. „Ich habe es nie als christliche Pflicht verstanden, für öffentliche Harmonie zu sorgen“, sagte er.

Andersherum habe er auch kein „Problem damit, dass es auch mal scheppert“. Das Medienhaus Axel Springer, zu dem die Bild-Zeitung gehört, steht seit einer Enthüllungsgeschichte über Unternehmenschef Mathias Döpfner wieder stark in der Kritik. Böcking verteidigte seinen Arbeitgeber: „Ich habe nie erlebt, dass jemand in einer Redaktionssitzung gelogen hat.“

Hollstein: Christsein soll meine Texte prägen

Miriam Hollstein, Chefreporterin bei T-Online, arbeitete einst ebenfalls beim Springer-Verlag, habe sich aber unter dem ehemaligen Chefredakteur Julian Reichelt nicht wohlgefühlt. Dennoch wolle sie keine generelle Kritik an der Bild-Zeitung üben. Es gebe dort schwierige Strukturen, aber die gebe es auch in anderen Unternehmen und nicht zuletzt in der Kirche.

In ihrer Zeit bei der Bild am Sonntag habe sie sich auferlegt, sich selbst treu zu bleiben und einen Freund gebeten, Alarm zu schlagen, wenn sie sich zu stark verändere. „Aber das ist nie geschehen.“

„Ich bin Journalistin, aber auch Christin in Personalunion. Das sollte meine Texte prägen“, erklärte Hollstein. Sie wolle Menschen stets mit Respekt begegnen und an das Gute in einer Person glauben. In ihrer Redaktion und auch in den sozialen Medien lasse sie erkennen, dass sie Christin sei. Das rufe bei ihrem Umfeld in der Regel vor allem Respekt hervor, gerade jetzt, „in Zeiten, in denen Menschen nach Orientierung suchen“.

„Kraft der biblischen Geschichten wiederentdecken“

Alexander Kissler, Berlin-Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung, sagte, er gehe als Katholik mit der Haltung „Wir sind frei, wir sind gerettet“ durchs Leben und den Berufsalltag. Als Christ versuche er immer „höflich, nett und heiter“ zu sein. Auch er habe nicht den Eindruck, dass Christen in Redaktionen feindselig begegnet werde. 

Dennoch stelle er fest, dass das religiöse Wissen in der Gesellschaft schwinde. Wenn er Artikel über Kirchenthemen schreibe, dürfe er keinerlei Wissen voraussetzen. Und: „Theologie geht gar nicht“, sagte er über die Inhalte seiner Texte. Stattdessen plädierte er dafür, die Kraft der biblischen Geschichten wiederzuentdecken und sie weiterzuerzählen. Gerade in einer Gesellschaft, der die Bibel fremd geworden sei, stecke darin eine besondere Chance.

Marketing-Tipps für die Kirchen

Alle drei Journalisten hatten Tipps für die Kirchen parat: Böcking erklärte, Christen verlören sich zu oft in Streitereien um theologische Feinheiten wie etwa Tauftraditionen. Bekennende Christen könnten fromm und doch unterschiedlicher Meinung sein, auch bei politischen Themen.  

Kissler wandte sich gegen eine „Verwässerung der Bibel“, etwa durch zu starke politische Botschaften von der Kanzel. Stattdessen sollten die Kirchen die missionarische Kraft ihrer Traditionen wiederentdecken.

Hollstein warb dafür, dass Christen mutig neue Formate und Formen ausprobieren, und nannte als Beispiel einen Star-Wars-Gottesdienst in Berlin. Und sie konterte Kissler: In ihren Augen gehört auch Politik in die Kirche. Niemals aber als parteipolitische Predigt, sondern immer so, dass Pfarrer und Pastoren in ihren Predigten zu aktuellen Anlässen fragten: Was würde Jesus tun?

Der Kongress christlicher Führungskräfte findet noch bis Samstag in Berlin statt. Laut Veranstalter sind dazu über 2.000 Teilnehmer gekommen. Der Kongress gehört zur Evangelischen Nachrichtenagentur idea und findet alle zwei Jahre statt.

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