Kritikerin: Buch Rut ist „wunderbare kleine Novelle“

Die prominente Literaturkritikerin Sigrid Löffler rechnet das Buch Rut der Bibel zu den wichtigsten Texten in ihrem Leben. Der Text handle vom Umgang mit Fremden und Zugewanderten.
Von Norbert Schäfer
Sigrid Löffler beim Mannheimer Literaturfest 2009

Zu den zehn wichtigsten Büchern und Texten im Leben der Literaturkritikerin und Publizistin Sigrid Löffler gehört das biblische Buch Rut aus dem Alten Testament. Das hat die österreichische Publizistin und Kulturkorrespondentin gegenüber der Tageszeitung Die Welt offenbart.

Das Buch Rut sei ihr „liebster Bibeltext“, erklärte Löffler gegenüber der Zeitung und bezeichnete den biblischen Bericht über die weitläufige Vorfahrin von Jesus als „wunderbare kleine Novelle“. Der biblische Text berichte von „Freundschaft und weiblicher Solidarität zwischen zwei verwitweten Frauen“, sagte Löffler.

Buch beschreibt „innige Liebesgeschichte“

Das Buch Rut aus dem Alten Testament schildert das Leben der verwitweten Moabiterin Rut, die sich ihrer ebenfalls verwitweten Schwiegermutter Noomi, einer Israelitin, anschließt und mit ihr zurück nach Judäa zieht, obwohl sie wegen ihrer Herkunft in dem Land mit Zurückweisung rechnen musste. Die Moabiterin Rut bekennt sich dem biblischen Bericht zufolge zur Religion ihrer Schwiegermutter. „Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich, da will ich begraben sein. Der Herr soll mir dies und das antun – nur der Tod wird mich von dir scheiden.“ (Rut 1,16–17). In der Fremde findet die Frau wieder einen Ehemann. Der gemeinsame Sohn von Boas und Rut, Obed, wird gemäß der biblischen Überlieferung der Großvater des Königs David, auf den sich der Stammbaum von Jesus zurückführen lässt. Rut ist somit mit Jesus verwandt.

„Das Buch Rut handelt also auch von Migration und dem Umgang mit Fremden und Zugewanderten“, sagt Löffler, und weiter: „Es erzählt überdies die innige Liebesgeschichte zwischen Rut und dem Bauern Boas in Bethlehem, der die fremde junge Frau freundlich aufnimmt und sie schließlich heiratet.“ Zu dem Text erläutert Löffler: „Es war den Bibel-Verfassern also wichtig, Rut, eine Nicht-Israelitin, als Ahnmutter Davids in den Stammbaum Jesu einzuschreiben.“

Löffler war von 1988 bis 2000 neben Marcel Reich-Ranicki und Hellmuth Karasek regelmäßige Teilnehmerin im „Literarischen Quartett“ des ZDF. Im Rahmen der Sendung besprachen vier Literaturkritiker aktuell erschienene Bücher. Die Österreicherin hat als Kulturkorrespondentin für die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit und Die Woche gearbeitet. Von 1996 bis 1999 war sie Feuilletonchefin der Zeit.

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2 Antworten

  1. Interessant. Kein Wort über Gott und Glauben.
    Die Bibel ist Gottes Wort und nicht nur von „Bibel-Verfassern“ und nicht nur eine wunderbare Novelle.
    GOTT war das wichtig.
    Und Rut bekennt sich eindeutig zum Gott Israels!

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  2. Die Bibel lesen ist immer gut. Wenn eine immer noch bekannte Frau des Literaturbetriebes, deren Glauben ich nicht beurteilen kann und will, das Buch Rut lobt, freut mich das. Punkt. Rut bekannt sich zu Israel und seinem Gott. Aber auch die sozialethischen Implikationen dieses Buches verdienen Beachtung und könnten nicht akuteller sein.

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