Kontrastprogramm in der Tageszeitung

Zwischen Familienanzeigen und öffentlichen Bekanntmachungen Worte aus der Bibel: Das gibt es in den Lüdenscheider Nachrichten. Balsam für die Seele, findet Sabine Langenbach. Die Worte der Bibel zeigen, worauf es im Leben ankommt.
Von Sabine Langenbach

So zuverlässig wie die Wettervorhersage auf Seite Eins findet sich in jeder Ausgabe der Lüdenscheider Nachrichten irgendwo zwischen Todes- und Geburtsanzeigen, öffentlichen Bekanntmachungen und Geschäftsempfehlungen eine neun Zentimeter breite und fünfeinhalb Zentimeter hohe Anzeige. Links in dem Rechteck steht groß „Losung des Tages“, darüber „Aus den Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine“.

Darunter Wochentag und das aktuelle Datum. Im rechten Teil dann je ein Bibelvers aus dem Alten und dem Neuen Testament. Wie zum Beispiel am 18. August 2022 aus Psalm 37, Vers 28: „Der Herr hat das Recht lieb.“ Und aus dem Lukas-Evangelium Kapitel 20, Vers 25: „So gebt des Kaisers, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“. 

Die Herrnhuter Losungen in der Tageszeitung – Gottes Wort zwischen den neuesten Nachrichten, Abschiedsschmerz und Freude über ein neues Menschenkind. Seit ich vor dreißig Jahren ins Sauerland gezogen bin, ist das für mich morgens am Frühstückstisch ein vertrauter Anblick. Ob das andere auch so sehen? Ist es nicht eher ungewöhnlich in der heutigen Zeit? Wer hatte wohl die Idee dazu? Die Frage ließ mich nicht los.

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Das find ich gut – Kolumne und Podcast mit Sabine Langenbach
#12 Kontrastprogramm in der Tageszeitung
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Ich griff ich zum Telefon und rief die evangelische Pfarrerin in Rente Bärbel Wilde aus Lüdenscheid an. Sie war 1975 Mitbegründerin der Konferenz Evangelikaler Publizisten, aus der 1999 der Christliche Medienverbund KEP wurde. Seit 2019 kennt man den Verein unter dem Namen „Christliche Medieninitiative pro“. 

Bärbel Wilde hat sich von daher im Märkischen Kreis und darüber hinaus immer für „Mehr Evangelium in den Medien“ eingesetzt. Es lag nahe, dass sie diejenige war, die die Bibelverse in die Zeitung gebracht hat. Aber leider erinnerte sie sich zwar an Gespräche, dass so etwas angedacht worden war, doch wer dann alles mit der Zeitung klar gemacht hatte, das war im Laufe der Jahrzehnte untergegangen.


„Bibelworte in jeder Ausgabe meiner Tageszeitung: Das find‘ ich gut!“

Also schrieb ich eine Mail an die Lüdenscheider Nachrichten. Die Redaktionssekretärin nahm sich persönlich meiner Frage an und ging zu den Kollegen in der Anzeigenabteilung, die schon seit Jahrzehnten dort ihren Dienst tun. Leider wussten auch sie nicht, wer den Anstoß gegeben hatte, dass die „Losungen“ auf die Familiennachrichten-Seite kamen. Aber sie erinnerten sich noch lebhaft daran, dass vor ein paar Jahren die Bibelworte eine Zeitlang aus unbekannten Gründen nicht erschienen waren. Das hatte bei der Leserschaft einen Sturm der Entrüstung und jede Menge Beschwerden ausgelöst. Daraufhin wurden die Bibelverse sofort wieder in jeder Ausgabe abgedruckt. Bis heute hat sich daran nichts geändert.

Letzte Hoffnung auf Auskunft war für mich die Anzeigendisposition des Westfälischen Anzeigers, zu dessen Verlagsgesellschaft die Lüdenscheider Nachrichten gehören. Aber auch hier wusste keiner, auf wessen Initiative hin die Herrnhuter Losungen Teil des Blattes wurden. Meine Recherche war zwar nicht von Erfolg gekrönt. Aber immerhin habe ich herausgefunden, dass die täglichen Bibelverse sowohl für die Zeitungsmacher als auch für die Leserschaft zu ihrem Heimatblatt dazugehören. 

Spannend wäre es zu erfahren, wie vielen Menschen die alten und doch immer noch aktuellen Worte der Bibel mitten in Trauer, Glück und dem ganz normalen Alltagschaos schon Trost, Mut und neue Kraft geschenkt haben. 

Bei allen schlechten Nachrichten, die ich in der Zeitung lese, sind die Worte der Herrnhuter Losung für mich oft wie Balsam für die Seele. Sie lenken meinen Blick weg von den großen und kleinen Katastrophen dieser Welt hin zu dem, der jeden Menschen unendlich liebt und der seine Schöpfung nicht im Stich lässt. Diese Worte zeigen mir, worauf es wirklich ankommt im Leben und im Sterben. 

Bibelworte in jeder Ausgabe meiner Tageszeitung: Das find ich gut! 

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Eine Antwort

  1. Das erinnert mich an die Aussage in Matthäus 10,32.33:
    „Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“

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