„Kirchen müssen zum Frieden aufrufen, und Krieg klar ablehnen“

Die russisch-orthodoxe Kirche steht wegen ihrer Haltung im Ukraine-Krieg in der Kritik. Jetzt hat sich auch die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann in die Debatte eingemischt. Sie kritisiert in ihrer Kolumne in der „Bild am Sonntag“ den Moskauer Patriarchen Kyrill scharf.
Von Johannes Blöcher-Weil
Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann

Weil die russisch-orthodoxe Kirche keine klare Stellung gegen den Ukraine-Krieg bezieht, erntet sie massive Kritik. Die evangelische Theologin und frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann wirft dem Moskauer Patriarchen Kyrill in ihrer Kolumne in der „Bild am Sonntag“ vor, dass er zu den Vorkommnissen schweige und das Wort „Krieg“ nicht in den Mund nehme.

Am vergangenen Sonntag habe Kyrill die Gegner der russischen Armee in der Ukraine als „Kräfte des Bösen“ bezeichnet. „Kirchen müssen zum Frieden aufrufen, und Krieg klar ablehnen“, erklärte Käßmann. Die Theologin betonte, die evangelischen Kirchen in Deutschland hätten aus ihrem Versagen in den beiden Weltkriegen gelernt. „Niemals darf sich eine Kirche nationalistisch begründen und mit nationalen Zielen identifizieren“, forderte die Theologin. Es gelte die biblische Aufforderung der Psalmen, den Frieden zu suchen und ihm nachzujagen.

„Religiöse Akteure dürfen Krieg nicht öffentlich legitimieren“

Auch der katholische Ökumene-Bischof Gerhard Feige erhofft sich von dem Patriarchen Kyrill „eine deutliche Stellungnahme gegen die militärische Aggression Russlands in der Ukraine“. Er sehe es als pastorale Verantwortung des Moskauer Patriarchats an, für die Gläubigen aller Religionen und Konfessionen in der Ukraine Partei zu ergreifen und für sie einzutreten, erklärte der Magdeburger Bischof am Freitag in Bonn.

Es dürfe keine offene oder indirekte Legitimierung des Krieges durch religiöse Akteure geben. Zugleich befürchtet Feige angesichts der komplexen Beziehungen zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche, den anderen orthodoxen Kirchen weltweit, der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche und der römisch-katholischen Kirche langfristige geistliche und pastorale Verwerfungen zwischen den Kirchen und ihren Gläubigen.

Zuvor hatte bereits der Weltkirchenrat an Patriarch Kyrill appelliert, im Ukraine-Krieg zu vermitteln. „Erheben Sie Ihre Stimme, damit der Krieg gestoppt werden kann“, schrieb der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Ioan Sauca, in einem Brief an das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche.

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7 Antworten

  1. Das ist nicht so einfach wie Frau Käßmann das beschreibt. So hat z. B. die militärische Reaktion der Alliierten auf Adolf Hitler erst unsere heutige Gesellschaft möglich gemacht und dafür sind sicherlich die meisten dankbar. Deshalb wird es eine militärische Reaktion als absolutes ultima ratio immer geben müssen z.B. bei Despoten. Dass die Gemengelage durch die Atomwaffen dies aber schwieriger gemacht hat muss auch gesehen werden, was man gerade beim Ukrainekrieg sieht. Aber verhandeln muss immer das erste sein und das hat der Westen bei der Ukraine auch sehr lange und intensiv versucht. Bei der Ukraine ist die Sachlage ausserdem schwierig wegen der bedeutenden russischen Minderheit, was schnelle und einfache Lösungsansätze sehr erschwert. Man kann nur hoffen und beten, dass ein vernünftigen Lösungsansatz gefunden wird. Dass zudem Bischoff Kyrill nicht der erste und letzte Geistliche ist der Politikern lässt Forderungen an ihn sehr hilflos wirken. In diesem Punkt sollten auch wir Deutschen wegen unserer Geschichte sehr vorsichtig sein. Da wurden auch nicht nur einmal Waffen gesegnet.

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  2. Aus den Weltkriegen gelernt ? Konstruieren wir den Fall Deutschland wird von Russland angegriffen und die deutsche Regierung ruft die Bevölkerung zur Verteidigung des Landes auf.
    Predigen die Pfarrer dann „Schwerter zu Pflugscharen “ oder segnen die Leute zum Kampf ?
    Die Verteidigung des eigenen Lebens, der unserer Nächsten und auch unseres Volkes ist nicht nur legitim sondern geboten. Kann es sein, dass unsere geistlichen Führer vor lauter „Frömmigkeit“ auf der anderen Seite des Pferdes runterfallen? Die Kritik an der russisch orthodoxen Kirche ist allerdings berechtigt !

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  3. Auch der russische Papst könnte gelegentlich zu Liebe , Frieden und Versöhnung predigen und aufrufen.
    Gleichzeitig sollte er beide Regierungsseiten dazu ermuntern und ermahnen auch mal wieder in der orthodoxen Bibel die besänftigenden Verse in den“ Sprüchen“ des At. zu lesen, die für beide Präsidenten Silensky und Putin und auch Herrn Lawrow mehr wie geeignet wären, und um zu entspannen !
    Gleichzeitig wäre es eine sehr gute Maßnahme , endlich eine Frau, nämlich Bischöfin a. D. Käßmann und Herrn Patriarch Kyrill in die Verhandlungen beider Seiten mit einzubeziehen, Amen !

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  4. Nach über 505 Jahren des Beginns der Reformation durch Martin Luther tritt endlich eine ehemalige Evangelische Ratsvorsitzende und Bischöfin i. R. , Margot Käßmann auf, um ihre mahnende Stimme Richtung Osten zu erheben und um den russ. orthodoxen Papst und Patriarchen endlich aufzufordern für Frieden auf russ. Boden einzutreten und nicht einseitig nur eine der kämpfenden Armeen zu verurteilen.
    Da Frau Käßmann auch schon im Afghanistan Krieg gewichtige Worte zum damaligen Kriegsdilemma äußerte, sollte sie mit kirchlich, christlicher Vollmacht umgehend nach Russland reisen und gemeinsam mit dem Moskauer Patriarchen in Kiew, Minsk und Moskau, für Frieden beten. Auch müssen sich beide Kirchenvertreter ( evangelisch und orthodox ) in ökumenischer Geschwisterlichkeit als Vertreter der weltweiten Christenheit für gemeinsame Gespräche bei den Friedensverhandlungen an der belaruss. Grenzlinien selbst dazu einladen . 500 Jahre nach Luther wäre diese „Friedensaktion“ endlich wieder ein bedeutsames weltweites , ökumenisches Zeichen . Hierbei können die beiden aufzuzeigen , daß dort wo menschliche Worte im Streit und Bombenhagel versagen, Christen Worte des Friedens , nur aus „SOLA SCRIPTURA“ und durch “ SOLA FIDE “ ( allein durch Glauben) noch etwas bewirken können.

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  5. Nur allein mit dem pressewirksamen Auftritt von Frau Käßmann ist es leider nicht getan . Entweder muß sie sich selbst nach Moskau aufmachen und Hr. Putin und Herr Kyrill die Nachricht überbringen,: Wer gegen den ukrainischen Präsidenten Silensky streitet und kämpft und ihn der Lügen bezichtigt, darf nicht vergessen , daß er jüdischer Abstammung ist . Und so muß die Kreml -Führung unbedingt daran erinnert werden und auch der Patriarch Kyrill sollte mal wieder in seiner Bibel nachlesen, daß schon im 1. Buch Mose 12, Vers 3 geschrieben steht , “ Wer dich ISRAEL segnet, den will ich segnen und wer dich flucht, den werde ich verfluchen, spricht GOTT der HERR !“
    Auch wenn die Ukraine und Israel gegenüber Russland als klein und winzig erscheinen, sollten besonders die Herren Putin und Lawrow an diese Zeilen des Alten Testamentes erinnert und ermahnt werden, um unnützes Leid und Blut vergießen für das russ. Volk zu beenden !

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  6. Der Klügere gibt nach, und dies empfiehlt sich auch für orthodoxe Kiewer Christen: Letztlich ist es die Kooperation, die ineinander verkeilte Parteien um Größenordnungen höhere Erträge bringt als jede Art Feindschaft. Für Zelenskij wäre sinnvoll, die Waffen zu strecken, sich einzuordnen. Wer am Ende die kulturelle Hoheit erlangt, hängt von der Zivilisationsstufe ab, die von der jeweiligen Partei eingenommen wird. Welche Automarke fährt der russische Präsident? Es ist ein Stern dran, und zwar nicht der sowjetische oder russische!
    Zelenskij sollte die Waffen niederlegen. Putin müßte dann Nordstrem 2 öffnen; Deutschland & Frankreich mit Russland unter indischer & chinesischer Kontrolle mit der Ukraine zivilsierten Umgang pflegen. Alle bis auf USA und deren Marionetten wären begeistert. Letztlich wird Wohlstand durch menschliche Arbeit im Frieden geschaffen, und NUR dadurch. Weder durch Börsenspekulation noch Raub beim Nachbarn oder anderen Tricks welcher Art auch immer.

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