„Kirchen müssen authentisch sein und mitten im Leben stehen“

Was machen Kirchen, wenn das Vertrauen in sie schwindet? Darüber haben ranghohe Laien bei einer digitalen Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung debattiert. Die frühere Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Irmgard Schwaetzer, wünschte sich authentische Christen an der Basis.
Von Johannes Blöcher-Weil
Thomas Sternberg und Irmgard Schwaetzer mit Meinhard Schmidt-Degenhard

„Die Kirche verschanzt sich oft zu sehr hinter ihren Mauern. Wir werden häufig nicht als diejenigen wahrgenommen, die in der Mitte der Gesellschaft stehen und authentisch sind.“ Das hat die frühere Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, in einer Online-Diskussion der Friedrich-Naumann-Stiftung zum Thema „Wenn Vertrauen schwindet – Über Krisen, Glaube und das Vertrauen in die Kirche “ bemängelt.

Sie sei sich bewusst, dass Kirche in der Vergangenheit Vertrauen verspielt hätten. Es gehe darum das abzustellen, was als Skandal erkannt worden sei. Außerdem müsse Kirche stärker in die säkulare Welt hineinwirken und die Sprache der Menschen sprechen: „Wir müssen das sagen, was uns trägt und das in den Alltag der Menschen übertragen.“

„Seelsorge fand nicht über den Lautsprecher statt“

Für viele Menschen spiele es kaum eine Rolle, dass sie sich von der Geburt bis zum Tod in Gottes Hand befänden. Kirche müsse konkret überlegen, was sie in eine gesellschaftliche Diskussion über die Begrenztheit des Lebens einbringen könnte. Als positiv sah Schwaetzer die vielen geöffneten Kirchen und gesprächsbereiten Pfarrer in der Corona-Krise: „Diese Seelsorge fand aber nicht über den Lautsprecher statt.“

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, zog für die aktuelle Lage seiner Kirche ein ernüchterndes Fazit: „Die Katholische Kirche befindet sich in einer dramatischen Situation. Die welke Pflanze Kirche gilt es wieder zu kultivieren. Das ist kein Gewaltakt, sondern dafür braucht es vertrauensstiftende Maßnahmen.“ Als Beispiel nannte er den Synodalen Weg.

Kirche müsse wieder vermehrt über das sprechen, was sie trägt. Ihn habe es gewundert, dass in der Corona-Krise sehr oft Psychologen gefragt worden sind, aber viel zu selten Theologen: „Gott um Hilfe zu fragen, kommt im Leben der Menschen nicht mehr vor.“ Ziel müsse es sein, glaubhaft mit Menschen zu ihren Themen ins Gespräch zu kommen. Dabei gelte es nicht gleich Antworten zu geben, sondern Fragen zuzulassen.

Jesus hat sich für die Umkehrung üblicher Werte stark gemacht

In der Gesellschaft nehme er allenthalben einen Zwang zur Selbstoptimierung wahr. Der christliche Glaube basiere aber auf der Grundannahme, dass der Mensch so anerkannt werde, wie er ist: „Wir glauben an einen Christus, der sich für die Umkehrung der üblichen Werte eingesetzt hat.“ Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Journalisten Meinhard Schmidt-Degenhard.

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Eine Antwort

  1. „Der christliche Glaube basiere aber auf der Grundannahme, dass der Mensch so anerkannt werde, wie er ist“ Um es mal ganz deutlich zu sagen, das ist eine Irrlehre !
    Im Gesamtkontext der Schrift ist der Mensch ohne Hinwendung zu Jesus, der die Tür ist zum Vater verloren
    „Lasst euch retten aus diesem verkehrtem Geschlecht “ ruft der Apostel Petrus den Leuten zu.
    Auch hier, gerettet werden muss, wer sich in einer ausweglosen Situation befindet. ​
    Zu viele Vertreter der Volkskirchen täuschen mit einem pseudofrommen Geschwätz geistlichen Durchblick an, es drängt sich der Eindruck auf, dass wir es mit blinden Blindenführern zu tun haben!

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