Kirchen erleichtert über die Anerkennung der deutschen Kolonialverbrechen

Die beiden großen christlichen Kirchen haben sich erleichtert über die Anerkennung der deutschen Kolonialverbrechen in Namibia als Völkermord gezeigt. Der katholische Bischof Heiner Wilmer sieht das Abkommen „als ermutigendes Beispiel beim Umgang mit dem toxischen kolonialen Erbe“.
Von Johannes Blöcher-Weil
Herero in Namibia

„Nach Jahren der Versöhnungsarbeit und Aufarbeitung der Kolonialzeit in Politik, Kirche, Mission und Wissenschaft bin ich sehr froh, dass auf die Bitte um Vergebung nun konkrete Taten der deutschen Außenpolitik folgen.“ Mit diesen Worten hat die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, auf die Mitteilung der Bundesregierung reagiert, die ihre Kolonialverbrechen in Namibia als Völkermord anerkennt.

Der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sagte als Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax, das Abkommen sei „ein ermutigendes Beispiel beim Umgang mit dem toxischen kolonialen Erbe“. Das wahrhaftige Anerkennen von Schuld und Verantwortung mache den Weg frei für weitere Schritte der Zusammenarbeit und der Versöhnung, erklärte er.

Außenminister Heiko Maas (SPD) hatte am Freitag mitgeteilt, dass Deutschland seine Kolonialverbrechen in Namibia als Völkermord anerkenne. Deutschland will künftig einen Fonds in Höhe von 1,1 Milliarden Euro gründen zur Förderung von Wiederaufbau und Entwicklung. Rechtliche Ansprüche leiteten sich aus der Anerkennung des Genozids nicht ab, betonte Maas.

Soziale Gerechtigkeit und Bildungschancen

Bosse-Huber sagte: „Wir hoffen sehr, dass gerade diese Initiative jetzt der relativ jungen Bevölkerung in Namibia helfen wird, soziale Gerechtigkeit zu erleben und gute Bildungschancen zu haben.“ Die Evangelische Kirche in Deutschland weist in einer Pressemitteilung darauf hin, dass es vor allem die Kirchen in Namibia und Deutschland, insbesondere die Evangelische Kirche im Rheinland und die von Westfalen, waren, die zusammen mit der EKD und der Vereinten Evangelischen Mission die konkrete Aufarbeitung gefordert haben.

Einer der Mitinitiatoren war Zephania Kameeta, Moderator der VEM und selbst Herero. Er hat sich immer wieder für eine Versöhnung aller ausgesprochen. In einer Rede vor dem Parlament in Namibia sagte er: „In dieser Stunde wird von uns erwartet, dass wir mutig und ehrlich sind und uns diesen mit den Kriegsfolgen verbundenen Themen stellen, wie wir auch den Kolonialismus bekämpft und besiegt haben. Wir müssen deshalb innerhalb und außerhalb dieses Hauses zusammenarbeiten, um die Tränen abzuwischen, die zerbrochenen Beziehungen wiederherzustellen.“

Die finanzielle Unterstützung zum Wiederaufbau und Entwicklung im gesamten Land folge dem, was der ehemalige Minister für Armutsbekämpfung Kameeta intendierte: die Heilung von zerbrochenen Beziehungen aller Menschen in Namibia wie auch mit den Nachfahren der deutschen Kolonialmacht. Dies begrüßt auch Jochen Motte, Vorstandsmitglied der VEM: „Wir freuen uns, dass nun, 15 Jahre nach dem Gedenken, endlich Bereitschaft auf Seiten Deutschlands besteht, Verantwortung für die Verbrechen und den Völkermord zu übernehmen und substanzielle Projekte zu fördern.“

Historiker: Erster Völkermord des 20. Jahrhunderts

Zwischen 1904 und 1908 hatten deutsche Kolonialtruppen Aufstände der Herero, Nama und Damara im damaligen Deutsch-Südwestafrika brutal niedergeschlagen. Der Befehlshaber Lothar von Trotha erteilte einen Vernichtungsbefehl. Mehr als 80.000 Menschen wurden getötet oder verdursteten in der Wüste. Historiker bezeichnen diese Gräueltaten als ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts.

2004 hatte die damalige Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) den Waterberg besucht und an einem der Orte des deutschen Völkermordes in Namibia um Vergebung gebeten. Damals kämpften Menschen für ihr eigenes Land gegen die Ausbeutung und Entrechtung durch die Kolonialmacht.

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5 Antworten

  1. Gerechtigkeit ist ein Grundverlangen des Menschen, auf einer Ebene von Schuld und Sühne.
    Eigentlich auch ein Gottesbeweis, sozusagen ein Fußabdruck Gottes in unserem Herzen.
    So ist es mehr als legitim Unrecht zu benennen und Gerechtigkeit und Wiedergutmachung einzufordern. Ich frage mich aber, ob unserer Generation bewusst ist, dass es Gerechtigkeit in diesem Leben nicht in Vollendung geben wird ? Es ist ein Zeichen von grenzenloser Selbstüberschätzung, wenn man glaubt paradiesische Zustände auf dieser Erde herstellen zu können. Man will Gott spielen und seinen Heilsplan an den man sowieso nicht glaubt aushebeln. Hat man diese Grundhaltung eingenommen vermag die „geläuterte“ Menschheit alles, einen Turm in den Himmel bauen, das Weltklima retten und natürlich alle Ungerechtigkeit beseitigen. Wer braucht da noch einen Erlöser ? Und an einen Richter, der in der Ewigkeit Recht und Unrecht ans Licht bringen wird und für Gerechtigkeit sorgen wird, auch im Sinne von Strafe für Fehlverhalten mag der „aufgeklärte“ Mensch nicht denken.
    Ein schwerer Fehler mit weitreichenden Folgen, da will man beten, Herr sei uns gnädig!

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    1. Selbstverständlich wäre es absurd, alle Ungerechtigkeiten auf dieser Welt durch menschliche Taten beseitigen zu wollen. Darum geht es aber meiner Meinung nach weder bei der Anerkennung des Völkermords an den Herero noch beim Klimaschutz: Bei ersterem erkennt unsere Bundesregierung historische Tatsachen an und zahlt (nach Ansicht der Bundesregierung freiwillige) Entwicklungshilfe als Wiedergutmachung, bei letzterem soll eine der vielen Grundlagen für gutes Leben und Wirtschaften geschützt werden. Bei beidem kann ich keinen Widerspruch zu unserer Erlösungsbedürftigkeit sehen. Mit Ihrer Argumentation könnte man, würde ich sagen, jede menschliche Gerichtsbarkeit einstellen.

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  2. Es wäre nun auch folgerichtig, wenn die Deutschen/Germanen durch ihren Herrn Bundespräsidenten und den Herrn Außenminister nun auch für die Verbrechen während der Völkerwanderung um Verzeihung bitten würden!
    Zahlungen sollten an die Hinterbliebenen aus der Steuerkasse geleistet werden.

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  3. Wird die katholische Kirche auch etwa Geld aus ihrem 200 Milliarden Vermögen beisteuern oder belässt man es bei schönen Worten?

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    1. Mir ist unklar, was die katholische Kirche damit zu tun haben soll. Die Rolle protestantischer Missionsvereine in der ganzen Angelegenheit wahr wohl ambivalent, aber wesentlich besser als die von von Throta, dem Befehlshaber von Seiten des Deutschen Reiches, eines Vorgängers unserer heutigen Bundesrepublik. Daraus ergibt sich eine mögliche finanzielle Verantwortung für unseren Staat und nicht für die Kirchen.

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