Kanye West schließt seine christliche Schule wieder

Erst vor kurzem hatte der US-Rapper Kanye West eine christliche Schule in Kalifornien eröffnet. Nun wird die Schule schon wieder geschlossen, nach Protesten wegen antisemitischer Äußerungen des Rappers.
Von Jörn Schumacher
Kanye West spricht offen über seine bipolare Störung

Für Schlagzeilen sorgte der US-Rapper Kanye West eigentlich schon immer regelmäßig. Der Musiker, der sich zeitweise nur noch „Ye“ nannte, Gottesdienste auf seinem Anwesen abhielt, sich immer mal wieder mit Jesus verglich, Donald Trump unterstützte und einmal behauptete, die schwarzen Sklaven in Amerika seien eigentlich freiwillig gekommen, sorgte nun aber mit antisemitischen und rassistischen Äußerungen für besonders viele Proteste.

Der 45-jährige Rapper hatte in Simi Valley in Kalifornien eine christliche Schule ins Leben gerufen. Die „Donda Academy“, benannt nach seiner verstorbenen Mutter, war als eine Art private Elite-Schule gedacht, auf der nicht nur normale Schulfächer unterrichtet werden, sondern Kunst, Musik und Sport im Mittelpunkt stehen. Dabei stand der christliche Glaube im Zentrum. Sogar im Sportunterricht gehe es darum, „eine kommende Generation von Athleten zu schaffen, die Glauben und Teamwork“ in den Mittelpunkt stellen, hieß es auf der Website der Schule. „Ein Team. Ein König“, hieß es dort. Laut einem langjährigen Freund Wests plante der Rapper weitere Schulen dieser Art in Amerika und eventuell sogar eine Universität.

Proteste wegen rassistischen und antisemitischen Äußerungen brachten West nun erneut in die Schlagzeilen. Zunächst hatte West auf Instagram einen Text veröffentlicht, der eine Konversation zwischen ihm und dem Rapper Sean „Diddy“ Combs (ehemals Puff Daddy) wiedergab. Darin behauptete West, Combs werde „von Juden kontrolliert“. Außerdem werde er selbst „in höchste Alarmbereitschaft“ gehen, was das jüdische Volk angeht („death con 3 on Jewish people“). Mehrere Modehäuser, die bislang mit dem Künstler zusammengearbeitet hatten, kündigten die Kooperation auf, darunter Adidas, Balenciaga und Gap. Der Rapper wurde außerdem von den Social-Media-Plattformen Instagram und Twitter gesperrt. Das Amerikanisch-Jüdische Komitee und die Anti-Defamation League verurteilten Wests Äußerungen, ebenso wie Politiker und Prominente, darunter auch Wests Exfrau Kim Kardashian.

Faszination für Adolf Hitler

Der schwarze Musiker hatte zudem Empörung ausgelöst, als er Anfang Oktober zur Pariser Fashion Week in einem T-Shirt erschienen war, auf dem ein Satz stand, den amerikanische Rassisten häufig benutzen: „White Lives Matter“. Auch einige schwarze Models trugen bei der Show im Auftrag Wests Kleidung mit diesem Spruch. West verteilte später T-Shirts mit dem umstrittenen Aufdruck an bedürftige Menschen in Los Angeles. Die Mode-Zeitschrift Vogue, die häufig über Wests Kreationen geschrieben hatte, teilte mit, nicht mehr über ihn berichten zu wollen.

Langjährige Wegbegleiter des Rappers sagten gegenüber CNN, der Künstler hege seit langem eine gewisse Faszination für Adolf Hitler. Er wolle sogar eines seiner Alben nach dem Diktator benennen. „Er lobte Hitler immer wieder und zeigte sich fasziniert davon, wie er eine so große Macht erreichen konnte und was er alles für das deutsche Volk getan habe“, sagte der ehemalige Mitarbeiter des Rappers, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Bereits vor wenigen Wochen hatte eine jüdische Lehrerin nach den antisemitischen Äußerungen Wests die „Donda Academy“ verlassen. Mehrere Organisatoren von Highschool-Basketball-Wettbewerben hatten die Schule von der Teilnahme ausgeschlossen. Wie das Portal Hollywood Unlocked berichtet, soll die Schule zum Schuljahr 2022/23 geschlossen werden. Das teilte der Schulleiter, Jason Angell, in einem Brief an alle Eltern mit. Der Beschluss gehe auf die Entscheidung des Schulgründers, also Kanye West, zurück, so Angell. Die Schließung sei jedoch nur vorübergehend, heißt es in dem Brief weiter. Im September nächsten Jahres könne die Schule eventuell wieder öffnen. „Wir sind zuversichtlich, dass unsere Schüler sich weiterhin als kreative Innovatoren, Influencer und akademische Führer der nächsten Generation entwickeln werden“, schrieb Angell.

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