Kampf gegen sexuellen Missbrauch: Französische Geistliche müssen sich ausweisen

Dass französische Geistliche sich mit speziellen Papieren ausweisen müssen, ist nicht neu. Nun sollen diese „Celebrets“ aber verwendet werden, um sexuellen Missbrauch zu bekämpfen. Doch es gibt Kritik.
Von Martin Schlorke
Bischof

Journalisten, Mitarbeiter im Bundestag und viele andere Beschäftige in Deutschland besitzen besondere Karten, mit denen ihnen der Zugang zu Gebäuden möglich ist oder mit deren Hilfe sie bestimmte Tätigkeiten ausüben können. Gleiches gilt für Geistliche der katholischen Kirche in Frankreich.

Dieses „Celebret“ (lat. „er möge zelebrieren“) ist eine auf Papier gedruckte Bescheinigung der katholischen Kirche in Frankreich, die es einem Priester erlaubt, in einer fremden Diözese die heilige Messe zu feiern. Bisher lag es immer in Papierform vor. Aus Furcht, dass dieses Dokument zu leicht zu fälschen ist, entschied die katholische Kirche 2021, eine neue Karte einzuführen, die digital auslesbar ist.

In einer Ankündigung von vergangener Woche auf der Website der katholischen Kirche in Frankreich wird nun näher beschrieben, welche Informationen auf der Karte gespeichert werden sollen.

Bemerkenswert: Neben Kontaktdaten gibt die Karte auch indirekt Auskunft, ob der Inhaber mit sexuellem Missbrauch in Verbindung steht.

Roter Bereich kann Missbrauch bedeuten

Ein Ampelsystem gibt nach Scannen des QR-Codes auf der Karte Auskunft über den Status des Geistlichen:

  • Grün bedeutet, dass keinerlei Einschränkungen gibt. Die Person darf Messen leiten oder die Beichte abnehmen.
  • Orange weist auf einige Einschränkungen hin. So könnte beispielsweise die Person für einige Kasualien nicht qualifiziert sein.
  • Rot zeigt an, dass die Person keine Kasualien durchführen oder allein keine Jugendlichen betreuen darf. Über den Grund des Verbotes gibt das System jedoch keine Auskunft.

Nicht alle sind überzeugt

Die Ausweise sollen nicht dafür dienen, dass Kirchenmitglieder alles über die Geistlichen in Erfahrung bringen können, erklärt die Journalistin Christine Pedotti gegenüber dem Nachrichtenportal „France24“. Vielmehr soll damit Verantwortlichen in Gemeinden ein Werkzeug in die Hand gegeben werden, mit dem sie die Legitimität der Geistlichen überprüfen können. Zudem merkt sie an, dass bisher die überwiegende Mehrheit der Katholiken bisher nichts von den Papierausweisen wussten und deswegen kein gesteigertes Interesse zu erwarten ist.

Kritik äußerte der ehemalige Präsident von „La Parole Libérée“ („Das befreite Wort“), einer Organisation, die 2015 von Missbrauchsopfern gegründet wurde. Aus seiner Sicht handele es sie nur um einen „PR-Gag“, mit dem die Kirche einen „neuen Tiefpunkt“ erreicht habe. Die Kirche habe die Kritik nach dem Missbrauchsskandal nach wie vor nicht verstanden.

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