Journalistin El-Hassan: Schäme mich für Teilnahme am Al-Kuds-Marsch

Die Journalistin Nemi El-Hassan steht in der Kritik, weil sie vor Jahren an einer gegen Israel gerichteten Demo teilgenommen hatte. Nun hat sie erklärt, dass sie keine Feindseligkeit gegen Israel verspürt.
Nemi El-Hassan

Die Journalistin Nemi El-Hassan hat den Vorwurf des Antisemitismus zurückgewiesen und die Teilnahme an einer israelfeindlichen Al-Kuds-Demonstration 2014 in Berlin mit Unwissenheit erklärt. „Mir war nicht klar, dass diese Demos durch das iranische Regime ins Leben gerufen wurden“, sagte die 28-Jährige dem „Spiegel“. El-Hassan hätte ab November das Wissenschaftsmagazin „Quarks“ im Westdeutschen Rundfunk (WDR) moderieren sollen. Nach Bekanntwerden der Demo-Teilnahme und weiterer Anschuldigungen im Zusammenhang mit Judenhass und Israelfeindlichkeit hatte der WDR am Dienstag erklärt, bis zur Klärung der Vorwürfe die Zusammenarbeit auszusetzen.

In dem am Mittwochabend online veröffentlichten „Spiegel“-Interview sagt El-Hassan: „Ich war seit 2014 auf keiner Al-Kuds-Demo mehr. Ich hasse Israel nicht.“ Sie habe 2014 angesichts einer israelischen Offensive im Gazastreifen ihre Solidarität mit Palästinenserinnen und Palästinensern ausdrücken wollen. „Dass diese Demo auf jeden Fall das falsche Mittel dafür war, das sage ich heute ganz klar“, sagte die Journalistin. Sie habe nicht wegen einer antisemitischen Grundhaltung teilgenommen. Sie sei „einfach komplett unreflektiert und uninformiert gewesen“.

„Nicht mehr in diesem konservativen Umfeld unterwegs“


Der Al-Kuds- oder Jerusalemtag wurde 1979 vom damaligen iranischen Revolutionsführer Ajatollah Khomeini initiiert und ruft die Muslime zur Eroberung Jerusalems und zur Zerstörung Israels auf. Im Iran ist dieser Tag offizieller Feiertag.

Sie habe sich vor sieben Jahren keine Gedanken über den Hintergrund der Demonstration gemacht, wie sie das heute machen würde, sagte El-Hassan. Mittlerweile sei sie „auch nicht mehr in diesem konservativen Umfeld unterwegs. Ich gehe nicht mehr in diese Moscheen. Vieles ist mir persönlich zu eng geworden“, sagte sie dem „Spiegel“, der nach eigenen Angaben wenige Stunden vor der Information des WDR über das Aussetzen der Zusammenarbeit mit El-Hassan sprach.

Nemi El-Hassan ging nach ihrem Medizinstudium in den Journalismus und war unter anderem Mitbegründerin des Youtube-Kanals „Datteltäter“, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, in satirischen Videos mit Vorurteilen gegen Muslime aufzuräumen. Erst am Freitag vergangener Woche hatte der WDR El-Hassan und Florence Randrianarisoa als neue Moderatorinnen der Wissenschaftssendung „Quarks“ angekündigt. Sie sollten im Wechsel mit Ralph Caspers die Sendung moderieren.

epd
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Eine Antwort

  1. Auch in diesem Fall sieht man wie tief der Antisemitismus in der muslimischen Welt verwurzelt ist.
    Er ist keine Randerscheinung, sondern wird mit der Muttermilch aufgesogen, auch und das ist erschütternd bei Leuten die im Westen sozialisiert wurden.
    Über der jungen Dame möchte ich den Stab nicht brechen, vielleicht meint sie es ja ehrlich und es hat ein Umdenken stattgefunden. Ein gesundes Mistrauen, respektive Vorsicht gegenüber dem Islam im allgemeinen ist dennoch angebracht und so denke ich nachvollziehbar !

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