Jesus-Spielfilm in Gebärdensprache

Das ist eher selten: Spielfilme über nicht-gehörlose Menschen, vollständig in Gebärdensprache. Eine amerikanische christliche Gehörlosen-Organisation hat einen Jesus-Spielfilm produziert. Gesprochen wird hier nur mit Gebärden.
Von Jörn Schumacher

Gesprochen wird in diesem Film überhaupt nicht. Denn die Zielgruppe sind gehörlose Menschen. Der Film „Jesus“ wurde von der amerikanischen Organisation „Deaf Missions“ produziert, die sich dafür einsetzt, dass gehörlose Menschen in Kontakt mit der Botschaft Jesu kommen. Die Mitglieder erstellen zu diesem Zweck Filme zu den Inhalten der Bibel. „Gottes Geschichte ist unaufhaltbar, wenn sie in der Sprache einer Personengruppe erzählt wird, die ihr Herz anspricht“, sind sich die Initiatoren sicher. Nun haben sie einen kompletten Jesus-Film produziert.

In diesem Film über Jesus werden alle Dialoge in amerikanischer Gebärdensprache wiedergegeben. Damit dürfte er eine Seltenheit sein. Denn ursprünglich erzählt die Geschichte im Neuen Testament ja von Menschen, die sprechen konnten.

„Deaf Missions“ hatte bereits 2018 einen Film über das Buch Hiob produziert sowie 2021 einen Kurzfilm über die biblische Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde, er trägt den Titel „Uncondemned“ („nicht verurteilt“). Der Film habe als Test gedient, wie er bei den Zuschauern ankommen würde, teilte der Regisseur Joseph Josselyn, in einem Video mit. Die Filme können in der App von „Deaf Missions“ angeschaut werden, „Uncondemned“ ist zudem auf dem YouTube-Kanal der Organisation verfügbar.

Besser als Untertitel

„Über 250.000 Menschen sahen den Film auf Facebook und Youtube. Der Film kam in der Gehörlosen-Community bestens an“, sagt Josselyn. „Es gab sogar eine Facebook-Gruppe von Atheisten, die den Film zeigte und rege diskutierte. Uns war klar: Die Leute wollten mehr.“ Der gehörlose Filmemacher betont, dass es für Gehörlose durchaus einen Unterschied mache, ob sie Filme mit Zeichensprache sehen oder „normale“ Filme mit Untertiteln.

„Gehörlose wie ich bekommen einfach nicht denselben Zugang zu einem Film, wenn man immer nur die Untertitel lesen muss.“ Josselyn ergänzt: „Sobald ein Film oder eine Fernsehsendung mit Gebärdensprache angeht, haben Gehörlose sofort eine Verbindung dazu, weil man das Erlebnis einer gemeinsamen Sprache hat. Das ist auch bei Nachrichten oder Sportsendungen so.“ Der Regisseur ist sich sicher: „Die Botschaft vom Evangelium kann das Leben von Gehörlosen verändern, die diesen Film sehen.“

Die Premiere des Jesus-Films für Gehörlose fand am 4. April in Fort Worth, Texas, im Rahmen der „Deaf Missions Conference“ statt. Während der Pilotfilm „Uncondemned“ vielleicht noch keinen hohen Qualitätsstandard erreichte, kann sich der neue Langfilm durchaus sehen lassen. Die Schauspieler sind gut, ebenso wurde viel Sorgfalt auf die Kostüme gelegt. Der Film hat durchaus eine Tonspur, man hört Geräusche, etwa Tiere oder die Schritte der Protagonisten sowie Musik, nur die Stimmen fehlen. Für alle Hörenden gibt es englische Untertitel.

Gebärdensprache ist die Verbindung von Gestik, Gesichtsmimik, dem Mundbild von lautlos gesprochenen Wörtern und Wechsel der Körperhaltung. Gebärdensprachen gelten als voll ausgebildete natürliche Sprachen von derselben Komplexität wie gesprochene Sprachen. Es gibt auf der Welt mehrere Gebärdensprachen und Dialekte, Experten schätzen ihre Zahl auf 300. Weltweit am verbreitetsten ist die American Sign Language (ASL). Es gibt zwar Filme und Serien, in denen es um Gehörlose geht, und in denen Gebärdensprache verwendet wird. Doch Langfilme über nicht-Gehörlose in Gebärdensprache gibt es kaum. In Deutschland leben laut Schätzungen des Deutschen Gehörlosen-Bundes rund 80.000 gehörlose Menschen, weltweit rund 70 Millionen.

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