„Jahre der Ungewissheit sind vorbei“

Der Freispruch für die Christin Asia Bibi ist endgültig. Die Kirchen in Deutschland nehmen die Nachricht mit Freude auf. Doch es gibt auch Sorge vor neuen Protesten.
Von PRO
Die endgültige Freilassung von Asia Bibi sorgt auch in christlichen Kreisen für Erleichterung

Die Nachricht über den endgültigen Freispruch der pakistanischen Christin Asia Bibi sorgt für Freude bei christlichen Kirchen und Organisationen. Eine Klage gegen ihre Freilassung hatte der oberste pakistanische Gerichtshof am Dienstag abgewiesen.

Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, freute sich über die Entscheidung und gratulierte den Richtern zu diesem Urteil im Sinne der Menschenrechte: „Nach vielen Jahren der Inhaftierung und der Ungewissheit braucht Frau Bibi mit ihrer Familie einen Ort der Ruhe und Sicherheit. Möge Gott sie schützen in ihrem neuen Leben in Freiheit.“

Erzbischof Ludwig Schick nannte die Entscheidung ein „hoffnungsvolles Zeichen für den Rechtsstaat“. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz zeigte sich erleichtert. „Sie kann nun in Freiheit leben und auch das Land verlassen. Gemeinsam mit ihrer Familie kann sie beginnen, die schwere Zeit von Haft und Ungewissheit hinter sich zu lassen.“ Er lobte den Mut der Richter in Pakistan, die sich von gewaltsamen Protesten nicht hätten einschüchtern lassen.

Gesetze zur Einschüchterung missbraucht

Der lange Schwebezustand im Fall Asia Bibi zeige, dass Änderungen in der Gesetzgebung dringend notwendig seien. „Die Blasphemiegesetze in Pakistan werden missbraucht, um Menschen einzuschüchtern und grundlos anzuklagen.“ Die Katholische Kirche und kirchliche Organisationen wiesen auch weiterhin auf diese gravierenden Probleme hin. „Wir stehen solidarisch zu den Christen in Pakistan und fordern für sie die uneingeschränkte Ausübung ihres Glaubens.“

Auch Uwe Heimowski, der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz des Bundestags und der Bundesregierung, ist froh über die Entscheidung: „Menschenrechtler weltweit, und auch die Deutsche Evangelische Allianz haben sich wiederholt für ihre Freilassung eingesetzt“, sagte er. Nun müsse schnell geklärt werden, „wo sie einen sicheren Aufenthalt finden kann“. Die Situation zeige aber auch, dass der Hass der islamischen Fundamentalisten gegenüber Christen in Pakistan ungebrochen sei. Die Freilassung bezeichnete Heimowski als Etappensieg, der „unseren Einsatz für Religionsfreiheit und verfolgte Christen weiter verstärken“ muss.

Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion äußerte sich deren ehemaliger Fraktionsvorsitzender Volker Kauder zu Wort. Seit vielen Jahren setzt er sich für Religionsfreiheit und verfolgte Christen ein. Die Freilassung Asia Bibis sei eine „großartige Nachricht für uns alle, die wir jahrelang mit Asia Bibi mitgelitten haben“. Nun gehe es darum, dass sie in einem sicheren Land aufgenommen werden könne.

Heftige Proteste radikaler Islamisten

Nach dem Freispruch Bibis durch den Obersten Gerichtshof am 31. Oktober 2018 war es zu heftigen Protesten radikaler Islamisten im Land gekommen. Die Petition zur Revision des Urteils lehnten die Richter ab, weil Verfahrensmängel angeprangert wurden, diese aber nicht nachgewiesen werden konnten. Die 51-jährige Asia Bibi war vor neun Jahren inhaftiert und wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt worden. Der Vorwurf lautete, dass sie sich bei einem Streit abfällig über den Propheten Mohammed geäußert habe.

Seit Oktober war Asia Bibi frei, durfte aber das Land nicht verlassen. Sie befindet sich derzeit noch in Schutzhaft an einem geheimen Ort. Wann sie Pakistan verlassen wird, ist derzeit unklar. Das christliche Hilfswerk „Open Doors“, das für die Freilassung Bibis gekämpft hatte, zitiert einen Kirchenleiter aus Pakistan, der sich über die Freilassung und das mutige Urteil der Richter freut. Er erwarte allerdings Gegenreaktionen und gewaltsame Proteste.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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