Immer mehr Angriffe auf Christen in Indien

Hindu-Extremisten machen Christen in Indien das Leben zunehmend schwer. Menschenrechtler befürchten einen beginnenden Völkermord durch die Gruppen – doch die indische Polizei lässt sie gewähren.
Von Swanhild Brenneke
Narendra Modi

Es sei in der Nacht vom Ersten auf den Zweiten Weihnachtsfeiertag gewesen, dass zwei Männer seine katholische Kirche in Ambala, im indischen Bundesstaat Haryana, verwüstet haben, berichtet Pfarrer Patras Mundu in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Laut Polizei seien es betrunkene Vandalen gewesen, der Geistliche ist sich jedoch sicher, dass dahinter Hindu-Extremisten stecken und die Behörden dies vertuschen.

Die Angriffe auf Christen und christliche Gotteshäuser in Indien nähmen generell zu, berichtet die FAZ. Nach Angaben der christlichen Organisation United Christian Forum (UCF) habe es im vergangenen Jahr 486 solcher Angriffe wie auf die Kirche von Pfarrer Mundu gegeben. Das sei mehr als je zuvor. Oft habe es sich um Störungen von Gottesdiensten und Vandalismus gehandelt. Nach Aussage von UCF steckten dahinter meistens fanatische Hindus, die Minderheiten wie die Christen im Land als Bedrohung ansehen. Sie wollten aus Indien, das laizistisch ist – also Kirche und Staat trennt – einen hinduistischen Gottesstaat machen. Diese Gruppen hießen Hindutva-Gruppen und einige ständen politisch der Partei von Indiens Ministerpräsident Narendra Modi nahe, der Bharatiya Janata Party (BJP).

Polizei lässt Extremisten gewähren

Der christliche Menschenrechtsaktivist John Dayal sagte gegenüber der FAZ, in den Augen der Extremisten seien Christen und auch Muslime Fremde im Land, die kein Recht hätten, Bürger Indiens zu sein. Besonders im Bundesstaat Uttar Pradesh könnten sich Islamophobie und Äußerungen gegen das Christentum ungehindert verbreiten.

Das Schlimme sei, dass die Polizei oft tatenlos zusehe, so Dayal. Das UCF bestätigt dies. In nur 34 der 486 Angriffe auf Christen habe die Polizei im vergangenen Jahr überhaupt Anzeigen aufgenommen. Die Extremisten erhöben den Vorwurf, dass die Kirchen mit unlauteren Mitteln versuchten, Einfluss auszuüben und Menschen zum Christentum zu bekehren. Dem Sprecher der hinduradikalen Organisation Vishwa Hindu Parishad (VHP), Surendra Jain, sind besonders Massenveranstaltungen und -bekehrungen inklusive „Wunderheilungen“ ein Dorn im Auge. Die Kirche spiele ein politisches Spiel, sagte er gegenüber der FAZ.

Pfarrer Mundu sagt: „Wir versuchen nicht, Indien zu zerstören. Wir Christen wollen Indien zu einen besseren Land machen.“ Er fürchtet, dass das Leben für indische Christen immer bedrohlicher wird. Auch die Organisation Genocide Watch sieht das so. Es gebe Anzeichen für einen beginnenden Völkermord durch extremistische Mobs.

Staat überwacht Christen

Menschenrechtler Dayal sagt, es werde ungehindert zum Massenmord an Christen aufgerufen. Während einer Kundgebung in der Stadt Haridwar hätten Hindu-Extremisten kürzlich öffentlich die Tötung von Christen und Muslimen verlangt. Im ganzen Land seien vor kurzem Kirchenangehörige festgenommen worden, weil sie angeblich versucht hatten, Menschen unerlaubt zum Christentum zu bekehren, zum Beispiel im südindischen Karnataka. Dort gelten strenge Anti-Konversions-Gesetze, die den Extremisten in die Hände spielten, schreibt die FAZ. Bis zu zehn Jahre Haft drohten den Christen in diesem Fall.

Bei Open Doors liegt Indien im Weltverfolgungsindex auf Platz zehn. Auch die christliche Organisaton erklärt, dass Christen unter Hindu-Extremisten leiden. Religiös motivierter Nationalismus befeuere die Christenverfolgung am stärksten. Seit Modi Premierminister sei, habe die Zahl der jährlich gemeldeten gewalttätigen Übergriffe auf Christen drastisch zugenommen. Christen würden oft aufgrund falscher Anklagen bestraft, die Anti-Konversionsgesetze würden missbraucht. Schon über den christlichen Glauben zu sprechen, werde als eine Form der Evangelisation angesehen. Zudem überwache der Staat christliche Aktivitäten und die Aktivitäten von Christen im Internet genau.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Eine Antwort

  1. Ich weiß von solchen Fällen auch aus erster Hand. Das Problem ist die indische Rechtssprechung. Es reicht, jemanden zu beschuldigen, ein Verbrechen begangen zu haben, dann wird er verhaftet. Es liegt am Beschuldigten, seine Unschuld zu beweisen, nicht am Staat als Ankläger, dem Beschuldigten seine Schuld. Indien ist insofern kein Rechtsstaat. Aber wie mit arabischen Staaten und China, unsere Regierung wird wieder nichts tun, weil das Fressen vor der Moral kommt, Indien ist mit seiner riesigen Bevölkerung ein wichtiger Zukunftsmarkt für die Konzerne.

    0
    0

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen