Meinung

Homosexualität: Sünde oder nicht, das ist die Frage

Wie geht man als Christ aus biblischer Sicht mit Homosexualität um? Das ist mitunter eine komplizierte Angelegenheit – für homosexuelle und heterosexuelle Christen. Elisabeth Schulz hat sich auf Argumentationsreise begeben.
Von Martin Schlorke
Gnade ist immer trotzdem

Kaum eine Debatte führt in der weltweiten Christenheit, unabhängig der Konfession, zu solch großen Zerwürfnissen wie die Bewertung von Homosexualität. Für die einen ist gleichgeschlechtliche Liebe die Sünde schlechthin, für die anderen ist Liebe per se etwas Gutes und homosexuelle Beziehungen deswegen nicht zu verurteilen. Elisabeth Schulz, die selbst lesbisch ist, kennt beide Positionen nur zu gut. Kein Wunder, steht sie doch nach eigenen Angaben zwischen diesen Fronten und ringt seit Jahren nach einer Antwort auf die Frage, ob ihre Homosexualität wider Gott ist und ihr als Strafe die Hölle droht.

In ihrem Buch „Gnade ist immer trotzdem“ nähert sich die Juristin dieser Frage aus einer Richtung, die an sich völlig schlüssig erscheint und doch in der Debatte oft ignoriert wird: der Mitte. Ohne „Hau drauf“ thematisiert sie einen ersten wichtigen Punkt, nämlich die Frage nach der genauen Bedeutung von Sünde. Das ist nur logisch, ist ja die über allem stehende Frage die, ob Homosexualität Sünde ist oder nicht. Bei der Annäherung an den Begriff kommt bei Schulz der theologische Aspekt keinesfalls zu kurz. Immer wieder bezieht sie sich auf Bibelstellen.

Besonders angenehm beim Lesen ist, dass sie die entsprechenden Stellen nicht nur nennt, sondern auch wiedergibt. Schulz hat nicht den Anspruch, eine theologische Abhandlung zu schreiben. Vielmehr versucht sie ihre eigenen gewachsenen Erfahrungen als Christin einfließen zu lassen. Diese Herangehensweise ist erfrischend und ehrlich zu gleich. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass „diese Fragestellung nicht die Grundlage meines Lebens sein darf und auch nicht muss“. Dennoch bleibt für Schulz ein weiterer Punkt offen: Sind homosexuelle Beziehungen auch „erlaubt“?

Analyse mit juristischer Präzision

Dazu schaut sich Schulz das mosaische Gesetz genauer an und bietet dem Leser so einen erneuten Mehrwert. Zum einen erklärt sie Grundsätze ihres Verständnisses von Gesetz in Verbindung mit der Gnade Gottes. Zum anderen geht sie mit ihrer analytisch-juristischen Art anders an die Bibelstellen heran, als es beispielsweise bei klassischer Bibelarbeit der Fall ist. Sie analysiert die Gesetzestexte nach verschiedenen Auslegungstypen. Nach wörtlicher Auslegung würde beispielsweise nur homosexueller Beischlaf von Männern verurteilt, Frauen werden nicht erwähnt.

Bei einer systematischen Auslegung dagegen, müsste die Bewertung einzelner Verbote sich nicht aus der Vorschrift an sich, sondern aus der Bibel im Übrigen ergeben. An keiner Stelle würden jedoch homosexuelle Beziehungen Erwähnung finden. Das führt Schulz zu der These: „Wenn tatsächlich das Führen homosexueller Beziehungen es unmöglich machen sollte, ins Reich Gottes zu gelangen, (…) hätte Jesus und spätestens Paulus das nicht thematisiert?“ Wichtig an dieser Stelle ist zu wissen, dass Schulz einen Unterschied zwischen Homosexualität und homosexuellen Beziehungen macht.

Damit sei an dieser Stelle nur ein Beispiel einer solchen systematischen Auslegung genannt. Im Buch ist von einer Vielzahl weitere die Rede. Später widmet sich Schulz noch der historischen Auslegung und einer nach Sinn und Zweck.

Was ist nun also das Ergebnis auf die Frage, ob homosexuelle Menschen sein dürfen, wie sie sind? Die Antwort ist das Buch von Elisabeth Schulz selbst. Auf den ersten Seiten schreibt die Autorin, dass sie das Buchprojekt begonnen habe, ohne zu wissen, bei welcher Position sie am Ende landet. Und auch dem Leser setzt sie keine ultimative Wahrheit vor. Wegen dieser Offenheit und unabhängig davon, ob man von dieser Fragestellung betroffen ist oder nicht, lohnt sich die Lektüre. Das Buch bietet neben Argumenten und einem spannenden Zugang zu biblischen Texten und deren Verständnis vor allem die Erkenntnis: „Gnade ist immer trotzdem“.

Elisabeth Schulz: „Gnade ist immer trotzdem“, Neukirchener, 200 Seiten, 18 Euro, ISBN 9783761567883

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47 Antworten

  1. Gottes Wort ist doch sehr eindeutig. Gott hat die Menschen als Mann und Frau geschaffen. Für mich ist Gottes Wort unwandelbar und nicht beliebig, dem Zeitgeist anzupassen.
    „Gnade ist immer trotzdem“? Gnade bekommt ein reuiger Schuldiger vor Gericht, der seine Schuld eingesteht und sich ändern möchte. Gnade ist immer trotzdem – ist eine billige Gnade.
    L.G. Martin Dobat

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  2. Jesus selbst beantwortet die Frage nach der Ehe (-Scheidung) und damit die Frage nach Beziehungen ganz grundsätzlich von der Schöpfungsordnung her:
    „… von Anfang der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau.
    Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.
    So sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.“

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    1. Und Jesus wusste auch, dass das nicht der Praxis entsprach. Denn die Frau wurde aus der Hand des Vaters „emanzipiert“ und ging in die Hand des Ehemannes über. Was also wollte Jesus mit diesem Zitat ausdrücken? Sie bemerken, dass Sie zweifelsohne Ihre eigene zeitbedingte Deutung in den Text hineingelesen haben, weil Sie den historischen Kontext nicht kennen! Genau das passiert hier ständig…

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  3. Sorry, aber da komm ich nicht mit: Paulus schreibt im Römerbrief „Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften; denn bei ihnen haben Frauen den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen; desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Männer mit Männern Schande über sich gebracht und den Lohn für ihre Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen. “
    Geht es noch eindeutiger? Also wenn Leute sagen, ich scher mich einen Dreck was in der Bibel steht, dann ist das wenigstens ehrlich, aber irgendwelche Storys erfinden ist erbärmlich !

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    1. Dass Sie bei vielen Dingen nicht mitkommen, ist ja nun nichts Neues. Aber zu unterstellen, dass erbärmliche Storys erfunden würden, zeigt freilich, dass Sie keine Ahnung haben (wollen!!!). Denn diese Aussagen haben – wie alle historischen Aussagen – einen Kontext, der sich der zeitgenössischen Anthropologie, Philosophie etc. pp. verdankt und auf diesem Verstehenshintergrund zu betrachten sind. Aber das ist etwas, was man in Fundamentalien nicht versteht…

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      1. Nur mit gehobener akademischer Bildung kann man die Bibel richtig verstehen? Der gemeine Gläubige ist einfach zu dumm dafür? So wie die RKK das seit Jahrtausenden praktiziert?
        Sie irren, die wesentlichen Aussagen der Bibel sind für jedes Kind Gottes klar und deutlich zu verstehen.
        Wirklich erbärmlich ist Ihr beleidigendes Verhalten anderen Foristen gegenüber.

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        1. Stimmt, die wesentlichen Aussagen der Bibel sind für jeden verst#ndlich, aber für andere braucht es Expertise und die fehlt hier zumeist eklatant!
          Sie werfen mir ja nicht zum ersten Mal Beleidigung vor – ohne Beleg übrigens… das ist eine wirklich leicht durchschaubare Heulsusenmanier: Man darf mir das Christsein absprechen, mich zeihen, einen Kuschel-Gott zu konstruieren oder erbärmliche Stories zusammen zu reimen oder… oder… oder…. und wenn ich solchen Aussagen nachweise, dass sie sich einer vollumfänglichen Bildungsverweigerung verdanken – was lediglich tatsachenfestellende Rede ist – dann ist man beleidigt…. Das ist billig!
          Im Gegensatz zu Zeiten, als die RKK das Wissen zu kontrollieren trachtete, ist dieses heute für jeden frei zugänglich …. Ihr Argument verfügt über eine bloß rhetorische Scheinplausibilität!

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      2. Oh ja, in Fundamentalien hat man festen Boden unter den Füßen, ein herrliches Fleckchen Erde! Hingegen Fantasialand, ein weites Sumpfgebiet, man kann leicht untergehen in Treibsand und Morast !

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        1. Oh, da sind Sie leider einer Täuschung aufgesessen. Sie verwechseln Hartherzigkeit, Sturheit und Gesetzlichkeit mit einem festen Boden. Und Ihren Kommentaren nach (und dem, was ich aus jahrelanger Innensicht in Fundamentalien erlebt habe), wissen Sie nicht, was Glaubensweite und Freiheit ist.

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          1. Das finde ich einen sehr treffenden Vergleich: Hartherzigkeit, Sturheit, Gesetzlichkeit ist der feste Boden auf dem viele in Fundamentalien stehen, und der ist viel zu oft leider betonhart – super auf den Punkt gebracht!

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  4. Die Frage nach Sünde ist nun keine rein theoretische.

    Und die Konsequenzen eines homosexuellen Lebensstils sind wenig erstrebenswert:
    „Das HIV-Risiko unter homosexuellen Männern bleibt nach einer neuen Studie in vielen Regionen unkontrollierbar.
    Unter Männern, die Sex mit Männern haben, breite sich die Epidemie in den meisten Ländern weiter aus – unabhängig vom Wohlstand, schreiben US-Forscher vor dem Start des Welt-Aids-Kongresses am 22. Juli 2012 in Washington im Fachjournal „Lancet“.

    Hauptgrund sei die sexuelle Praktik des Analverkehrs. Ohne Kondom sei das Risiko einer HIV-Übertragung dabei rund 18-mal größer als bei ungeschützten Kontakten zwischen Penis und Vagina, berichten die Forscher um Chris Beyrer von der Johns-Hopkins-Bloomberg School of Public Health in Baltimore (US-Staat Maryland).

    Weitere Gründe für das hohe HIV-Risiko bei Schwulen seien häufige Partnerwechsel und die wechselnden Rollen beim Geschlechtsakt.“

    (Quelle: Tagesspiegel, 20.7.2012)

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    1. Genau. Da braucht man noch nicht mal eine Bibel. Mit Geschlechtskrankheiten ist es genauso. Die gab es sonst vorwiegend in den Städten. Jetzt treten sie vermehrt auf dem Land auf.

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    2. Schäbiger geht es kaum! Homosexuelle Menschen werden per se zu Sexomaniacs gemacht, die von den Konsequenzen ihres triebhaften Verhaltens (vermutlich zurecht) getroffen werden…. Ihr Kommentzar sagt viel über Ihre kranke Vorstellungswelt und nichts über die Lebenswirklichkeit homosexuell empfindender Menschen!
      PS Kennen Sie überhaupt einen betroffenen Menschen? Vermutlich nicht!

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      1. Kranke Vorstellungswelt??
        Ich kenne einige Homosexuelle Menschen.
        Das was Joe schreibt ist nicht ausgedacht, sondern alles nachzulesen beim RKI oder der WHO.

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    3. Ja, wirklich schäbig.
      Aber derartige Kommentare verwundern nicht, entstammen sie doch einem Frömmigkeitsstil, der sich dessen rühmt, jegliche Empathie und Menschlichkeit abgelegt zu haben und sich stattdessen „standhaft“ an leblosen, gesetzlichen Buchstaben zu orientieren.

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  5. Die Frage ist letzten Endes doch: akzeptieren wir, wenn die Bibel Dinge als Sünde beschreibt, wie @Stammtischbruder dies darstellt, dass diese Dinge Sünde sind. Da ist ja Homosexualität bei Leibe nicht das einzige, was von der Gesellschaft nicht mehr als Sünde definiert wird. Da würde mir eine ganze Liste einfallen. Darum verdeckt diese Frage eine viel wichtigere: wie halten wir es Christen mit der Autorität der Schrift?

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    1. Das Problem besteht darin – und Sie sagen es ja schon: es ist die Bibel, wie sie Stammtischbruder (und seine Stammtischbrüder und Stammtischschwestern) darstellt.
      Und eben nicht DIE SCHRIFT.
      Abgesehen davon sagt uns ja schon die Schrift, wer das Wort Gottes und die Wahrheit ist. Jesus. Und das sollte die Frage sein: wie wir es mit seiner Autorität halten.

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  6. Liebe Mitkommentatoren!

    Wieso legt ihr soviel Wert darauf, Menschen zu Feinden zu machen? Wirkt die Gnade Gottes keine Liebe in euch? Woher soviel Hass?

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  7. @Martin:
    In der Elberfelder Bibel steht wörtlich „Gott schuf DEN Menschen MÄNNLICH und WEIBLICH“ – das kann man „geschaffen als Mann und Frau“ auslegen, aber auch: jeder Mensch hat Anteile von beidem in sich (psychologisch betrachtet). Außerdem beschreibt die Schöpfungsgeschichte, wie das Leben inkl. Weitergabe über Generationen funktioniert …

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    1. Sie sagen es! Die gesamte erste Schöpfungserzählung ist strukturiert in Polarität, hell/dunkel, Wasser/Festland, männlich/weiblich und für die Autoren ist vermutlich klar, dass es auch die Dämmerung und das Watt gibt…
      MfG Carvalho

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  8. @Kai:
    Natürlich spricht Jesus hier von einer Ehe zwischen Mann und Frau! Weil die Pharisäer dies zum Thema gemacht haben. Daraus zu schließen, dass Jesus gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen sei, ist weit hergeholt.

    Nein: Jesus macht hier auf ein anderes Problem aufmerksam: Hartherzigkeit. Damit sagt Jesus : Ethisch ist nicht mehr das formale Einhalten von Geboten, sondern Barmherzig zu sein!

    Das sollte denen zu denken geben, die eiskalt andersartige Menschen ablehnen…

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  9. @Stammtischbruder:
    Vorsicht! Das geht für doch eher gegen Menschen in einer hetero-Beziehung, die sich dann gleichgeschlechtlich betätigen („verlassen“). Soll in der römischen Oberschicht vorgekommen sein. Viele sollen mit der Ehe-Frau Kinder gezeugt haben, aber zum Vergnügen nahm man sich dann (männliche) Sklaven …

    Das wäre dann Untreue gegenüber der Ehefrau …

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    1. Sie sagen es! Und die antike Anthropologie z.Z. des Paulus ging – offenbar ebenso Paulus selbst – davon aus, dass die sexuelle Präferenz der Wahl des Einzelnen unterliegt. Das sehen wir heute mit guten empirischen Gründen anders. Aber bestimmte Kommenatoren lesen unentwegt ihre eigene (zeitbedingte) Deutung in die Bibel hinein, weil sie nicht willens oder in der Lage sind, historisch zu denken! Leider mit moralisch problematischen Konsequenzen!

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      1. Das Argument liest man in der theologischen Fachliteratur ständig. Schaut man in die Fußnoten, wird meist auf weitere Sekundärliteratur (statt auf Primärquellen) verwiesen. Interessanterweise kommt das Argument in der säkularen philosophischen Fachliteratur nicht vor, umgekehrt: Platons Symposion etwa wird vom Mainstream der Forschung so verstanden, dass dort neben der gewählten, situativen Homosexualität auch lebenslange, unveränderliche Homosexualität thematisiert wird und wer den Primärtext liest wird ernsthaft Schwierigkeiten haben, dass anders zu verstehen. So einfach wie Sie es sich machen, ist es nun auch wieder nicht mit „der antiken Anthropologie“, die sexuelle Präferenz als frei wählbar angesehen habe… Gerade weil sie ihren „Gegnern“ hier in der Kommentarsektion Unwillen oder -fähigkeit zum historischen Denken unterstellen (gerechtertigterweise oder ungerechtfertigterweise weiß ich nicht), sollten sie ein bisschen vorsichtiger sein, was ihre eigenen Urteile anbelangt.

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        1. Und Sie wissen auch sicherlich, wieviel Zeit zwischen dem Symposion und der Zeit des Paulus liegt! Sie zünden hier Nebelkerzen, die methodisch schlicht falsch sind! Ich habe hier übrigens nicht bestritten, dass ältere Positionen als literarische Erinnerung womöglich bekannt waren. Aber die Auffassung z.Z. des Paulus und seiner Ungebungskultur ist nach dem ganz breiten Konsens der Forschung so, wie ich sie dargestellt habe. (Sie können auch heutige Aussagen zur philosophischen Anthropologie nicht mit denjenigen der Aufklärungsphilosophie in einen Topf werfen!)

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  10. Mein ganzes Leben lang vermisse ich eine direkte Aussage von Jesus über dieses Thema! Er hat über viele andere Themen gepredigt und es uns vorgelebt, was der Wille Gottes ist. Nur zu diesem Queer-Thema nicht! Ich kann mich nicht reinversetzen in queere Menschen und sie dennoch als Geschöpfe Gottes sehen. Die Würde des Menschen ist unantastbar…

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  11. Ich finde, die gefeierte, angebliche Offenheit dieses Buches kritisch. Schon beim Lesen dieser Zusammenfassung und damit der Wirkung auf die Journalisten Schorke merkt man, dass die Sache nicht neutral ist: Wie kann man etwa ruhigen Gewissens schreiben, dass die Autorin, Frau Schlorke, final offen sei, wenn sie angibt, Paulus würde – und damit auch im Röm 1 23 ff. (Vertauschung) homosex. Beziehungen nicht thematisieren und damit sei die Sache offen. Ich kenne liberale Theologen, die dieser Einschränkung von Röm 1 widersprechen. Der biblische Befund – auch wenn die Thematik nur Randthema ist – ist meiner Meinung nach eindeutig. Mir ist klar, dass dies eine Belastung ist – genauso wie für einen ungewollten Single die Stellung der Ehe eine Belastung sein kann. Final aber ist unsere Identität in Christus und wenn wir auf etwas verzichten, dann doch gerade, weil wir damit frei sein wollen.

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    1. „Frau Schlorke“ ist ein „Herr Schlorke“ ;).

      Grüße vom PRO-Team

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    2. @Schmall
      Wie erklären Sie es sich dann, dass gerade sehr fromme Menschen, die ihr homosexuelles Empfinden als Sünde definieren und es „weghaben“ wollen, alles unternehmen, sich wundbeten, Konversionstherapien aufsuchen usw usf, NICHT von dieser „Sünde“ frei gemacht werden? Dass sie dieser Kampf in die Depressionen und einige in Suizidversuche treibt? Ist das wirklich das, was Gott will? Ist das die „Freiheit“, von der Sie sprechen? Will Gott wirklich Menschen so leiden sehen, denen WIRKLICH etwas daran liegt, „ihr Kreuz auf sich zu nehmen“, wie sie es gepredigt bekommen, die wirklich auf etwas verzichten wollen, weil sie glaub(t)en, das sei Gottes Wille für sie? Sie bleiben homosexuell. Und wenn sie sich auf den Kopf stellen. Und es gibt immer mehr Menschen, die sich einst auf die großen frommen Bühnen gestellt hatten und als leuchtende Beispiele für gelungene Konversion und „Heilung“ galten, die nun ihr Lügenspiel beenden und zugeben, dass in Wahrheit sich nichts verändert hatte – sie hatten dadurch sogar noch größeres Leid verursacht, weil sie zB heterosexuell, dem frommen Mainstream und den Erwartungen gemäß geheiratet und Kinder bekommen hatten. Und nun stehen ihre Ehen vor dem Aus. Die Familien zerbrechen. Weil sie nicht ehrlich eingestehen konnten, dass sie eben so geschaffen waren und weil sie sich nicht so lieben und annehmen konnten, wie Gott sie gemacht hat.

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  12. Boh äh ! Ihr habt Euch in dieser Ausgabe von „proKOMPAKT“ richtig „klasse“ was getraut und an den vielen Kommentaren zu beiden
    ( Johannes Blöcher—Weil : Doku) und Martin Schlorke: Rezension) merkt Ihr an den Kommentaren, was Ihr damit für ein „GROßES
    Fass“ aufgemacht habt ! Kein Satz von mir , was da alles so über diese „abgrundtiefe und bedeutungsschwangere“ Homosexualität“
    in den Kommentaren „hin und her lief“.
    ABER: ausdrücklichen Dank an beide geschätzten Redakteure ! ( ohne Schmeichelei)😇😅🙏

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    1. Die Diskussion zeigt aber eines doch ganz eindeutig was ich bereits meinte: im Kern geht es nicht um Homosexualität sondern um ein unterschiedliches Schriftverständnis.

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      1. Das sowieso! Was aber noch niemand erwähnt hat, ist die Tatsache, die ich als Seelsorger in meinem Dienst immer wieder erlebt habe: Nichts ändert ein Schriftverständnis so schnell, wie die persönliche Betroffenheit. (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel) Was mir schon alles als biblisch verkauft wurde… Wenn dann aber die eigene Tochter, der eigene Sohn, Vater, Mutter oder Enkel betroffen war, dann wurde – oft verzweifelt – nach anderen als den gesetzlichen Varianten gesucht. Herzlichen Dank der Redaktion für die Buchempfehlung!

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        1. …und das ist ja genau die Art, die Jesus uns vorgelebt hat!! Erst den Menschen im Blick haben. Erst die Seelsorge. Und dann verändert sich so manches Schriftverständnis, so manches eherne Gesetz (bei Jesus betraf das das Sabbat-Verständnis, das ja für die jüdische Identität oberste Priorität hatte, und einige Reinheitsvorstellungen, die ebenfalls zentral für die Frömmigkeit und das Gottesverständnis seiner Zeit waren)

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        2. Wie recht Sie haben! Wer angesichts eines eignen Kindes, das betroffen ist, an dieser beinharten Lieblosigkeit festhält – und das gibt es leider auch – ist für keinerlei Menschlichkeit mehr erreichbar und daher auch dem Evangelium völlig entfremdet… Aber häufig ist er Kontakt sehr heilsam…
          Danke für Ihre Stellungnahme!

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          1. Hm. Ich finde ihre Stellungnahme schwierig. Mir scheint, Sie schließen aus Ihrem eigenen Unverständnis über eine bestimmte Position auf die charakterliche Disposition der Vertreter dieser Position. Das ist erstens ein Fehlschluss und zweitens dieselbe Polemik, die sie dauernd der Gegenseite vorwerfen.
            Zu lieben heißt, einem Menschen um dessen selbst willen das Gute zu wollen (Aristoteles). Wenn nun jemand (ob fälschlicher- oder richtigerweise wollen wir um des Argumentes willen hier offen lassen) meint, gelebte Homosexualität beförderte nicht das Wohl eines Menschen, so handelt sie/er im Eigenverständnis durchaus liebevoll, diese Form von Sexualität „beinhart“ nicht gut zu heißen. Sie oder er mag darin irren, aber so jemanden als für „jede Menschlichkeit unerreichbar“ und „dem Evangelium völlig entfremdet“ abzustempeln schließt die Möglichkeit eines ehrlichen Irrtums aus (die ja in der christlichen Tradition spätestens seit Peter Abaelards Scito te ipsum diskutiert wird). Kurz: nur weil jemand aufrichtigen Herzens in dieser Frage eine andere Meinung vertritt als die Ihre, muss diese Person noch lange nicht bösartig sein. Denn es gibt noch mindestens zwei weitere Möglichkeiten: 1. Die Person irrt sich einfach. 2. Die Person liegt richtig und sie irren sich.

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          2. Wortreich und pseudo-schlau an der Sache vorbei:
            Wenn Eltern ihr Kind verstoßen, weil es homosexuell ist, offenbart das eine „charakterliche Disposition“!

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  13. Niemand liest die Bibel so, wie sie da steht. Das ist eine Täuschung. – Jede und jeder liest immer mit seinen / ihren eigenen Augen, seinem eigenen Gehirn, seinen eigenen Erfahrungen, seiner eigenen Lebensgeschichte. Das ist so. Immer. Und dass soll auch so sein. Sonst wäre man ein Roboter. Und diejenigen, die die Bibel durch die gleiche oder ähnliche Brille lesen, befinden sich in einer gemeinsamen Auslegungsgemeinschaft und prägen darin ihre eigene Lerngeschichte mit der Bibel in der Färbung dieser Gemeinschaft.
    Die Fundamentalisten schöpfen ihr Selbstverständnis aus einem bestimmten Bibelverständnis das sie für das allein gültige halten. Aber selbst wenn das so wäre, wer berechtigt sie dazu, andere zu bewerten, zu beurteilen, sogar zu verurteilen? Auch der Teufel arbeitet mit einzelnen Bibelzitaten, wie wir aus der Versuchung Jesu wissen. Das ist schon mal kein gutes Vorbild für Bibelarbeit.
    Die meisten, die hier so krass verurteilend schreiben, betrifft es nicht einmal. Man /frau kann wunderbar ablenken von sich selbst und den eignen Schwächen, auf andere zeigen, sich über andere ereifern, auf die böse Welt schimpfen, mit Gott drohen.
    Aber was in der Bibel steht, wie immer man es liest, ist ganz sicher nicht so gemeint, dass jeder x-beliebige Noname am Stammtisch sitzend zu Gericht sitzen darf. Widerstehen Sie der Versuchung! Es lenkt Sie nur vom Balken im eigenen Auge ab. „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet!“

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    1. Ich finde es unzutreffend, der Studie der Schrift per se jede Möglichkeit abzusprechen, herauszufinden, was Gottes Wille ist. Wir können durchaus den biblischen Befund erheben und einordnen und in weiten Teilen – argumentativ austauschend – auch intersubjektiv vertreten. Wenn ein Bruder also sündigt, dann trete ich vor ihm, nicht um ihn zu vernichten, sondern zu helfen. Anders kann ich mir folgende Worte Jesu nicht zugänglich machen:

      Mt. 18, 15 Sündigt aber dein Bruder, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. 16 Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch zweier oder dreier Zeugen Mund bestätigt werde. 17 Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner. 18 Wahrlich, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein.

      Sünde hat Konsequenzen. Und wo wir uns einräumen, dass sie nicht angesprochen werden darf, hat sie Freilauf. Wo wir postulieren, dass man keine Verbindlichkeit im Wort Gottes findet und es uns gänzlich unzugänglich sei, da hat sie freilaufend leichtes Spiel. Der Sünder erkennt seine Schuld gar nicht mehr. Er sucht auch keine Rettung mehr – in Jesus.

      Kurzum, Herr bzw. Frau Seltsam: Ihren Worten fehlt die Balance.

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      1. Zum einen: Seltsam schreibt nirgendwo, dass man alles relativieren soll, wie Sie es aus seinen Worten herausgelesen haben. Es geht ihm meiner Ansicht nach um etwas ganz anderes – lesen Sie doch seinen Kommentar nochmal genau!
        Zum anderen: gehen Sie wirklich zu den Menschen in ihrer Gemeinde und weisen sie zurecht, wenn sie habgierig, neidisch, überheblich, hochmütig, ungerecht… sind (siehe Römer 1,29ff)? Das würde mich wirklich interessieren, wie das mit diesen Sünden bei Ihnen gehandhabt wird.
        Meiner Ansicht nach richten diese Sünden einen sehr großen Schaden in der Gemeinde und in der Gesellschaft an, sie werden in der Bibel auch immer wieder erwähnt (vermutlich öfter als Homosexualität, muss ich mal nachzählen) aber ich höre wenig Predigten darüber…

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      2. @Schmall
        Seltsam hat doch nirgends behauptet, dass es nicht möglich ist, aus der Schrift Gottes Willen erkennen zu können.

        Und wenn sich diejenigen, welche aufgrund ihrer Art, die Bibel zu lesen, Homosexualität für eine Sünde halten, so verhalten würden, wie Sie es aus dem Matthäusevangelium zitiert haben, wäre niemand von dieser Sorte Christen berechtigt, so allgemein verurteilend über Homosexuelle sprechen oder zu schreiben. Denn laut der Schrift, wie Sie sie zitieren, gilt diese Regelung des Hinweises auf die Sünde nur für konkrete Einzelpersonen und innerhalb der Gemeinde.

        Zudem: Wenn man sich den Gesamtbefund der Bibel ansieht und das, was Jesus zusammenfassend als oberstes Gebot (und damit Gottes Willen) formuliert, wird sehr klar, dass eine Beziehung und einvernehmlicher Sex zwischen Menschen, die sich lieben, auch wenn sie dasselbe Geschlecht haben, nicht gegen Gottes Willen verstößt und auch keine Sünde ist.

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  14. @Schmall
    Sie greifen eine Position an, die so niemand vertreten hat.
    Niemand hat behauptet, dass die Bibel gänzlich unzugänglich sei und keinerlei verbindliche Ausagen enthalte… Die Aussagen zur Nächsten- und sogar Feindesliebe sind ziemlich einfach zu verstehen, aber sehr schwer umzusetzen. Die Aussagen, dass der Mensch sich auf die Liebe und Gnade Gottes verlassen darf, ist auch gut einzusehen. Allerdings sind viele Aussagen – gerade auch ethische Fragen betreffend – hochgradig kulturell bedingt. Die fundamentalistische Bibelauslegung ist in jeder Hinsicht unzulänglich: sie ist historisch blind, sie ist hermeneutisch blind, sie ist wissenschaftsfeindlich und sie liest permanent ihre kleinbürgerlichen Stereotypen in die Bibel hinein! Und sie vertritt in der hier angesprochenen Fragestellung einen moralisch verwerflichen Standpunkt. Und das ist das, was man in Fundamentalien kaum erträgt, wo man sich doch immer als oberste moralische Instanz geriert hat.

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  15. Wenn Sie meinen, es fehlt die Balance, liegt das wohl daran dass Sie die Botschaft nicht an sich heranlassen wollen.
    Ich hatte meinen Text zunächst erstmal zurückhaltend formuliert, weil ich gern dialogbereit bin und dem Gegenüber erst mal zugestehe, eine eigene, mir vielleicht fremde oder sogar konträre Sichtweise zu haben. Deshalb auch der Hinweis auf die verschiedenen Auslegungsgemeinschaften. Denn es ist natürlich so, dass wir den Willen Gottes aus der Bibel erfahren Aber eben nicht wie aus einem Gesetzbuch. Sondern durch das Geschenk des Verstehens im Heiligen Geist. Darin kann ich Verbindlichkeit erfahren.
    Was mir aber hier vorrangig wichtig war und ist: ich kritisiere das Bedürfnis von Fundamentalisten, so auf die Sünden a n d e r e r fixiert zu sein. Da steht aber eben nicht: „Geh umher und suche die Sünden und weise deine Brüder zurecht.“ Der Kontext von Mt. 18 sind persönliche Kontakte in der Gemeinde auf der Grundlage von christlicher Liebe.
    Was das inhaltliche Thema Homosexualität betrifft, hat es keinen Zweck, dass wir darüber austauschen. Es wäre für mich auch völlig irrelevant, von Ihnen für meine positive Einstellung verurteilt zu werden, da ich nicht zu einer fundamentalistischen Auslegungsgemeinschaft gehöre.
    Ich persönlich halte sogar oft das Schriftverständnis von Fundamentalisten für nicht tief genug.

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  16. Ich habe hier alle Kommentare gelesen. Zwei Dinge sind mir aufgefallen:
    – Austausch von Meinungen und Einstellungen (bis hin zu ‚Lieblosigkeiten‘ anderen Kommentatoren gegenüber),
    – aber nirgendwo ein konkreter Bezug zu Inhalten des Buches selber.

    Letzteres legt bei mir die Vermutung nahe, dass keiner der Kommentatoren das Buch selbst von vorne bis hinten gelesen und studiert und mit der Bibel in seinen Einzelstellen und seinem Gesamtzeugnis abgeglichen hat. Darum sollte es hier doch wohl gehen. Dass das aber nicht der Fall ist, stimmt mich nachdenklich.

    Ich bin nicht unmittelbar betroffen von homosexueller Empfindung.
    Ich habe Kontakt zu Menschen, die homosexuell empfinden.
    Ich war nicht immer weise, geschweige denn liebevoll. Ich möchte es aber sein.

    Manchmal denke ich: Gott hat uns in der Schöpfung aus gutem Grunde zwei Beine gegeben:
    Ein ‚Standbein‘ – fest auf Gottes Wort gegründet, aber in dem Bewusstsein, dass alle Erkenntnis vorläufig ist und deshalb die wertschätzende lebenslange Auseinandersetzung mit anderen Gläubigen braucht.
    Und ein ‚Spielbein‘ – beweglich und seelsorgerlich, liebevoll, barmherzig aber dennoch auch klar und umverhandelbar in den Punkten, die heilsnotwendig sind (Jesus Christus, Erlöser und wiederkommender Herr).

    „Im Wesentlichen Einheit, im Nebensächlichen Freiheit, in allem aber die Liebe (Agape)“ … mir fällt gerade nicht mehr der Urheber dieser Haltung ein …

    Ich habe das Buch zweimal gelesen. Es hat mir wertvolle Einblicke geschenkt.

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