„Glaube ist ein Türöffner“

Friedhelm Loh und Hartmut Hühnerbein sind Stifter beziehunsgweise Vorstand, vor allem aber die geistigen Väter der Wertestarter. Zum 10. Geburtstag der Stiftung erzählen sie, warum ihnen christliche Werte wichtig sind und woran sie glauben.
Von Anna Lutz
Loh + Hühnerbein

PRO: Herr Loh, als wohlhabender und erfolgreicher Unternehmer kann man viele gute Dinge tun: Brunnen in Afrika bauen lassen, Nahrungsmittel in die ärmsten Länder liefern. Warum fördern Sie mit einer erheblichen Menge Geld ausgerechnet christliche Werte in der Gesellschaft?

Friedhelm Loh: Wir bauen durchaus auch Brunnen in Afrika. Aber ich sehe es als Christ als meinen biblischen Auftrag an, mit christlichen Werten in die Öffentlichkeit zu gehen und davon zu erzählen, warum die Zehn Gebote und das Vorbild Jesu mein Leben bewegen.

Die Weltlage ist dramatisch. Herr Hühnerbein, gäbe es nicht dringendere Anliegen als christliche Werte in Deutschland zu fördern?

Hartmut Hühnerbein: Wenn wir von christlichen Werten reden, dann meinen wir damit nicht irgendetwas Theoretisches. Wir verweisen auf Jesus Christus als Vorbild –  seine Vergebungsbereitschaft etwa. Die Gesellschaft ist zerrissen. Wie sollten wir dieser Zerrissenheit ohne Vergebungsbereitschaft und christliche Werte wie Hoffnung, Feindesliebe und die Hilfe für Benachteiligte etwas entgegensetzen?

Wer hatte eigentlich die Idee zur Gründung der „Wertestarter“?

Hartmut Hühnerbein: Wir beide waren vor einigen Jahren gemeinsam in Oberstaufen zum Wandern. Abends saßen wir zusammen und stellten uns die Frage, wie man junge Menschen mit christlichen Werten erreichen könnte. Uns war schnell klar, dass wir dazu in die Kindergärten, die Schulen und in die Jugendarbeit gehen müssen. Und dass Kinder und Jugendliche dort Menschen brauchen, die ihnen christliche Werte vorleben. So ist die Stiftungsidee entstanden. Vieles ist anders gekommen, als wir damals dachten. Uns wurde zum Beispiel schnell klar, dass wir Christen, die eine Kita gründen wollen, keine religionspädagogischen Konzepte nahebringen müssen. Die haben diese Leute in der Regel schon. Stattdessen brauchen sie Hilfe bei der Finanzierung oder auch mal seelsorgerliche Unterstützung.

Sie sind beide christlich aufgewachsen. Was würden Sie rückblickend sagen, war der Grund, warum sie sich irgendwann selbst für den christlichen Glauben entschieden haben?

Friedhelm Loh: Meine Eltern waren mir immer ein Vorbild, auch in ihrem Christsein. Sie haben den Glauben in ihrer Arbeit und zu Hause gelebt. Ich habe mich mit 13 Jahren bekehrt. Mir wurde damals klar: Es gibt keine andere Antwort auf die existenziellen Fragen und keinen anderen, dem ich folgen will, als Jesus Christus. Ich habe dann im Laufe meines Lebens viele Fehler gemacht, aber Jesus ist immer bei mir geblieben. Er war da, auch wenn ich innerlich weit weg war. Diese Erkenntnis weiterzugeben, ist Kernaufgabe der „Wertestarter“.

Wie war das bei Ihnen, Herr Hühnerbein?

Hartmut Hühnerbein: Ich bin landeskirchlich aufgewachsen, also als Kleinkind getauft worden. Aber den entscheidenden Ausschlag hat mein Konfirmandenunterricht gegeben. Ich habe mir tausend Fragen zum Glauben gestellt und mich am Ende für Jesus Christus entschieden. Die intellektuelle Auseinandersetzung war für mich immer wichtig. Später habe ich im Bereich der sozialen Arbeit in einem Krankenhaus auf einer Station für Krebskranke gearbeitet, da kam die emotionale Komponente des Glaubens dazu. Ich erinnere mich an einen Patienten, bei dem klar war, dass er sterben würde. Es fiel mir so schwer, mich mit diesem Leid auseinanderzusetzen, dass ich immer einen Bogen um sein Zimmer gemacht habe. Eines Abends stand ich vor seiner Tür und betete: „Gott, gib mir die Kraft, da hineinzugehen.“ Und plötzlich merkte ich, wie ich diesen Mann tatsächlich begleiten konnte.

Nun ist der Weg zum Glauben ja nur die halbe Miete, man muss auch dran bleiben. Was hat Sie immer bei der Stange gehalten, Herr Loh?

Friedhelm Loh: Die erlebte praktische Führung Gottes im Alltag. Dafür bin ich dankbar. Das bindet und verbindet.

Die Wirtschaftswoche hat Sie mal als „Wortführer und Geldgeber der Evangelikalen in Deutschland“ bezeichnet und das nicht unbedingt positiv gemeint. Wie gehen Sie damit um, wenn öffentlich Kritik an Ihrem Glauben und Ihrer Unterstützung frommer Anliegen laut wird?

Friedhelm Loh: Es ist uns Christen nichts Besseres verheißen. Wer öffentlich über seinen Glauben spricht, der erfährt Zuspruch, aber auch Kritik. Und wir erleben, gerade als Christen in der Wirtschaft und in öffentlicher Verantwortung, dass Menschen einen Anforderungskatalog an uns richten, den wir nicht erfüllen können. Ich bin trotzdem – oder gerade deswegen – dafür, offen und mutig mit dem Glauben umzugehen. Das hat sich über die Jahre bewährt, ich bin in meinem Leben kaum auf Widerstand gestoßen. Ganz im Gegenteil, die meisten Menschen begegnen mir mit viel Respekt, etwa wenn ich vor dem Essen bete.

Das tun Sie immer, auch in der Öffentlichkeit?

Friedhelm Loh: Immer. Und es ist sehr oft ein Türöffner für das Gespräch über den Glauben. Gerade in diesen Zeiten, wo viele zweifeln, sich selbst hinterfragen, Gott suchen und Interesse an Spiritualität zeigen.

Schlaglichter

Jesus Christus ist für mich …

Friedhelm Loh: … der Mittelpunkt meines Lebens.

Hartmut Hühnerbein: … der Mittelpunkt, aber auch die größte Herausforderung.

 

Wenn ich in Deutschland eine Sache ändern könnte, dann wäre das …

Friedhelm Loh: … dass die Sinnfrage der Menschen wieder deutlich beantwortet wird.

Hartmut Hühnerbein: …das Bildungssystem. Es muss mehr vom christlichen Menschenbild her gestaltet werden.

 

Ich bete heute vor allem für …

Hartmut Hühnerbein: … die Menschen in unseren „Wertestarter“-Projekten.

Friedhelm Loh: … verfolgte Christen und dafür, dass Menschen Jesus finden.

Die „Wertestarter“ werden nun zehn Jahre alt. Als Sie die Stiftung gegründet haben, war Angela Merkel Bundeskanzlerin, die Partei mit dem ‚C‘ führte die Bundesregierung. Hat sich die Arbeit der „Wertestarter“ durch die politischen Veränderungen auch verändern müssen?

Hartmut Hühnerbein: Nein. Aber wir mussten lernen, eine neue Sprache zu sprechen. Die christliche Sprache wird in der Gesellschaft weniger verstanden als früher.

Bei der Gründungsveranstaltung der „Wertestarter“ im Jahr 2014 sagten Sie, Herr Loh: „Das Christentum hat schlicht und einfach in unserer Gesellschaft kaum noch eine Bedeutung.“ Wie sehen Sie das heute, knapp zehn Jahre später?

Friedhelm Loh: Ich habe den Eindruck, dass die Gesellschaft, je mehr sie sich vom Christentum und vom Glauben entfernt, immer stärker spürt, was ihr fehlt. Deshalb erleben wir ein zunehmendes Interesse an Spiritualität. Davon sind auch meine Begegnungen geprägt. Viele fragen mich nach meinem Glauben. Wir leben in einem Zeitalter der Sinnfrage. Das wird durch Krieg und Konflikte noch verstärkt. Und je stärker die Sinnfrage gestellt wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir als Christen nach einer Antwort gefragt werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir auch Antworten geben können. Wir Christen haben eine Aufgabe. Und wir als „Wertestarter“ nehmen diese Aufgabe ernst. 

Herr Loh, Herr Hühnerbein, vielen Dank für das Gespräch!

Transparenzhinweis: Seit zehn Jahren pflegen die Christliche Medieninitiative pro und die Stiftung für christliche Wertebildung eine Bürogemeinschaft in Berlin. Dieser Text ist anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Stiftung in deren Auftrag entstanden.

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