Gewalt gegen Christen in Indien wächst

In Indien werden immer mehr Christen Opfer von Gewalt. Schuld daran sind Nationalisten und ein neues Gesetz.
Von Martin Schlorke
Narendra Modi

„Illegale Bekehrung“ lautet der Vorwurf, dem sich viele Christen in Indien ausgesetzt sehen. Mit dieser Anschuldigung einher geht eine wachsende Gewalt gegen Christen im zweitbevölkerungsreichsten Land der Erde.

Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) berichtet, sind für die Gewalt Hindu-Extremisten verantwortlich, die sich auf ein neues Gesetz im Bundesstaat Madhya Prades berufen. Dieses untersagt „illegale Bekehrung“. In dem Beitrag der FAS berichtet Pastor Jamre von einer Begegnung mit den Extremisten. Diese hätten den Gottesdienst seiner Hauskirche gestürmt, ihn beschimpft und alle anwesenden Christen aufgefordert „Ehre dem Gott Ram“ zu rufen. Die Gemeinde sei dieser Aufforderung jedoch nicht nachgekommen.

Wie die FAS berichtet, habe Pastor Jamre stattdessen geantwortet: „Ich werde nur dem einen Gott huldigen, keinem anderen.“ Daraufhin habe der Mob Anzeige gegen den Pastor erstattet. Obwohl ein Richter später dem Christen Recht gab, sei die Sache noch nicht aus der Welt, erklärt Pastor Jamre der FAS telefonisch.

Nur 0,4 Prozent christliche Konvertiten

Einer der Angreifer verteidigte die Stürmung des Gottesdienstes gegenüber der FAS: „Die Christen sollten sich um ihre eigene Religion und die Hindus sollten sich um die Hindus kümmern. Sie sollten keine Mitglieder anderer Religionen aufstacheln und ihre Religion nicht verbreiten.“

Der Bericht von Pastor Jamre sei kein Einzelfall, schreibt die FAS. Schuld daran trage auch die hindunationalistische Regierungspartei BJP von Ministerpräsident Narendra Modi, die für eine Rückbesinnung auf die religiös-kulturellen Wurzeln Indiens stehe. Unter „religiösen Eiferern“ sei die Vorstellung verbreitet, dass die hinduistische Mehrheit durch vermeintlich wachsende Minderheiten bedroht sei.

Zahlen des Pew Research Centers zeigen jedoch ein anderes Bild. Demnach geben nur zwei Prozent der Befragten Inder an, im Laufe ihres Lebens die Religion gewechselt zu haben – nur 0,4 Prozent waren zum Christentum übergetreten.

In Indien leben 1,35 Milliarden Menschen. Davon sind rund 80 Prozent Hindus, 15 Prozent Muslime und 2,3 Prozent Christen. Open Doors listet Indien auf Platz 10 der Länder mit der meisten Christenverfolgung. Laut Open Doors sind vor allem christliche Konvertiten hinduistischer Herkunft von Verfolgung und Gewalt betroffen.

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4 Antworten

  1. Indien verabschiedet sich aus dem Kreis der zivilisierten Nationen, wenn es die Menschenrechte nicht achtet:
    Artikel 18, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte,
    „Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit;
    dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln(!),
    sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen,
    öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.“
    https://www.un.org/Depts/german/menschenrechte/aemr.pdf

    Eines wird zunehmend deutlicher, eine Welt ohne Christus ist eine zynische, gewalttätige und unfreie Welt.
    „Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.“
    (Markus 10)

    Aber es gilt diese Zusage aus Psalm 34
    „Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden.
    Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!
    Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien.
    Das Antlitz des HERRN steht wider alle, die Böses tun, dass er ihren Namen ausrotte von der Erde.
    Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not.
    Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind,
    und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“

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    1. Danke ! Lea, das tut soo gut zu lesen in diesen „verwundeten Zeiten“. Das ist kein „frommes Geschwafel“, sondern echter Trost und
      und Hoffnung verbreitend. Biblisches „Gold“!

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  2. Der Hindufaschismus ist nichts Neues, sondern schon seit den 1930er Jahren verbreitet, hat aber durch die BJP und ihren Ministerpräsidenten Modi mächtig Auftrieb bekommen. Denn auch die BJP will ein rein hinduistisches Indien und hat vermehrt diakonische Einrichtungen, wie Waisenhäuser, christlichen Organisationen gestohlen und verstaatlicht. Modi kann das umso mehr machen, weil er die Unterstützung des bürgerlich-kapitalistischen Westens hat, dem es vor allem darum geht, Geschäfte zu machen und den Bauern in Indien das Land zu stehlen, ähnlich wie in Afrika, wogegen Modi nichts hat. Jetzt kommt es darauf an, dafür zu beten, dass die Gemeinde in Indien fest bleibt, sich läutern lässt und dafür, dass Gott doch eine Erweckung in Indien schenke.

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  3. Christen sollten ihren Glauben auch besonders in dieser Hinsicht veranschaulichen: jeder, auch Kinder sowohl als auch Ehefrau oder Ehemann, dürfen sich vom christlichen Glauben abwenden (als auch wiederkommen), und werden trotzdem geliebt. Es ist ein Glauben des trotzdem-Liebens. Gottes Liebe, Gott liebt trotz der Sünde, Schuld wird erlassen, auf Wiedergutmachung wird gegen Glauben daran aus Liebe verzichtet. Die Kosten für diese gute Botschaft, Evangelium, werden von Gott über sich, „seinen Sohn“, dessen Kreuzigung, übernommen. So funktioniert von Eskalation zum Krieg und Tod hin zur Deeskalation, Vergebung, hin zu Frieden und Leben.

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