Frankreichs Protestanten warnen vor Le Pen und Rassemblement National

In Frankreich hat sich die evangelische Kirche gegen Marine Le Pen als Präsidentin des Landes ausgesprochen. Kirchenpräsidentin Emmanuelle Seyboldt rief dazu auf, sich gegen die Politik Le Pens querzustellen.
Von Norbert Schäfer
Emmanuelle Seyboldt

Die evangelische Kirche in Frankreich hat Christen davor gewarnt, am Sonntag die nationalistisch eingestellte Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen zu wählen. In einer Erklärung vom Mittwoch ruft die amtierende Präsidentin der Vereinigten Protestantischen Kirche Frankreichs, Pfarrerin Emmanuelle Seyboldt, dazu auf, „die Vorschläge des Rassemblement National zu blockieren“.

Die Politik der Partei beruhe „auf der Infragestellung der Grundfreiheiten, der Ausgrenzung und einem völligen Bruch mit den Grundprinzipien der Republik“. Eine Blockade von „Rassemblement National“ (deutsch: Nationale Front) schütze die Demokratie in Frankreich, die ihrerseits auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte beruhe. Marine Le Pen ist die Parteivorsitzende des „Rassemblement National“. Mit ihrer Erklärung hat sich die evangelische Kirche in Frankreich somit gegen Le Pen als Staatspräsidentin des Landes sowie ihre Partei positioniert.

„Brüderlichkeit vor Zorn stellen“

Auf der Webseite der „Union nationale des associations cultuelles de l’Église protestante unie de France“ bedauert Seyboldt, dass die französische Gesellschaft noch nie so offen gespalten gewesen sei wie heute. Seyboldt rief dazu auf, all derer zu gedenken, „die sich vor uns im Namen des Evangeliums erhoben haben, um gemeinsam mit anderen den faschistischen und totalitären Bedrohungen zu widerstehen, und die es verstanden, die wahren Gefahren hinter den sich beruhigend gebenden Reden zu erkennen.“

Christus lade dazu ein, Brüderlichkeit vor Zorn zu stellen, den Reichtum gerechter zu verteilen und Fremde willkommen zu heißen, die Würde es Einzelnen und die Schöpfung zu schützen, schreibt die Theologin. „Wir glauben, dass die von Gott gegebene Identität unsere Würde begründet und jeden von uns zu einer Person macht, die es wert ist, geliebt zu werden“, und weiter: „Diese Identität ist stärker als das Gefühl der Abwertung oder Verachtung.“

Am 24. April entscheidet in Frankreich eine Stichwahl darüber, ob Emmanuel Macron weiter als Staatspräsident im Amt bleibt, oder seine als rechtsgerichtet geltende Kontrahentin Marine Le Pen in den Élysée-Palast in Paris einzieht. Bei der Präsidentschaftswahl 2017 hatte sich Macron in der Stichwahl mit rund zwei Drittel der Stimmen gegen Le Pen durchsetzen können. Die Partei von Amtsinhaber Macron, „La République en Marche!“ (deutsch: „Die Republik in Bewegung!“) vertritt vorwiegend liberale Positionen. Die Partei von Le Pen, „Rassemblement National“ , steht vor allem für die nationalistisch motivierte Bevorzugung der Franzosen. Aktuellen Meinungsumfragen in Frankreich zufolge liegt derzeit der Amtsinhaber bei der Wählergunst vorne. Der Wahlsieg von Macron gilt jedoch noch nicht als sicher.

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2 Antworten

  1. Die Wahl zwischen Pest und Cholera?

    Man erinnere sich, dass auch Macron lebensfeindliche Positionen vertritt:
    Macron will ein „Recht auf Abtreibung“

    Emmanuel Macron will ein „Recht auf Abtreibung“ in die EU-Grundrechtecharta aufnehmen. Macron hatte anlässlich der Übernahme des französischen Vorsitzes im Rat der EU in einer Ansprache im Europäischen Parlament dafür plädiert.

    Ein Grundrecht auf Abtreibung in die EU-Grundrechtecharta einzuführen, liefe fundamentalen europäischen Überzeugungen und Werten zuwider und wäre ein ungerechtes Gesetz.

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  2. Die Überschrift leider unzutreffend! Die EPU entspricht der EKD in politischer Hinsicht (noch etwas linker) und im Mitgliederverhalten. Sie ist aber keineswegs identisch mit „Frankreichs Protestanten“. An Gottesdienstbesuchern, Gemeindegliedern etc. sind charismatische und evangelikale Gemeinden nach meinem Eindruck mindestens genauso stark. Dort sind die politischen Bewertungen auch sehr verschieden… Insofern ist der Artikel irreführend.

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