First Lady: Elke Büdenbender fühlt sich vom Glauben getragen

Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten, bespricht mit einem engen Freund, dem Transplantationsmediziner Eckhard Nagel über das Thema Tod. Das Ergebnis ist facettenreich und tiefgründig.
Von Johannes Blöcher-Weil
Deutschlands First Lady Elke Büdenbender

Deutschlands First Lady nimmt kein Blatt vor den Mund. Und das bei einem Thema, über das wenige Menschen gerne sprechen. Elke Büdenbender und der mit ihr befreundete Transplantationsmediziner Eckhard Nagel geben in dem Buch „Der Tod ist mir nicht unvertraut“ auch einen Einblick in ihr Seelenleben. Beiden hat bei ihren persönlichen Rückschlägen der christliche Glaube geholfen.

Büdenbender und Nagel wissen, wovon sie beim Thema Tod sprechen. Büdenbender bekam von ihrem Mann, dem jetzigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, eine Niere gespendet. Nagel hat ein Kind verloren und ist in seinem Beruf täglich mit dem Tod konfrontiert. Deswegen wollen sie den Tod aus der Tabu-Zone herausholen und die Gesellschaft für Mitmenschlichkeit und Gemeinschaft sensibilisieren.

Wer denkt, dass der Mediziner Nagel aufgrund seiner Erlebnisse an Gott verzweifelt wäre, der irrt. Grundlage des Buches sind gemeinsame Gespräche der beiden. Darin betont Nagel, dass er weiter Vertrauen in das Gute des Lebens hat, gleichzeitig weiß er, dass auch „ein guter Gott schlimme Dinge nicht verhindert“. Seine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod wolle er auch seinen Patienten vermitteln.

„Das Sterben wurde lange versteckt“

Die beiden Autoren monieren, dass das Sterben lange nicht in den Alltag integriert wurde. Elke Büdenbender hat mit ihrer eigenen Geschichte und dem offenen Umgang mit der Nierentransplantation einen hilfreichen Beitrag geleistet, dies zu ändern. Dass ihr Mann sich für sie eine politische Auszeit genommen hat, betrachte sie als „Segen, Gnade und Geschenk“.

Eckhard Nagel, Co-Autor des Buches „Der Tod ist mir nicht unvertraut“
Büdenbenders Gesprächspartner ist der Transplantationsmediziner Eckhard Nagel. (Foto: Hans Scherhaufer).

Es ist aber nicht nur ein Buch für die Gegenwart. Nagel und Büdenbender sprechen offen darüber, wie sich die Art zu sterben gewandelt hat. Galt friedliches Einschlafen früher als Vorstellung „vom Teufel gepackt zu werden“, hat sich dieses Bild gewandelt. Leider sei der Tod immer mehr aus den eigenen vier Wänden gebannt worden. Dabei ist für Nagel der Abschied von einem Toten ein wichtiger Moment, um den Vorgang zu begreifen.

Büdenbender spricht von Phasen des Zweifelns in ihrem Leben. Den Glauben habe sie aber nie verloren. Für Nagel ist klar, dass Jesus den Tod überwunden hat und dieser keinen Schrecken mehr für den Menschen hat. Die beiden wünschen sich eine Gesellschaft, die ein soziales Umfeld fürs Sterben schafft, damit möglichst wenige Menschen alleine sterben müssten. Viele Menschen könnten sich den Tod auch nicht mehr leisten.

„In Unsicherheiten und Krisen braucht es verlässliche Formen“

Auch die Pandemie habe den Blick auf den Tod noch einmal verändert. Corona habe sich vor allem in prekären Verhältnissen schnell verbreitet. Medizinisch sei in der Pandemie vieles nicht mehr planbar gewesen. In dieser Unsicherheit hätten sich viele von der Medizin Lösungen erhofft. „Wissenschaft sollte sich tunlichst darauf beschränken, das, was an Erkenntnis da ist, auch wirklich als solche zu vertreten“, betont Nagel.

Ein weiteres wichtiges Thema des Buches sind die Hospiz-Bewegung und die Palliativmedizin. Hospize seien wichtige Orte, um Abschied zu nehmen und loszulassen. Für Nagel könnten hier die Pfarrer den Menschen in dieser Lebensphase noch einmal eine neue Perspektive bieten, die aus medizinischer Sicht schon aufgegeben seien.

Die Palliativmedizin ist aus Nagels Sicht die medizinische Antwort darauf, Dinge entscheiden zu wollen, „die wir lange in Gottes Hand gesehen haben“. Sie sei „keine Hilfe zum Sterben, sondern Hilfe zum Leben im Sterbeprozess“.

„Ärzteschaft tötet nicht.“

Unterschiedliche Auffassungen vertreten beide Autoren bei der Sterbehilfe. Für Büdenbender gehört es zu der Würde des Menschen, dass dieser „auch sagen darf, wann es vorbei ist“. Für Nagel ist die Tötung eines Menschen eine rote Linie, die er nie überschreite: „Ärzteschaft tötet nicht.“ Seine Profession setze sich für das Leben ein.

Die ärztliche Aufgabe sieht er auch darin, die Menschen vor einer Selbsttötung zu bewahren: „Der Arzt ist zumindest standrechtlich verpflichtet, das zu verhindern.“ Der Mediziner zweifelt daran, dass ein Sterben durch Selbsttötung eine freie Entscheidung sein könnte. Bauchschmerzen bereitet Nagel auch, dass der Tod immer mehr kommerzialisiert wird.

Menschen sollten keinesfalls aus sozialer oder psychischer Not denken, sie hätten jetzt genug gelebt – und auch nicht allein gelassen werden. Religion und Glauben hätten die früheren Generationen stabilisiert und getröstet. Wenn dies nachlasse, fordere das die nächsten Generationen heraus. Vor allem Rituale stabilisierten und entlasteten. Büdenbender und Nagel werben dafür, die Rituale gegenseitig kennenzulernen und auch über Defizite zu reden. Trauer sei nicht wegzutherapieren. Menschen dürften trauern. Religion biete eine Perspektive über die menschliche Endlichkeit hinaus.

Büdenbender: Existenzielle Fragen nicht ans Lebensende verdrängen

Vor allem Büdenbender ist es wichtig, dass jeder Sterbende es verdient, „dass man sich an ihn erinnert“. Sie plädiert eindringlich dafür, die existenziellen Fragen nicht ans Lebensende zu verdrängen. Auch mit Trauernden wolle sie behutsamer umgehen, sich zurücknehmen und nicht nur vorschnell trösten. Nagel gibt seinen Patienten bewusst Gottes Segen auf den Weg, weil es im menschlichen Leben Realitäten gebe, die „wir nicht beeinflussen können“.

Die beiden Autoren haben mit ihrer offenen und ehrlichen Art sensibilisiert für verschiedene Facetten des Themas Sterben. Der Leser darf merken, wie sie selbst ihre Einstellungen noch einmal reflektieren, zum Teil revidieren und den Wert des Lebens (neu) schätzen lernen. Aber auch der Leser wird noch einmal neu herausgefordert, hinterfragt und aufgefordert seine Lebensfragen mit anderen zu besprechen. Auf jeden Fall ist das Buch in vielerlei Hinsicht – und nicht nur durch den Promi-Faktor – eine lohnende Lektüre.

„Der Tod ist mir nicht unvertraut“, ein Buch von Elke Büdenbender und Eckhard Nagel
Das Buch von Elke Büdenbender und Eckhard Nagel: Der Tod ist mir nicht unvertraut, Verlag Ullstein, 225 Seiten, erschienen am 10. März, ISBN: 9783550202117, 24,00 Euro.
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Eine Antwort

  1. Dazu einige kostenlose Vorträge von dem Informatiker Prof. Dr. Werner Gitt:

    – Nur die Klugen kommen in das Himmelreich
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     – Gibt es ein Leben nach dem Tod?
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    – Ich freue mich auf den Himmel
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    Manuel Seibel in „Der Christ und das Geld“:

    „Das Beispiel Alexanders des Großen

    Es gibt im Blick auf den Tod von Alexander dem Großen eine Legende, von der man nicht sagen kann, ob sie sich wirklich so zugetragen hat. Sie ist allerdings sehr lehrreich. Dabei bedenken wir, dass dieser Mann solch eine weise Schlussfolgerung gezogen hat, obwohl er kein Gläubiger war.

    Alexander war sehr intelligent und Schüler des großen Philosophen und Logikers, Aristoteles. Dessen Belehrungen hat er anscheinend zeit seines Lebens nicht vergessen. Alexander war der mächtigste Mann seiner Zeit auf der Erde, aber er hörte auf manchen früheren Ratschlag von solchen, die es, was die Macht betrifft, bei weitem nicht so weit gebracht hatten wie er. Innerhalb kürzester Zeit hatte Alexander ein riesiges Weltreich erobert. Gott hatte das schon durch Daniel vorhersagen lassen. Aber dieser so mächtige Mann starb dann bereits im Alter von gerade einmal 33 Jahren.

    Bevor er starb, soll er zu seinem Feldmarschall gesagt haben: „Dies ist mein letzter Wunsch, und ihr müsst ihn mir erfüllen.“ Er lautete: „Wenn ich zur Grabe getragen werde, lasst meine Hände aus dem Sarkophag heraushängen“…Bitte lesen Sie weiter:
    https://www.bibelpraxis.de/index.php?article.3364

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