Exemplar der „Sündenbibel“ aufgetaucht

In Neuseeland wurde eine seltene Bibel entdeckt. Das Druckwerk ermutigt irrtümlich zum Ehebruch.
Von Norbert Schäfer
Dass es den Buchdruck damals noch nicht gab, war einer der entscheidendsten Gründe dafür, dass sich kirchliche Reformbewegungen vor Luther nicht flächendeckend durchsetzen konnten

In Neuseeland ist eine kuriose Seltenheit aufgetaucht. Es handelt sich um eine Bibel aus dem 17. Jahrhundert aus der Werkstatt der Drucker Robert Barker und Martin Lucas. Die königlichen Drucker in London hatten den Auftrag erhalten, eine neue Auflage der King-James-Bibel zu drucken. Die war als Erstausgabe 1611 erschienen.

Der Auftrag von 1631 sollte sich für Barker und Lucas allerdings zum Alptraum entwickeln. Denn im Gebot „Du sollst nicht Ehebrechen („Thou shalt not commit adultery“) vergaßen die Schriftsetzer das Wort „nicht“ („not“) und verdrehten damit den Sinn des biblischen Textes in sein Gegenteil. Seitdem ist diese Ausgabe der King-James-Bibel auch als „Sündenbibel“ bekannt.

Die fehlerhaften Drucke der Bibel wurden nach Veröffentlichung zwar weitgehend aufgespürt und verbrannt, aber einige Exemplare blieben bei der Suche damals unentdeckt. Ein Exemplar des für Barker und Lucas unsäglichen Druckwerks ist nun Medienberichten zufolge wieder aufgetaucht.

Teurer Fehler

Der misslungene Druck kam den königlichen Druckern damals teuer zu stehen. Auf Geheiß des Monarchen mussten sie sich für den Fehlgriff vor dem Gerichtshof, dem königlichen „Court of Star Chamber“, verantworten und schließlich tief in die Tasche greifen. Für den Patzer legten die Drucker eine Strafe von 300 Pfund (nach heutigem Wert mehr als 50.000 Pfund) auf den Tisch und büßten zudem noch die königliche Drucklizenz ein.

Die wenigen verbliebenen Exemplare des Druckwerkes gelten heute als Raritäten und erzielen entsprechend bei Sammlern Höchstpreise. Weniger Glück war hingegen Robert Barker beschieden. Er profitierte nie von seinem geschichtsträchtigen Fehler und starb im Schuldgefängnis.

Die Auslassung des Wortes „nicht“ gilt als häufiger Fehler. Die Richtlinien der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) zum Beispiel sahen bis 2004 vor, bei Gerichtsverfahren Freisprüche mit „unschuldig“ anstelle von „nicht schuldig“ zu umschreiben. Damit sollte der fatale Fehler, etwa beim Kürzen von Texten, vermieden werden.

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