Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat ihre Kritik an dem Apartheid-Vorwurf gegen Israel seitens des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) bekräftigt. „Wir teilen die Sorge um die Menschen in der Region und das gemeinsame Ringen um Wege zum Frieden“, erklärte die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs am Mittwoch nach ihrem Antrittsbesuch bei dem globalen Dachverband von 356 Kirchen in Genf. Ziel sei es, „den Dialog zu eröffnen und die noch bestehenden fragilen Gesprächsfäden nicht abreißen zu lassen“. „Worte, die Gräben vertiefen, gefährden dieses Ziel“, fügte die Hamburger Bischöfin Fehrs mit Blick auf den Nahost-Konflikt hinzu.
Die EKD-Delegation machte den Angaben zufolge erneut deutlich, dass sie die Verwendung des Begriffs „Apartheid“ aus sachlichen wie auch aus dialogischen Gründen ablehnt. Der Zentralausschuss des ÖRK hatte bei einer Tagung im südafrikanischen Johannesburg im Juni die Politik Israels gegenüber den Palästinensern verurteilt. Die Erklärung fordert, die „Realität der Apartheid beim Namen“ zu nennen und Sanktionen gegen Israel zu verhängen.
Fehrs hatte bereits Anfang Juli erklärt, dass die EKD an ihrer Positionierung von 2022 festhalte, dass der Begriff „Apartheid“ die komplexe Realität in Israel und den palästinensischen Gebieten nicht in geeigneter Weise beschreibt. In Genf verurteilte die EKD-Ratsvorsitzende erneut die Brutalität der Hamas und deren Mitverantwortung für die unmenschliche Situation in Gaza.
Im Einklang mit ihrem Fokus auf Dialog werde die EKD den engen Austausch mit dem ÖRK konsequent fortsetzen und vertiefen, hieß es weiter. Der ÖRK, auch als Weltkirchenrat bekannt, repräsentiert mehr als 580 Millionen Christinnen und Christen in 120 Ländern.
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Der frühere EKD-Ratsvorsitzende und derzeitige Moderator des ÖRK-Zentralkomitees, Heinrich Bedford-Strohm, räumte laut EKD und ÖRK ein, dass es unterschiedliche Auffassungen darüber gebe, ob der Begriff „Apartheid“ geeignet sei, die Situation der Palästinenser unter israelischer Besatzung zu beschreiben: „Doch die Diskussion darüber darf uns nicht davon ablenken, auf die Hungersnot zu blicken, die gerade jetzt in Gaza herrscht und täglich weitere Opfer fordert – insbesondere unter Kindern, die am verletzlichsten sind.“ Jeder politische Schritt in dieser Situation könne nur ein Ziel haben: „Das furchtbare Leiden auf allen Seiten muss beendet werden.“