Weltkirchenrat weist Antisemitismus-Vorwürfe zurück

Seit Mittwoch läuft das Treffen des Weltkirchenrats in Karlsruhe. Einer der Streitpunkte: Israel könnte zum „Apartheid-Staat“ erklärt werden.

Der geschäftsführende Generalsekretär des Weltkirchenrates, Ioan Sauca, hat Vorwürfe des Antisemitismus zurückgewiesen. Der Ökumenische Rat der Kirchen habe bereits bei seiner Gründung 1948 Antisemitismus als eine Sünde angeprangert, betonte Sauca am Mittwoch in Karlsruhe.

Sauca stellte auf der 11. ÖRK-Vollversammlung seinen Tätigkeitsbericht vor, in dem es heißt: „Wir widersetzen uns allen Formen von Antisemitismus, lehnen sie ab, ächten und verurteilen sie.“ Zugleich stehe der ÖRK mit seinen 352 Mitgliedskirchen für gleiche Menschenrechte für Palästinenserinnen und Palästinenser ein.

Der Dachverband prangere Menschenrechtsverletzungen an und appelliere an die israelische Regierung, „alle Bürgerinnen und Bürger zu schützen, ungeachtet davon, ob sie israelisch oder palästinensisch sind“.

Der ÖRK rufe „entschieden und konsequent für ein Ende der Besatzung“ palästinensischer Gebiete durch die Israelis auf. Solche Forderungen hätten nichts mit Antisemitismus zu tun, erklärte Sauca, ein orthodoxer Theologe aus Rumänien.

Israel könnte zum „Apartheid-Staat“ erklärt werden

Ziel müsse eine auf das Völkerrecht gestützte Zweistaatenlösung im Nahen Osten sein. „Wir wollen, dass die israelische und palästinensische Bevölkerung zusammenleben kann auf dem Weg zu Frieden, Versöhnung und gerechtem Frieden“, betonte Sauca.

Der Nahost-Konflikt ist ein Streitthema auf der Vollversammlung. Beobachter erwarten, dass Kirchen Südafrikas in einer Resolution Israel zum Apartheid-Staat erklären wollen. Davor haben unter anderem kirchliche Antisemitismus-Beauftragte und christlich-jüdische Verbände wiederholt gewarnt.

Der Weltkirchenrat steht seit Jahren in der Kritik, im Nahost-Konflikt einseitig Partei für die Palästinenser zu ergreifen. Vor der Vollversammlung waren erneut Vorwürfe lautgeworden, der ÖRK toleriere auch antijüdische Tendenzen.

epd
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7 Antworten

  1. Ich gehe davon, dass Ioan Sauca, geschäftsführender Generalsekretär des Weltkirchenrates, eine theologische Ausbildung hat, aber anscheinend kennt er trotzdem die Bibel, zumindest teilweise, nicht – oder will, was hier steht nicht wahrhaben. Der ÖRK, und damit sicher auch Ioan Sauca, ruft „entschieden und konsequent zu einem Ende der Besatzung auf“. Zu welcher Besatzung …; das Westjordanland wie es so schön heißt, ist Samaria. Und sowohl Samaria wie auch Judäa sind „ur-biblisches Land“. Wer ist also der
    Besatzer! Sind es nicht eher die Personen, die behaupten, dieses Stück Land, sei ihr Land und Israel hätte es besetzt! Welche eine Verdrehung !
    Das Palästinenserinnen und Palästinenser gleiche Menschenrechte haben sollen ist in Ordnung. Aber ist es nicht eher so, dass die PLO und die Hamas ihren Bürgern nicht wirklich Menschenrechte einräumt: haben sie eine andere Meinung oder gehen sie gg. ihre „Regierung“ vor, kann ihnen Schlimmes passieren, bis zu einer Hinrichtung.
    „Wir wollen, dass die israelische und palästinensische Bevölkerung zusammenleben kann auf dem Weg zu Frieden, Versöhnung und gerechtem Frieden“, betonte Sauca. Das sind schöne Worte; und es gibt sicher paläst. Menschen, arab. Menschen, mit denen es gelingen würde. Doch ist es nicht das Ziel der PLO und auch der Hamas, Israel von der Bildfläche verschwinden zu lassen! Das sollte doch eigentlich auch Herr Sauca wissen …
    Und – Israel ein Apartheid-Staat …; man kann darüber nur den Kopf schütteln, denn eine solche Behauptung ist völlig irre. Wir Menschen werden diese ganzen Probleme nicht lösen, aber einer kann und wird es tun; Israels und unser Gott und Herr.

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  2. Geehrte Redaktion,
    Wenn man die Menschenrechtsberichte zu Israel/Palästina liest, dann ist doch offensichtlich, dass nicht der Weltkirchenrat „einseitig Partei für die Palästinenser“ nimmt – sondern die deutschen Kirchen „einseitig Partei für Israel“!?
    https://www.amnesty.org/en/latest/campaigns/2022/02/israels-system-of-apartheid/
    https://www.un.org/unispal/document/special-rapporteur-on-the-situation-of-human-rights-in-opt-israel-has-imposed-upon-palestine-an-apartheid-reality-in-a-post-apartheid-world-press-release/
    https://www.hrw.org/report/2021/04/27/threshold-crossed/israeli-authorities-and-crimes-apartheid-and-persecution
    Es ist sinnvoll, den Begriff „Apartheid“ anzuerkennen, denn er beinhaltet auch eine konstruktive, südafrikanische Lösung: gleiche Rechte für alle in Einem gemeinsamen Staat zwischen Mittelmeer und Jordan – wie er de facto bereits besteht. Denn Israel hat die Zwei-Staaten-Lösung durch den fortgesetzten Siedlungsbau längst buchstäblich „verbaut“.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Sabine Matthes

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    1. Frau Grossmann sollte sich erst einmal mit der Geschichte des Nahen Ostens befassen bevor sie so einen Unsinn schreibt. Die Westbank war ausschließlich von Palästinensern bewohnt bevor nicht die israelische Politik nach 1967 die gezielte Besiedelung durch jüdische Siedler angestoßen hat. Die Siedler rauben dad Land der Palästinenser und berufen sich auf das biblische Samaria und Judäa, das ist als würden die Italiener Köln, Mainz, Koblenz als Römische Ausgeundungen vor 2000 Jahren für sich reklamieren

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  3. Kritik an der israelischen Politik ist kein Antisemitismus. Das Fehlen der Kritik an dem Vorgehen der israelischen Siedler und des Militärs gegen die Palästinenser hat dazu geführt, dass Israel ein Apartheidstaat geworden ist. Es kann nicht sein, dass jede Kritik als Antisemitismus abgetan und mundtot gemacht wird. Wenn man es ernst meint, dann m u s s man Israel kritisieren, ansonsten sehe ich keine Zukunft für diesen Staat. Ohne Frieden für die Palästinenser wird es keinen Frieden für Israel geben.

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    1. Es ist eine politische und religiöse Irrlehre, Judentum mit der Politik des Staates Israel gleichzusetzen.
      Der Zionismus begann seit 1897 als sozialistisch-weltanschauliches Projekt und betrachtete die arabischen „Eingeborenen“ in kolonialistischer Ideologie als Untermenschen. Israelische Terrorkommandos vertrieben brutal im Jahr der Staatsgründung 1948 um ca. 750 000 Menschen aus 531 Dörfern und 16 Städten, wie der israelische Historiker Ilan Pappe nachgewiesen hat. Damit fing der „Konflikt“ an. Der Präventivkrieg 1967 vermehrte die Zahl der Vertriebenen um weitere 300 000.
      Die Erkenntnisse der „neuen israelischen Historiker“ werden vom politischen Mainstream in Deutschland geflissentlich verschwiegen. Und wer den Bericht von Amnesty International als antisemitisch bezeichnet, sollte sich die Mühe machen, die Argumente ernsthaft zu untersuchen. Weltweit und in Israel selbst setzen sich Jüdinnen und Juden entgegen der Politik des Staates Israel für Völker- und Menschenrecht ein, nehmen in Kauf, als „Nestbeschmutzer“ oder „Volksverräter“ diffamiert zu werden. Ihnen gebührt unsere Hochachtung. Die jüdische Shoa-Überlebende Esther Bejarano hat mir im Juni 2018 geschrieben: “ Leider werde ich auch als Antisemitin beschimpft, weil ich gegen die schreckliche Politik in Israel bin. Leider äußert sich unsere Regierung nicht gegen die dortigen menschenverachtenden Zustände“.

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      1. Sehr geehrter Herr Dr. Kammer,
        sie verschweigen, dass im Zuge der Staatsgründung 1948 mehrere hunderttausend Juden aus anderen Ländern vertrieben wurden. Denken Sie beispielsweise an die beachtliche jüdische Minderheit im Irak.
        Davon zu schreiben, dass durch israelische „Terrorkommandos“ der Konflikt seinen Anfang nahm, ist eine starke Verzerrung der historischen Sachlage – vielleicht haben Sie von den Massakern in Hebron aus dem Jahr 1929 an der jüdischen Bevölkerung schon einmal gehört. In Ihrer Nachricht suggerieren Sie, der junge, israelische Staat sei bereits 1948 – wohlgemerkt nach dem bekannten UNO-Beschluss – der eigentliche und alleinige Aggressor gewesen. Das ist grobe Geschichtsklitterung.

        Ich will Ihnen Ihr Engagement für die palästinensische Bevölkerung gewiss nicht ausreden. Auch ich bin bemüht darum, gegenüber den Palästinensern nicht emotional zu erkalten. Offen gestanden, fällt es mir aber zunehmend schwer. Wenn man durch die Westbank fährt und über Grundschulen Banner hängen sieht, die Selbstmordattentäter verherrlichen, dann muss es einem ziemlich übel werden. Es ist ein bekanntes psychologisches Moment, dass es leichter fällt mit dem Underdog, ergo den schwächeren Palästinensern, zu sympathisieren. Wer indes offizielle Dokumente von PLO, Hamas, Fatah durchliest, wird seine Position überdenken müssen.

        Es geht nicht darum, Unrecht zu relativieren. Doch Sie scheinen mir wenig Sinn und historisches Verständnis für die schwierige Lage des Staates Israel zu haben. Sie werden mit Jair Lapid nicht tauschen wollen.

        Dennoch herzlichst,
        Frieder Gerber

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  4. Von Kritikern der Beschuldigung Israels als Apartheid-Staat wird immer wieder erklärt, Israel und Südafrika seien nicht vergleichbar (wobei die Gründe dann, ob fadenscheinig oder reell, gleich mitgeliefert werden). Dazu ist zu sagen, dass sich der Begriff Apartheid als völkerrechtlich relevante Beschreibung eines Verbrechens gegen die Menschlickheit seit Südafrika längst verselbtständig hat und von den Vereinten Nationen weit über die rassistische Apartheit Südafrikas als universelles Verbrechen gekennzeichnet ist. In Israel ist man sich dessen nur allzu bewusst, warum so große Anstrengungen unternommen werden, diesem Vorwurf mit allen verfügbaren Mitteln, diplomatischen bis zu Einschüchterungen entgegegnet wird. Der über den südafrikanischen Begriff hinausreichene, universelle, könnte Israel zu einer diametralen Kertwende seines Selbstverständnisses, im Verfasungsrang (!), als „Jüdischer Staat“ zwingen. Dies wäre nicht nur für die Region in Westasien – und seine Völkern – ein unermesslicher Gewinn, auch für Juden in und außerhalb Israels könnte sich das als Befreiung erweisen. Vom Weltfrieden nicht einmal zu reden! Apartheid ist DER wunde Punkt schlechthin für das zionistische Projekt Israel – von Beginn an. Dass man sich dessen in Tel Aviv bewusst ist, zeigt deren Beharrlichkeit der Negation bei der Nakba der Palästinenser.

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