Ethikrat empfiehlt allgemeine Corona-Impfpflicht und Impfregister

Der Deutsche Ethikrat plädiert mehrheitlich für eine Impfpflicht – entweder für alle Erwachsenen ab 18 Jahren oder nur für besonders gefährdete Menschen.
Impfung, Corona, Gesundheit, Impfpflicht

Der Deutsche Ethikrat ist für die Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht. Wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme des Gremiums hervorgeht, sprechen sich 20 von 24 Mitgliedern für die Ausweitung der bereits beschlossenen Impfpflicht in Einrichtungen mit besonders von Covid-19 gefährdeten Menschen aus, allerdings in zwei abgestuften Varianten.

Einen mit körperlicher Gewalt verbundenen Impfzwang lehnt der Ethikrat ab. Gleichzeitig empfehlen die Experten zur Umsetzung einer Impfpflicht die Einführung eines nationalen Impfregisters sowie viele niedrigschwellige Impfangebote. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) sprach sich auf Grundlage der Stellungnahme für schnelle Beratungen im Parlament aus.

Auch der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager (CDU), ist für die Impfpflicht, ebenso die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus. DGB-Chef Reiner Hoffmann dringt vor der Einführung einer allgemeinen Impfpflicht auf eine breitere öffentliche Debatte.

Abwägung aller Bedenken auf 27 Seiten

Der Ethikrat sehe eine grundsätzliche moralische Verpflichtung, durch eine Impfung sich und andere zu schützen, heißt es in der Stellungnahme. „Eine allgemeine gesetzliche Impfpflicht darf hingegen nur dann zum Einsatz kommen, wenn die Bewältigung einer schweren Krise ohne diese Maßnahme absehbar nicht erfolgreich sein kann.“ In dem 27-seitigen Papier wägen die Expertinnen und Experten rechtliche Bedenken und ethische Grundsätze über Freiheit, Solidarität und Selbstbestimmung gegeneinander ab.

In der Konsequenz votierten laut Stellungnahme 13 Mitglieder für eine allgemeine Impfpflicht für alle Erwachsenen ab dem 18. Geburtstag. Ihr Argument ist im Wesentlichen die nachhaltige Beherrschung der Corona-Pandemie. Sieben Ethikratsmitglieder plädierten dafür, eine Impfpflicht auf diejenigen zu begrenzen, die ein hohes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben. Dies erscheine ausreichend, um das Ziel, eine Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden, zu erreichen, begründeten sie ihren Vorschlag. Vier Experten votierten gegen die Impfpflicht, wobei dieStimmen nicht namentlich zugeordnet wurden.

Schließen der Impflücke beste Chance gegen die Pandemie

Bundestagsvizepräsidentin Göring-Eckardt sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch, online), sie lade dazu ein, sich im Januar fraktionsübergreifend mit Fachleuten aus Wissenschaft und Gesellschaft über die Umsetzung einer allgemeinen Impfpflicht auszutauschen und dann anhand der Richtlinien des Ethikrates die einrichtungsbezogene Impfpflicht auf die Bevölkerung auszuweiten. Der Präsident des Landkreistages, Sager, sagte den Funke-Zeitungen: „Bei der allgemeinen Impfpflicht müssen wir unbedingt aufs Tempo drücken.“ Das Schließen der Impflücke sei die „beste Chance, die Pandemie wirklich einmal hinter uns lassen zu können und zu einem normalen Leben zurückzukehren“.

Vollständig gegen Covid-19 geimpft sind den Angaben des Robert Koch-Instituts zufolge derzeit 70,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland, mindestens 32,6 Prozent haben zusätzlich eine Auffrischimpfung erhalten. Die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Eine Eindämmung des Infektionsgeschehens ist letztlich nur über das Impfen möglich.“ Damit sei es keine beliebige Entscheidung, ob man sich impfen lässt oder nicht. „Hier geht es nicht zuerst um meine eigenen Interessen, es geht darum, durch mein Verhalten das Leben anderer Menschen zu schützen“, sagte sie.

DGB-Chef: Impfpflicht als „Ultima Ratio“

DGB-Chef Reiner Hoffmann sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Mittwoch): „Ich persönlich bin für eine allgemeine Impfpflicht.“ Eine breite öffentliche Debatte solle Akzeptanz auch bei denen herstellen, die noch skeptisch sind. «Man muss die Bedenken der Impfskeptiker ernst nehmen, aber am Ende auch konsequent sagen: Jetzt sind wir nach 24 Monaten Pandemie in einer Situation, in der wir die Impfpflicht als Ultima Ratio brauchen“, sagte Hoffmann.

epd
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24 Antworten

  1. Eine Impfpflicht wäre dann gerechtfertigt, wenn sie tatsächlich erfolgversprechend wäre. Ideologisch motivierte Impfgegner – wie Apokalyptiker aus Fundamentalien, Esoteriker unterschiedlicher Couleur, Reichsbürger und andere Rechtsextremisten,die sich des Zuges eher als Trittbrettfahrer bedienen, und sonstige Quer-„denker“ und Verschwörungsschwrubler wird man damit wohl kaum erreichen. Die im Text genannten „niederschwelligen Angebote“ aber sind m.E. noch nicht wirklich ausgereitzt. In der letzten „Zeit“ stand ein sehr aufschlussreicher Beitrag, der darauf hinweist, dass gerade in bildungsfernen Mileus Menschen, die sich sozial abgehängt und ausgeschlossen fühlen, nicht zum Impfen gehen. Diese sind nicht durch Flyer und Plakate oder andere mediale Aufklärung erreichbar, hier geht es um persönliche Kontakte, Basisarbeit im Nahbereich, vor Ort. Bremen hat vorgemacht, wie man so etwas erfolgreich umsetzen kann.

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    1. @Carvalho: Was sagst Du zu der Position eines Christen, der in Anbetracht der Tatsache, dass in der Entwicklung/ Testen und Produktion/ Tests immer wieder auf Zellkulturen zurückgegriffen wird, die einem abgetriebenen Kind entnommen wurden? ich meine, selbst wenn man sagt: Ja, Abtreibung ist ein Dilemma und die Fristenlösung sei ein legitimes Mittel, hier zu manövrieren: Selbst dann hat man ja nicht die Position, dass man mit dem getöteten Menschenleben (zudem ohne Einwilligung der Eltern) alles machen kann: Verkaufen/ Experimente/ Gewinnung von Proben usw. Oder meinen Sie, dass der Körper nach Tötung uneingeschränkt der freien Verfügung zusteht? Auch wenn ich Sie hiermit nicht erreichen kann, könnten Sie doch bitte wahrnehmen, dass wir nicht bloß über Zahlen und Fakten reden, und oder ein gesellschaftliches und individuelles Chancen/ Nutzen-Verhältnis einer Impfung. Die Impfung hat aufgrund der indirekten Nutzung von Abtreibungen eine moralische/ ethische Komponente geladen. Alle Impfgegner, die ja gar keine Impfgegner sind, sondern diesen Aspekt ablehnen, so zu beschimpfen und abzustempeln, ist falsch und blind. Ich kenne persönlich Christen, die ihrem Gewissen mehr gehorchen, als den Drängen des Staates und jetzt ihren Job verloren haben. Aber ja: So eine Treu ist durchaus fundamentalistisch. Wo das Christenleben AddOn / Lifestyle, kommt man in solche Fragen natürlich nicht rein.

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      1. Bei Ihnen ist das Christenleben natürlich nicht „addon-ligestyle“…. was ein unerträglicher Hochmut…. Ich gehe stark davon aus, das Sie kein Handy besitzen
        … Von einem PC schreiben, in dem keine seltenen Erden verwendet werden usw. usf. Sie machen hier auf moralisch überlegen und fahren nur Identitätmarkerthemen aus Fundamentalien….
        PS Sicherlich unterstützen Sie auch die Seenotrettung der EKD… Oder ist der Schutz geborenen Lebens nachgeordnet….

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        1. @Carvalho:. Sie haben zu schnell geschossen. Es ging nicht um mich; ich bin geimpft *. Es ging mir um diejenigen Christen, die ich kennen gelernt habe, die um die Problematik wussten und sich informiert haben (im Gegensatz zu mir) und nicht wegsehen konnten. Ihr Vorschlag – wenn ich sie jetzt richtig verstehe – in dieser Frage die Moral zu missachten, weil es sicherlich weitere Aspekte gibt, bei der man die Moral missachtet (z.B. Kauf eines Mobiltelefons, bei dem man nicht weiß, ob alle Komponenten ohne Zwangsarbeit zusammenkamen) halte ich für schwach und nicht tragfähig: Hier haben wir Brüder und Schwestern vor uns, die sich klar positionieren: Sie möchten nicht an einer Tötung/ Mord partizipieren. Der Zweck heiligt nicht per se die Mittel.

          * Meine Impfung empfand ich mithin als klare Nötigung. Ohne sie wäre ich gesellschaftlich tot gewesen; der Jobverlust droht. Und ich bin erschrocken darüber, wie Geimpfte heute über Ungeimpfte reden. Man muss in einigen Dialogen nur Ungeimpfter mit Jude ersetzen, um zu erschauernd. Die Radikalisierung wütet nicht nur jenseits der Grenzen.

          Bzgl. Flüchtlingsarbeit und Schutz des ungeborenen Lebens: Bei beiden bin ich am Start. Aber auch hier sehe ich keinen Grund, wieso man sich bei dem einen Früchte verdient, um bei dem anderen Feld etwas sagen zu können. In beiden Bereichen stehen wir vor moralischen und politischen Herausforderungen.

          Final denke ich, dass wir nicht weiter miteinander reden sollten. Mir pocht zu viel Abneigung und Missachtung mit. Ihre Antwort werde ich selbstverändlich noch lesen. Mich interessiert die Sachfrage tatsächlich. Daher nochmals mein MainPoint:
          a) Es gibt Menschen, die sich der Impfung entziehen, weil sie aufgrund der Verknüpfung von Impfostff (Entwicklung, Test und/ oder Produktion) mit Abtreibungen ein Gewissensfrage entscheiden müssen.
          b) Die Entscheidung mag nicht jedermanns Antwort auf die Frage sein. Wir sollten aber erst einmal lernen, verstehen und akzeptieren, dass es nicht bloß um Chancen-Risiko-Abwägungen (Fakten, wissenshaftliche Aspekte) geht, sondern um moralische Fragen.
          c) Wenn wir a) und b) verstanden haben, hauen wir auf die Ungeimpften nicht mehr so heftig rein und ernten mehr Skrupel, wenn wir Impfflicht/ Impfregister usw. durchdrücken wollen – gerade dann, wenn wir diesen „Fundementalisten“ nicht die Chance geben, aus Gewissensgründen Abstand zu nehmen von einer Impfung.
          d) Letzteres wird verstärkt dadurch, dass es nicht um „religiöse Befindlichkeiten geht“ (niemand sollte am Karfreitag tanzen…, weil ich für mich denke, dies ist …), sondern um die Gegenbenheit, dass wir in den Körper der betroffenen Person etwas verpflichtend einbringen wollen – egal wie edel unser Motiv ist.

          Fröhliche Weihnachten!

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  2. Es sollten alle Möglichkeiten ausgenutzt werden möglichst viele wegen den schweren Verläufen zu impfen. Angebote wie impfen ohne Termin in einem leerstehenden Laden in einem großen Einkaufszentrum in unserer Nachbarstadt werden sehr gut angenommen. Die ganzen rechtlichen Aspekte und ein fehlendes Impfregister machen die Impfpflicht sehr schwer umsetzbar. Ich würde davon Abstand nehmen und sehe die Androhung der Impfplicht als eine Unterstützung den vielen unentschiedenen einen kleinen Schubser zu geben. Ausserdem ist der Todimpfstoff zugelassen und damit wollen sich ja viele aktuelle Impfverweigerer impfen lassen.

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  3. Es ist keine 12 Monate her, da wurde über Impfgegner geschrieben, ihre Aussage, die Regierenden würden eine Impflicht früher oder später anstreben, sei ein Verschwörungsmythos. Tja.

    Interessant wäre ja mal gewesen, wenn in den 27 Seiten diskutiert würde, ob man auch Ausnahmeregelungen ermöglicht: Beispielsweise wenn sich der zur Impfung verpflichtete daran stört, dass bei der Entwicklung, Qualitätssicherung oder gar der Produktion des Impfstoffes auf eine Zelllinie zurückgegriffen wird, die ihren Ursprung in einer Gewebeprobe eines abgetriebenen Kindes hatte. Für einige Menschen ist Abtreibung Tötung, andere sprechen sogar von Mord… Und jetzt sollen sie verpflichtet werden, an den Früchten dieses Mordes zu genesen. Daher wäre eine Gewissensfreiheit durchaus wichtig. Aber sie wird nicht kommen. Denn wer so viel Freiheit ermögtlicht, gefährdert das nordkoreanische Ziel der 100 % Marke alias Impflücke.

    Ich kann nur empfehlen in den Gemeinden, diejenigen, die sich weigern, nicht auszustoßen. Schon jetzt kenne ich persönlich Menschen, die ihren Job verloren haben. Und weitere, über nur einen direkten Kontakt.

    Und wenn wir über Impfpflicht reden, reden wir eigentlich über die Strafen und die Konsequenzen, sich der Impflicht nicht zu unterziehen. Nice ist da die Argumentation in Österreiche: Ja, es ist keine Strafe, den Job zu verlieren. So ist es ja nicht. Es ist nur eine Konsequenz der eigenen Entscheidung. Ja, so ist es.

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  4. @Schmall:
    Die übliche faktenresistente Polemik: Für die mRNA Impfstoffe wurde keine menschlichen Zelllinien verwendet. Diejenigen Zelllinien, dei für Impfstoffentwicklungen benötigt werden, gehen in der Tat auf embryonale Zellen zurück, die millionenfachfach vervielfältigt wurden. Kein Kind wurde dafür abgetrieben! Und es gibt auch keine hemmungslose Ausschlachtung von Föten, das ist in Europa ganz klar verboten.
    By the way: Es ist erstaunlich, welch feinjustiertes Gewissen manche fundamentalistischen Zeitgenossen in dieser Hinsicht haben! Ich frage mich, ob sie bei der Ausbeutung geborener Menschen genaus so sensibel sind. Haben Sie – Schmall – ein Handy? Wissen Sie, wer Ihre Kleider unter welchen Bedingungen hergestellt hat? Protestieren Sie gegen die Menschenrechtsverletzungen an der polnischen Grenze, wo Menschen sterben?
    Wissen Sie, diese Diskussion ist völlig inkonsistent und scheinheilg, eben ein Identitäsmarker für quer-„denkende“ Fundis!

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  5. Haben wir bei all den anderen Medikamenten in der Vergangenheit gefragt was dort alles in der Produktion benötigt wird? Wissen wir, was alles für unsere Produkte an Tierversuchen unternommen wurde? Juckt uns das wenn andere Menschen auf dieser Welt in ihrem Job krepieren und wir dann die dadurch produzierten Billigprodukte kaufen. Die Moral ging flöten und beim Impfstoff ist sie wieder wichtig? Die embryonalen Zellen wurden EINMAL als Starter von einer Todgeburt entnommen für dem Impfstoff.

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    1. Danke für diese Worte, dem kann ich nur zustimmen. Ich bin jetzt echt gespannt, ob Schmall nochmal antwortet…

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      1. @Veronika: Gerne antworte ich auf die Aussage. Erstens will ich vorweg schieben, dass ich geimpft bin. Vielleicht entspannt und versachlicht das die Diskussion. Im Wesentlichen ging es mir darum, Sie und andere Diskutanten dafür zu sensibilisieren, dass es Menschen gibt, die tatsächlich aus einer moralischen Fragestellung heraus handeln, anstatt dass es um bloßen Protest oder Unwissenheit geht. Ich denke, dass es wertvoll ist, überhaupt zu begreifen, dass es diese Frage für viele Christen gibt; auch wenn Ihre Antwort a) anders lauten würde oder b) Sie – persönlich – die Frage als unwichtig gegenüber anderen Fragen einstufen.

        In der Erwiderung von @Carvalho mir gegenüber war viel Stroh dabei, dass gut flammte. Denn in meinem Post war gar keine Rede davon, dass ein Kind extra für die Zellgewinnung getötet wurde. Ich sprach von Partizipation an einer Tötung eines Kindes durch die Weiterverwendung des getöteten Körpers. @Matze: Ich habe einige Artikel zu diesem Thema gelesen. Die Aussage, man hätte eine Totgeburt genutzt, war nie dabei. Stets wurde von (geplanten) Abtreibungen gesprochen und davon, dass man sich am Körper des abgetriebenen Kindes zur Zellgewinnung bedient habe. Kleines Beispiel: https://www.br.de/nachrichten/wissen/enthalten-corona-impfstoffe-zellen-von-abgetriebenen-foeten,SabJ7Nq Woher haben Sie also diese Information, dass es sich um eine Totgeburt handelt? Wenn Sie hierzu eine Quelle hätten, wäre das für einige Menschen, die ich kenne, tatsächlich eine Entlastung in ihrer Entscheidungsfindung. Der verlinkte Beitrag auf dem br.de ist übrigens genauso aktiv, wie der von Carvalho: Keine der aufgeführten Absurditäten („Und es gibt auch keine hemmungslose Ausschlachtung von Föten, das ist in Europa ganz klar verboten.“) war Bestandteil meiner Sicht und Aussage. Ich finde sie regelmäßig im www, aber dabei vorgetragen von Kritikern der Position, die diese Praxis hinterfragen (Strohmannargument; Strohmannaufklärung).

        Die eigentlich Frage – isoliert betrachtet – ob man sich an dem abgetriebenen Körper nun bedienen kann, wird nicht beantwortet.

        Tatsächlich, lieber Matze, war die Verwendung dieser Zelllinien oftmals schon Streitpunkt. U.a. hat man die Ziellinien auch in der Lebensmittelindustrie verwandt. Erst nach Protesten wurde hiervon Abstand genommen. Auch gegen frühere Impfungen gab es – genau aus diesem Grund – wiederstand. Insbesondere im US-Spektrum.

        Der Protest hier gegen Corona in diesem Aspekt ist viel älter, als Corona und die Impfstoffe dazu. Das war für mich auch eine Erkenntnis in 2021.

        Frohe Weihnachten.

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        1. Die ausführliche Erwiderung steht unten!
          Kleine Ergänzung aber zu „Strohmannargument“ – „Strohmannaufklärung“: Podcast der ERB „Hilfestellung für die aktuelle Situation“ min 7ff, hier erfolgt ausdrücklich genau das, was ich radikalen Impfgegner vorwerfe… Qed

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        2. @Schmall Danke, dass Sie sich gemeldet haben! Dennoch gehen Sie in Ihrer Antwort gar nicht auf die Fragen von Matze ein. Sie gehen nur auf die Aussage „Todgeburt“ ein. Ja, es ist auch für mich nicht in Ordnung, dass bei der Impfung auf diese Zelllinien zurück gegriffen wird. Und Matze hat sich bei der Aussage „Todgeburt“ wahrscheinlich geirrt. Aber die Frage an alle, die mit der Abtreibung ihre Ablehnung der Impfung begründen ist doch wirklich das, was Matze fragt: wie ist das mit Tierversuchen, Billigprodukten, Medikamenten früher? Meiner Wahrnehmung nach wird auf der einen Seite ganz genau geschaut, auf der anderen Seite interessiert es niemand, dass z.B. lebende Kinder sterben für einige unsere billigen Konsumgüter. Ich frage mich da schon: was ist das für eine Moral? Wenn man mit dem Finger auf andere zeigen kann und es einem in seine Gedankensystem passt, dann ist das für jeden (auch für mich) immer viel „schöner“, als wenn man mit den anderen Fingern auf sich selbst zeigt und sein Verhalten ändern müsste. Deshalb: wenn Moral, dann aber richtig, immer im Wissen: keiner ist perfekt – aber in Richtung des moralischen Kompasses bewegen sollte ich mich schon und ihn nicht selbst immer in die Richtung drehen, die mir passt. Nun bin ich gespannt auf Ihre Antwort auf Matzes (und meine) Fragen.

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          1. @Veronika. Danke nochmals für den Hinweis auf die Frage. Wenn ich vor drei Fragen stehe, A, B und C und werde (plötzlich) bei Frage A korrekt und lasse B und C ignorant an mir vorbeiziehen, ist es für mich die bessere Variante, als dass ich mich gegenüber A, B und C gleichgültig setze und sage, weil ich schon auf B und C nicht sauber bin, lasse ich es gegenüber A gleich bleiben. Und ich bedaure, dass wir bei der Frage nach der Impfpflicht zwischen 0 und 1 unterscheiden müssen. Es gibt kein Zwischenwert in A.

            Auf Matzes Frage bzgl. „früher“ habe ich geantwortet. Ich sagte aus, dass die Problematik nicht erst mit Corona im evangelikalen Lager umherging. Bereits bei früheren Impfungen wurde dieser Sachverhalt bedauerlich festgestellt und viele weigerten sich; Geldstrafen wurden fällig, Betretungsverbote usw. Nur kümmerte das die breite Öffentlichkeit nicht, was diese Spinner (= Evangelikale in dieser Wahrnehmung) für ein Problem’chen hatten. In den USA hingegen gab es massive Auseinandersetzungen. Der Protest hatte auch teilweise Erfolg – etwa wurde der Einsatz der Zellkulturen in der Lebensmittelindustrie abgebrochen. Auch hier gab es Anwendungsfälle und Experimentierte.

            Dies ist der Punkt, den ich gegenüber Herrn Carvalho meinte. Wir haben auf verschiedensten Ebenen Fragen der Moral zu beantworten (ich habe bisweilen gar nicht behauptet, dass es nur eine Antwort gibt). Ich sehe nicht ein, warum ich bzgl. der einen Frage 1 sagen muss (= hier (Thematik:) pro Impfpflicht sein muss), weil ich auf anderen Fragen zwischen 0 und 1 rangiere; teilweise ohne es je überprüfen zu können. In einem ersten Schritt halte ich es für sinnvoll, erst einmal die Frage nach der Impfung isoliert zu betrachten oder Verbindungen zu konstruieren, die es so erst einmal nicht gibt. Wenn mir der Lebensschutz wichtig ist, wird die Thematik für mich nicht dadurch beantwortet, dass ich auch ein Kleid trage, dass ggf. unter Zwangsarbeit hergestellt wird. Dann ist meine Rigorosität in der einen Frage aus der Sicht der anderen Frage zwar fraglich, beantwortet habe nicht die Frage, ob ich rigoros sein sollte.

            Schließlich, und da verstehe ich sie nicht: Wieso reden wir von meinem Finger auf andere? Ich hoffe, klar gemacht zu haben – jetzt wiederholt – dass ich hier – als Geimpfter – quasi in der Rolle des Anwalts stehe für unsere Brüder und Schwestern, die in der Nutzung des Körpers (zudem ohne Einwilligung der Eltern) eines abgetriebenen Kindes (Tötung, für einige sogar Mord) einen moralischen Konflikt sehen. Hier ging Wissenschaft und Abtreibungsklinik als Lieferant Hand in Hand. Und es war ja auch nicht eine Probe, die man nutzte, bis man die Zelllinie starten konnte. Man hatte hunderte genutzt.

            Ich werbe dafür, dass wir diesen Christen, die in ihrer Treue unserem HERRN gegenüber fundamental bis in den Jobverlust (und das ist inzwischen kein hypothetischer Fall) folgen, mit Verständnis begegnen, anstatt ihre Haltung als bloße niedrige Beweggründe (Identitäsmarker) zu degradieren oder ihre Haltung per se nicht einmal ernst zu nehmen, weil sie – anders als die vorgetragene Haltung – nicht reflektiert sei. Stattdessen schiebt Herr Carvalho sie in die Ecke von „… unterschiedlicher Couleur, Reichsbürger und andere Rechtsextremisten …“ und lässt in einer 0/1-Situation keine Rigorosität zu, wenn die Entscheidung auf 0 fällt.

            Zudem muss sehe ich Herrn Carvalho in der Beweispflicht, wenn er sagt: „Das ist mein rein deskriptives Argument, dass es hier um einen Identitätsmarker geht und nicht um eine valide moralische Reflektion!“ Das ist doch dunkle Geschwisterliebe: Er spricht ihnen jedes Motiv einer moralischen Reflektion ab. Alles nur Eitelkeiten und Instrumentalisierung? Nein! Diese Christen wollen, wo ihnen möglich und für sie erkennbar, den Weg gehen, den Sie als richtig vor unserem HERRN sehen. Aber Herr Carvalho ist ja schon vom deskriptiven Argument runter gegangen auf „These“…

            Daher weg mit den Fingern und wenn Impfflicht, dann bitte (!) mit Ausnahmeregelungen für die Gewissensfreiheit. Sonst haben wir am Ende nur eine Moral, die Moral (Singular), die zählt.

            Nehmen wir doch Anleitung am Neuen Testament (1. Kor 8 ff.). Da gab es solche, die konnten diverse Speisen nicht essen, weil sie geweiht waren. Andere konnten es problemlos, wussten sie doch – wie Paulus – dass es die Götzen nicht gibt und alles gute Schöpfung ist. Und wenn es für die einen aber Sünde ist, davon zu essen, dann wäre es Sünde, davon zu essen. Paulus spricht ihnen nicht ab, unreflektiert zu sein und nichtigt nicht ihre Haltung. Im Gegenteil: Die Brüder und Schwestern, die sie zu Fall bringen könnten, sollten lieber nicht von dem geweihten Fleische essen. Ihre Erkenntnis soll sie nicht blähen lassen; sie sollen in Liebe handeln. Dies gilt auch für Fundamentalisten, deren Christsein alles andere als ein AddOn im Leben ist (bitte nicht wieder zum Umkehrschluss auf die eigene Position verdrehen).

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        3. Hallo liebes Pro- Team – ich hab mal wieder vergessen, meinem Kommentar ein @ Schmall voranzustellen – könne Sie das bitte noch einsetzen, ich vermute auch, dass ich aus Versehen auf Carvalho geantwortet habe – aber selbstverständlich geht mein Kommentar an Schmall – das dürfen Sie auch gerne ändern. Vielen Dank!

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  6. @Schmall:
    Sie werfen mir implizit Polemik vor und daher will ich Ihnen rückspiegeln, wo Sie Ihrerseits polemisch sind und die notwendige Sachlichkeit vermissen lassen:
    (1) Sie werfen mir vor, in dieser Frage die Moral (Singular!) zurückzustellen zugunsten eines unmoralischen Kalküls. Das ist – mit Verlaub – Unfug. Ich habe beschrieben, dass Menschen an dieser Stelle zu moralischem Rigorismus neigen, die auf der andernen Seite mit Sicherheit täglich vom Leid (bis hin zum Tod) anderer profitieren. Meine These ist, dass es sich hier um einen Identitäsmarker für Fundamentalisten handelt und nicht um ein moralisches Problem.
    (2) Ihr Spiel mit der Ersetzung des Wortes „Ungeimpfter“ durch „Jude“ ist – ohne Verlaub – unsäglich, auch wenn Sie das im Modus des vermeintlichen Zitats machen!
    Soviel zum Thema Sachlichkeit und Stroh, Her Schmall!
    Und jetzt zum Thema Moral:
    In moralischen Fragen ist eine rigoristische Position zwar möglich, aber nicht befriedigend, weil sie – und das in diesem Falle völlig evident – die eigene weiße Weste über die Folgen stellt, das ist eine radikale Form der Gesinnungsethik, die gerade in diesem Fall so unglaubwürdig wirkt, weil sie von den Vertretern, zumindenst von denen, die ich in der Impffrage kenne, auf anderen Gebieten entschieden zurückgewiesen wird! Das ist mein rein deskriptives Argument, dass es hier um einen Identitätsmarker geht und nicht um eine valide moralische Reflektion!
    In moralischen Fragen geht es meist um eine Güterabwägung, das ist der Kern moralischer Probleme. Jesus tut das z.B. in der Sabbatfrage. Ihre Entgegensetzung von der Moral (Sg.) und einem Kalkül, das die Folgen inkludiert, ist sachlich falsch. Frts. ….

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  7. In Dilemmasituationen geht es immer um die Abwägung widerstreitender Positionen. Dass man sich dabei schuldig macht, ist vermutlich unumgänglich. Dietrich Bonhoeffer, der eine rigoristische Position entschieden zurückwies, hat diesen Zusammenhang intensiv durchdacht.
    Der menschliche Fötus wurde nicht zur Vernutzung abgetrieben. Gleichwohl ist ihm durch die abtreibung maximaler Schaden entstanden. Wenn nun einzelne Zellen des Fötus, die übrigens technisch beliebig vermehrt werden können, für medizinische Zwecke Verwendung finden, wird dem Schaden des Kindes nichts hinzugefügt, allerdings haben viele davon einen unwiderlegbaren positiven Effekt.
    Ein hypothetischer Fall, der einschlägige Milieus vermutlich weniger triggert:
    Ein Mensch wird Opfer eines Gewaltverbrechens. Die Obduktion ergibt, dass er Anlagen einer schweren Erkrankheit hatte, die aber durch eine glückliche pysiologische Besonderheit, die sich isolieren lässt, nicht zum Ausbruch kam. Darf man diese Erkenntnis und gegebenfalls Körperzellen des Opfers nun nutzen, um schwerstbetroffenen Patienten zu therapieren? Dies nicht zu tun hielte ich für moralisch höchst fragwürdig!

    Gesegnete Weihnacht!

    PS Ihre Äußerung, die einen seien moralisch fein justiert, während für andere das Christsein offenbar nur Lifestyle-Addon sei, ist schlicht eine Frechheit, die sich einer offensichtlichen Überheblichkeit verdankt!

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    1. Sehr geehrter Herr Carvalho, vielen Dank für ihre nun weiterführenden Worte. Der Vorwurf auf implizite Polemik ist korrekt. Ich finde, ich habe eine Sachfrage in den Raum gestellt und Sie haben hart und verurteilend geantwortet, auch wenn sie jetzt von „Thesen“ sprechen mögen.

      Ihre These nach Identitäsmarker ist gewiss ein gutes Werkzeug, um die Stimme dieser Personen als nichtig zu erklären. Obendrauf werfen Sie die betroffenen Christenstimmen in einen Sack mit Reichsbürgern und Rechtsextreme. Und dies empfinde ich durchaus als bösartig und unsachlich. Ihre These lässt gar nicht mehr die Möglichkeit zu, das Individuum einzuräumen, dass er bzw. sie tatsächlich belastet ist in seinem Gewissen und dies vor Gott nach seiner individuellen Meinung, wenn man an der Tötung des Kindes nun partizipieren. Sie erklären, dass das Vortragen und Durchhalten bis zum Jobverlust (!) bloß niederen Beweggründen diene (Instrumentalisierung, Eitelkeit?). Dabei haben die Betroffenen die Szene gar nicht bestellt. Sie haben sogar dafür gebetet – etwa in meinem Hauskreis – dass es gar nicht erst so weit kommt. Tatsächlich – und das sollte uns als Brüder und Schwestern doch beunruhigen – spielt hier das individuelle Christsein rein. Für sie ist die Frage nach Abtreibung ein Thema; für andere Christen ist es dies überhaupt nicht.

      Ich wollte, gerne wiederhole ich es, Sie dazu anregen, zu begreifen, dass hier aufgrund der Verquickung von Impfstoffproduktion/ -tests und -entwicklung mit Abtreibungen für viele eine moralisch aufgeladene und bedeutende Frage aufbricht. Sie legen weiterhin da, dass sie hier die Antwort als gegeben sehen und jede andere Antwort als irrelevant (unreflektiert), während sie zugleich mich rügen, dass ich – ohne überhaupt dazu eine Aussage treffen zu wollen – von der Moral (Singular) gesprochen habe.

      Die Rigorosität ist als Argument nun hier auch ein Problem an sich, dass Sie nicht verkennen sollten: Man hat nur die Wahl, sich impfen zu lassen oder nicht (0/1). Hätten wir ein Intervall an Möglichkeiten, und die von ihnen kritisierte Partei würde nur in [0,1] eine 0 fordern, würde ich Ihre Position, Herr Carvalho, durchaus mehr verstehen.

      Zum Thema Radikalisierung der Geimpften:
      Ich halte an meiner Beobachtung fest, dass wir eine Radikalisierung auch im Blick der Geimpften auf die Ungeimpften haben. Gerade eben habe ich erfahren, dass mein Vater nur noch Geimpfte in sein Haus lässt und damit bestimmte Mitglieder aus unserer Familie ohne Befristung Hausverbot haben. Ein Mitspieler in Verein positionierte sich klar, dass in seinen Laden (Friseur) kein Ungeimpfter mehr Zutritt bekomme. Dabei standen medizinische Frage nicht im Blick – aus Unverständnis ist Verachtung erwachsen, dies sind die Früchte. Und hier erwachen tatsächlich bei mir schlimme Erinnerungen an dunkle, bittere Zeiten. Wenn ich die Substitution der gruppenbezogenen Kennzeichnung vollziehe, umso mehr. Der Modus war sehr bewusst gewählt – die stark eingeschränkte Vergleichbarkeit und DEN EINEN ausgesprochenen Vergleichspunkt vor Augen. Machen sie meine Aussage also bitte nicht „böser“ als sie „bösartig“ ist (Unsäglichkeit); gerade wenn sie den Modus sehen.

      Zu ihrem Post Skriptum:
      Die Gegenredet zum Lifestyle-Addon steht konträr zu dem in ihrer Position verachteten Labeling dieser Personen als Fundamentalisten. Lesen sie auch hier bitte nochmal nach; vielleicht löst sich dann ihre Betroffenheit einer angeblichen Frechheit auf. Und nicht vergessen: Weil ich geimpft bin, wären wir beide ja schließlich die Lifestyle-Addon-Christen 😊

      Kernfrage, die noch gar nicht ausgesprochen wurde:
      Würden Sie eigentlich und dies wäre ja die Kernfrage in dieser Diskussion, bei der Impfflicht und dem Impfregistert den betroffenen Christen ein Ausnahmemöglichkeit einräumen (Entbindung von der Impfflicht aus Glaubensgründen/ Gewissensgründen)?

      Sie können gerne auf alles antworten; aber antworten Sie doch bitte speziell auf letztere Frage.

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  8. @Schmall: Ich halte eine Impfpflicht aus pragmatischen Gründen für mglw. nicht zielführend. Sollte sie aber der Gesetzgeber mit demokratischer Mehrheit beschließen, sollte es keine Ausnahme aus Glaubensgründen geben. Hier einen status confessionis konstruieren zu wollen, ist rational nicht zu begründen.
    Ich würde auch der Rechtsphilosophin Tatjana Hörnle zustimmen, die im Triagefall bei gleichter medizinischer Indikation den Impfstatus als Kriterium empfiehlt.

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  9. @Schmall/Frts
    Sie sind mit keinem Wort auf meine ethischen bzw. moralphilosophischen Argumente eingegangen. Eine radikale Gesinnungsethik, die sich jeder rationalen Argumentation verschließt und sich ohne jede Begründung für ethisch überlegen hält, ist keine intellektuell verantwortliche Position! Qed!
    Und der Vergleich „Geimpfter“ / „Jude“ ist auch in diesem Kontext inakzeptabel und schäbig, ganz davon abgesehen, dass er in einschlägigen Kreisen zum schlechten Ton gehört.

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  10. @Schmall Zuerst: „wenn man mit dem Finger auf andere zeigen kann“ -damit habe ich nicht Sie gemeint („man“) sondern die Christen, die als Grund für ihre Weigerung, sich impfen zu lassen, angeben, dass Zellen von einem abgetriebenen Kind stammen. Denn diesen Eindruck habe ich wirklich: da wo es mir in den Kram passt, da werden moralische Argumente herangezogen, da wo es unbequem wird, weil ich z.B. mein Konsumverhalten ändern müsste, da ist die hohe Moral nicht mehr wichtig. Ihr Argument, dass das nicht immer so einfach zu erkennen ist, wie Produkte hergestellt werden, ist für mich nicht stichhaltig, denn wenn man nur ein wenig anfängt sich mit der Thematik zu beschäftigen, dann findet man leider nur allzuleicht genügend Informationen. Ich würde Ihren Vergleich mit den Schwierigkeiten um das Götzenopferfleisch gelten lassen, wenn es darum ginge, schlucke ich eine Kopfschmerztablette oder nicht – da bin nur ich die Leidtragende, und noch die Pharmafirma, die mir keine Tabletten verkauft. Aber das Thema Imfpung hat eine größere Dimension, da geht es z.B. auch um überfüllte Intensivstationen bzw verschobene wichtige Operationen. Ihre Überlegungen zur Rigorosität sind einerseits richtig -andererseits macht für mich die Einstellung 0 beim Kleid aber gerade die Haltung 1 bei der Abtreibung unglaubwürdig – unsere Welt ist in Zeiten des Internets und der Globalisierung ein wenig komplizierter und verflochtener, wenn ich mich mit dem Thema: Zelllinien/Abtreibung/Impfstoffe auseinandersetzen kann, dann auch mit der Gewinnung von Rohstoffen und Produktion von Gütern/Nahrungsmitteln – und ein entscheidender Faktor haben beide Themen gemeinsam: es sterben unschuldige Kinder! Amos und einige andere Propheten sind mir da eine „harte“ Lektüre, weil jedes Mal viele Fingern auf mich zeigen. Ausdrücklich habe ich geschrieben: keiner ist perfekt. Aber den moralischen Kompass nur beim Thema Abtreibung zu verwenden, das geht für mich nicht mehr. Genau diesen Eindruck habe ich aber leider von manchen Christen, die sich sehr dezidiert äußern und damit andere beeinflussen (siehe z.B. die im Kommentar von Herr Utsch hier auf Pro angesprochenen Pastoren).
    Und noch etwas: ich bin nicht Carvalho, aber Ihre immer wieder kehrenden Vergleiche mit der Zeit unter Hitler sind auch nur in DEM EINEN Punkt unsäglich – wer keine Argumente hat, kommt damit, verharmlost damit das Leid der damaligen Opfer und arbeitet mit Angst (- letzteres finde ich nebenbei bemerkt besonders interessant, denn dies wird sehr einseitig den Politikern und den „Mainstream-Medien“ vorgeworfen. Die Angst, z.B. vor der Impfung und vor der Diktatur, die auf Seiten mancher Impfgegner erzeugt wird, ist meiner Ansicht nach deutlich drastischer als die, die ich aus den „Mainstreammedien“ kenne.) Unsäglich auch, weil unnötig: jetzt haben wir die Probleme, vor 80 Jahren war es eine komplett andere Situation, aus der Geschichte lerne auch ich, dass ich das nicht wieder haben will und man den Anfängen wehren muss – ich sehe die nur aktuell ganz woanders. Natürlich ist das Schicksal eines Menschen, der seinen Job verliert, weil er sich nicht impfen lassen will, hart – aber ernsthaft: „die Ungeimpften“ so wie unter Hitler? Natürlich ist es nicht schön, wenn ihr Vater Ungeimpfte aussperrt – aber dies mit Juden im NS Regime zu vergleichen, auch nur „stark eingeschränkt“ zu vergleichen? Dann lassen Sie das doch bitte! Was ist denn die Argumentation Ihres Vaters und des Friseurs, wie kamen sie dazu? Wenn ich manche Demonstrationsplakate der Gegner der Impfungen anschaue, in Gesprächen mit Verweigerern der Schulpflicht (meine Kollegin, die Klassenlehrerin, hat nach 8 Monaten aufgegeben, sie wurde beleidigt und bedroht, bei mir waren es im Gespräch „nur“ Diskriminierungen und ebenso unsägliche DDR Vergleiche), in youtube Videos eines österreichischen Psychiaters, auf den Internetseiten der Querdenker: so viel Hochmut und Arroganz, so viel Diffamierung und sich moralisch überlegen Fühlen ist mir selten begegnet. Da schenken sich meiner Meinung nach beide (!) Seiten nichts.

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  11. Zur ethischen Klarstellung:
    Der Zweck heiligt natürlich nicht die Mittel: Eine solche Relation liegt der Nutzung embryonaler Zellen bei der Impfstoffentwicklung auch gar nicht zugrunde. Denn es besteht keine Mittel-Relation zwischen der Abtreibung und der medizinischen Nutzung embryonaler Zellen. Es besteht ein immenser moralischer Unterschied, ob jemand getötet wird, um seine Organe zu nutzen (Mittel-Relation) oder ob jemand aus anderen Gründen zu Tode kommt und dann seine Organe genutzt werden! Das kann ernsthaft niemand bestreiten!
    Deshalb wird auch nicht die Würde des toten Embryos durch die Nutzung der Zellen beschädigt. Das ist kein utilitaristisches Kalkül, das das Unglück der Wenigen gegen das Glück der Vielen glaubt aufrechnen zu dürfen. Sondern in einem kantschen Sinne wird die Würde insofern respektiert, dass der Mensch nicht zum bloßen Zweck instrumentalisiert wurde.
    Übrigens hat die Bundesregierung in der Handhabung der Corona-Maßnahmen sich deutlich an kantschen Kategorien orientiert und nicht wie in GB etwa an utilitaristischen.
    Wer sich impfen lässt, macht sich nicht schuldig am Tod der benutzten Embyonen.
    Er befürwortet damit auch nicht Abtreibungen.
    Wer allerdings hier eine gesinnungsethische Maximalhaltung beansprucht, sollte wissen, dass auch unzählige andere Medikamente auf embryonale Zellen zurückgreifen (Iborufen, Aspirin, etliche Bluthochdruckmittel etc. pp.). Und er sollte wissen, dass ein grundsätzlicher Verzicht auf eine Corona-Impfung in Europa Hundertausende mehr Tote bedeutet hätte. Und er muss wissen, dass er von der Impfung der anderen – als die die sich im Sinne der radikalen Gesinnungsethiker schuldig machen – profitiert, weil nur so ein Übergang von der Pandemie zu einem endemischen Umgang mit dem Virus möglich wird und katastrophale Zustände in Krankenhäusern mit unzähligen Opfern vermieden werden können und konnten. Auch fundamentalistische Christen, die glauben mit rigoroser Gesinnungsethik auf der moralischen Seite zu stehen, kommen nicht mit weißer Weste aus der Geschichte heraus (Bonhoeffer). So viel ethische Reflektion muss man jedem zumuten können!

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