EKD-Ratsvorsitzende: Soldaten schützen Demokratie, Recht und Freiheit

Frieden bedeutet laut der EKD-Ratsvorsitzenden Kurschus nicht nur Waffenstillstand. Um Recht, Demokratie und Freiheit zu schützen, brauche es Soldaten.
Die Theologin Annette Kurschus

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat Soldaten für deren Eintreten für eine demokratische Gesellschaft gedankt. Sie hätten bewusst das „Kriegshandwerk gelernt“, um Demokratie, Recht und Freiheit zu schützen, sagte Kurschus am Dienstagabend beim Sommerfest der evangelischen Militärseelsorge in Berlin. Ohne dies könne kein Friede sein. „Frieden ist nicht allein Waffenstillstand“, sagte die westfälische Präses. Frieden sei, wenn Menschen frei leben könnten und in ihren Rechten geschützt seien.

Dies zu tun, sei der einzige Zweck des Soldatenberufs. Die Ratsvorsitzende forderte Soldaten dazu auf, stets ihrem Gewissen zu folgen. „Werfen Sie Ihr Gewissen nicht weg, werfen Sie Ihre Liebe zur Demokratie nicht weg“, sagte sie.

Gleichzeitig forderte die Theologin auch die zivile Gesellschaft auf, die Demokratie zu verteidigen, wenn sie in alltäglichen Situationen verächtlich gemacht wird, etwa auf der Straße, bei Facebook oder im Fußballstadion. Die kleine, beherzte Verteidigung verhindere womöglich, dass die große, bewaffnete Verteidigung notwendig werde, sagte Kurschus.

Kurschus räumte ein, wäre sie Soldatin, würde ihr die derzeitige Situation schlaflose Nächte bereiten. Zu wissen, dass mitten in Europa gekämpft, getötet und gestorben werde sowie die Angst, dass dies nicht begrenzbar bleibe, müsse Soldaten beschäftigen, sagte sie.

Umdenken in Gesellschaft

Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg sagte, dass der Krieg in der Ukraine die deutschen Soldaten stark bewege. „Auch die Bundeswehr hat sich in diesem halben Jahr verändert“, sagte Felmberg anlässlich seines Sommerempfangs. Die Eskalation bringe neue Aufgaben und Risiken. Die Soldaten zeigten Präsenz an den Grenzen des Bündnisgebietes. Innerhalb kürzester Zeit habe sich in der Bundeswehr das Denken über die Bundeswehr verändert, weil ein Krieg zwischen benachbarten Staaten mitten in Europa wieder denkbar geworden sei. Munitionsdepots würden aufgefüllt und Bundeswehrangehörige darüber nachdenken, was der Verteidigungsfall für sie und ihre Familien bedeuten würde.

Der EKD-Militärbischof sieht aber auch außerhalb der Bundeswehr ein Umdenken. „Die Gesellschaft erkennt nun stärker, welch wichtigen Dienst Soldatinnen und Soldaten für unsere Freiheit und Sicherheit tun“, sagte er.

Die Pfarrer der Militärseelsorge sind Ansprechpartner und Seelsorger für Bundeswehrangehörige im Inland und begleiten auch Auslandseinsätze. In der Bundeswehr gibt es evangelische und katholische Militärseelsorger, seit dem vergangenen Jahr auch eine jüdische Militärseelsorge.

epd
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5 Antworten

  1. „Innerhalb kürzester Zeit habe sich in der Bundeswehr das Denken über die Bundeswehr verändert, weil ein Krieg zwischen benachbarten Staaten mitten in Europa wieder denkbar geworden sei.“

    Nicht nur denkbar. Frau Kurschus hat anscheinend den Jugoslawien-Krieg schon vergessen, an dem die Bundesrepublik völkerrechtwidrig beteiligt war.

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  2. „Kurschus, hat Soldaten für deren Eintreten für eine demokratische Gesellschaft gedankt. …. Frieden sei, wenn Menschen frei leben könnten und in ihren Rechten geschützt seien.“
    Braucht es für diese Botschaft eine Repräsentantin der Kirche? Das ist eine politische Aussage, die nichts mit dem christlichen Glauben zu tun hat. Staaten können so denken und diesen Weg in der gefallenen Welt bis zum Ende weitergehen.
    Für Christen ist Frieden, wenn Menschen Frieden mit Gott haben und in dem Frieden leben, den Jesus Christus gibt. Lange stand die Kirche dem Pazifismus nahe, sobald der Krieg geografisch näher rückt, ist es damit vorbei und der Kriegsdienst wird gelobt. Christlicher Friede macht keine Ausnahme, sondern folgt der Lehre Jesu: Frieden, Feindesliebe und keine Beteiligung an dem Töten in Kriegen.

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  3. Für Europa hat Frau Kurschus sicherlich Recht im Bezug auf den Einsatz von Soldaten für Recht , Freiheit und Frieden aber in einigen undemokratischen Ländern Afrikas, China, Russ. und Korea wird das gerechte Handeln von Soldaten schon stark vernebelt. Aber um hier nicht gänzlich zu verzweifeln muß man schon näher ins Nt unserer Bibel blicken , worin sogar mehrmals röm. Offiziere genannt werden, die bei Petrus und sogar Jesus um Hilfen erbitten. Gleichzeitig wird im Römerbr. 13 auch die Obrigkeit als Hüterin des Gesetzes genannt , die das „Schwert nicht umsonst trägt“ , und der man sich unterstellen soll !

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  4. Ist die evangelische Kirche jetzt auch Olivgrün geworden ( vom Pazifismus zum militarismus) wie die Grünen?

    War Jesus ein Pazifist und war er Neokonservativ? Frage nur für einen Freund

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    1. Eine Antwort für Ihren Freund: Jesus hat sein Leben für seine Feinde gegeben. (s. Römer 5,1-11) Er hat noch am Kreuz für sie um Vergebung gebetet. Jesus hat nicht direkt Pazifismus gelehrt, aber er hat sich pazifistisch verhalten und hat Frieden und Feindesliebe gelehrt.

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