EKD-Friedensbeauftragter: UN soll Friedensprozess anschieben

Der Westen debattiert weiter darüber, welche Waffen die Ukraine bekommen soll. Der EKD-Friedensbeauftragte mahnt nun einmal mehr zu Verhandlungen. Dabei solle die UN eine besondere Rolle spielen.
Landesbischof Friedrich Kramer sah die Kirchen auch während des Lockdowns gut aufgestellt

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Friedrich Kramer, wünscht sich eine aktivere Rolle der Vereinten Nationen (UN) im Ukrainekrieg. Es brauche dringend eine neutrale Institution, die einen Friedensprozess anschieben könne, sagte Kramer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dass selbst in dieser Zeit Gespräche zwischen beiden Kriegsparteien zu Erfolgen führen könnten, bewiesen das von der Türkei vermittelte Getreideabkommen oder der regelmäßige Austausch von Kriegsgefangenen.

Deutschland falle für eine Vermittlerrolle aus, nachdem sich die Bundesregierung zur Lieferung von Kampfpanzern entschieden habe. Diese Panzerlieferungen der europäischen Staaten und der USA würden eine Eskalation des militärischen Konflikts bedeuten, sagte Kramer. Schon werde der Ruf nach weiteren Waffensystemen laut. Dabei würden selbst die Lieferstaaten inzwischen immer deutlicher erkennen, dass die Lieferungen allein den Konflikt nicht lösen werden.

„Das zeigt sich auch daran, dass die Kriegsziele zur Begründung der militärischen Hilfe immer wieder wechseln“, sagte Kramer. Mal dürfe die Ukraine nicht verlieren, dann solle sie ihr gesamtes Territorium befreien, nun werde erwartet, dass die Kampfpanzer die russischen Offensiven abwehren können.

Kramer forderte alle Parteien auf, das Leiden der Menschen stärker in den Blick zu nehmen. In der Ukraine spiele sich entsetzliches Leid ab. Die russische Gesellschaft gerate immer tiefer in den Griff eines totalitären Polizeistaats. Der Krieg befördere zudem den Hunger in der Welt, weil die Ukraine als Lebensmittellieferant im bisherigen Umfang ausfalle. Daher müssten abseits der Waffenlieferungen Wege gefunden werden, die Spirale der militärischen Eskalation über vermittelte Friedensgespräche zu durchbrechen. Das finde derzeit nicht im erforderlichen Umfang statt.

Kramer ist seit 2019 Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Im Januar vergangenen Jahres wurde er zudem EKD-Friedensbeauftragter. Dieser soll die kirchliche Friedensarbeit stärken und nach außen repräsentieren. Das Amt wurde 2008 geschaffen.

epd
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7 Antworten

  1. Ich wünsche der EKD, dass sie Gottes Wort wieder ernst nimmt und danach fragt, wozu und warum der lebendige Gott all dieses „Elend“ zulässt. Traurig finde ich, dass Menschen, Christen und leider auch die Kirchen, sich nicht vorstellen können, dass der allgewaltige Gott etwas mit dieser Krise zu tun hat. Die Menschen suchen immer nur menschliche Lösungen!
    Lieber Gruß Martin Dobat

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    1. Danke für d. guten Kommentar. Krieg ,zunehmendes Elend und Schlechtigkeiten, bis hin zu Krankheiten sind leider auch bibl. Botschaften ( Mt.24, , Mk. 13, Lk. 21 )die heutzutage überlesen und verdrängt werden. Aber dann als Kirchenmann die UNO anrufen und dort Bittstellen. Nach Moskau fahren und gemeinsam für Frieden bitten !, Amen

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  2. Die Kirche ist weltweit die einzige Organisation die nur einen Gott und 1 Bibel hat. Warum muß die Kirche nun unbedingt die UNO als weltliche Einrichtung bemühen, anstatt sich untereinander zu besuchen und über Friedensmöglichkeiten zu beten und sich über Möglichkeiten von Friedengesprächen oder auch nur bei gegenseitigen Besuchen der Verantwortlichen Kirchenleute eng und ernsthaft auszutauschen !

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  3. So lange der wertebasierte Westen, allen voran die USA, immer tödlichere Waffen – inzwischen auch Offensivwaffen, Stichwort Leopard-2-Panzer, liefert, wird der Wunsch des Friedensbeauftragten Kramer der EKD zur Übernahme einer aktiveren Rolle der UN im Ukraine-Krieg in weitere Ferne rücken! Am 23. Dezember 2022 zitierte die NRZ die Ratsvorsitzende der EKD, Frau Dr. Annette Kurschus, mit der Headline: „Waffen für die Ukraine sind Pflicht christlicher Nächstenliebe“. In einer E-Mail vom 25.1.2023 an meine Person relativierte Frau Mehlau von der EKD das vorgenannte Zitat, da die EKD-Vorsitzende diese Aussage so nicht getätigt habe. „Gleichzeitig merken wir, dass viele Menschen, die in einem verbrecherischen Angriffskriege überfallen wurden, auch mit Waffen unterstützen müssen, um sich zu verteidigen“, (korrigiertes Zitat von Frau Dr. Annette Kurschus). Leider ist in der aktuellen Diskussion um weitere Waffenlieferungen völlig unberücksichtigt geblieben, welche Kriegsziele der ukrainische Präsident Selenskyj formuliert: Zu diesen Kriegszielen gehört nicht nur die Rückeroberung der überwiegend von russischen Bevölkerungen bewohnten Gebiete der Ost-Ukraine, sondern auch die Rückeroberung der Halbinsel Krim. Selenskyj schwor bereits Ende August 2022 seine Bürger darauf ein, dass die Ukraine die Halbinsel Krim zurück erobern werde. Per Dekret hat Selenskyj Anfang Oktober 2022 Verhandlungen mit Wladimir Putin vor Abzug der russischen Truppen de facto verboten. Laut Frankfurter Rundschau vom 2.12.2022, droht, so Tamila Taschewa, oberste Beauftragte von Selenskyj für die Krim, im Falle der Rückeroberung der Krim einer halben Million Menschen die Abschiebung, und zwar aufgrund von, so Taschewa, ukrainischen Gesetzen und dem Völkerrecht ! Der am 9.4.1945 im KZ Flossenbürg von den Nazis ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: Wer fromm ist, muss politisch sein! Wo, so frage ich, bleibt der klare und unmissverständliche Aufruf der EKD zur Einleitung von Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen??? Die Kirchen, sowohl die katholische, als auch die evangelische Kirche, müssen einen deutlichen Gegenpol zu der unsäglichen Kriegs-Hysterie in den öffentlichen Mainstream-Medien sowie in Social Media bilden! Eine unzweideutige klare und unmissverständliche Friedensbotschaft ist die zuvörderst obliegende Pflicht DER Kirchen, die sich auf die Botschaft unseres Herrn Jesus Christus berufen. „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen“,(Evangelium nach Matthäus, Kapitel 5 Vers 9).
    Um Fehlinterpretationen bezüglich meiner Person vorzubeugen, möchte ich abschließend in aller unmissverständlichen Deutlichkeit klarstellen, dass der russische Einmarsch in die Ukrainer am 24. Februar 2022 illegal war und ein unentschuldbares Menschheitsverbrechen – Verstoß gegen das UNO-Gewaltverbot – darstellt. Diesbezüglich gab und gibt es nichts zu relativieren.
    Wilfried Böckmann

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    1. Ich stimme Ihnen gößtenteils zu. Was mich aber immer wieder in Kommentaren zu Krieg und Frieden den Kopf schütteln lässt, ist, dass Christen meinen, Jesu Bergpredigt sei ein Gebot des Verhältnisses von Staaten untereinander. Das stimmt nicht! Wolfgang Schäuble hat Recht, wenn er darauf hinwies, dass sich die Bergpredigt nicht für die Politik eigne. „Wenn Dein Feind Dir auf die linke Wange schlägt, so halte ihm auch die rechte hin..“ Wie wollen Sie damit Politik machen? Das ist doch völlig absurd. Neulich war Franz Alt, der Pazifist, in einer Maybritt-Illner-Sendung zu sehen, den gleichen Fehler machend, hinsichtlich des Ukraine-Krieges auf Jesu Bergpredigt sich beziehend. Noch einmal: Das ist Nonsens, dass gilt NICHT für Staaten untereinander. Wir wissen z.B. aus dem Alten Testament, dass Gott Israel gebot, Kriege gegen Nachbarvölker zu führen um mit seinem Volk Israel zum Ziel zu kommen. Nun, wir wissen, dass das Volk Israel immer wieder die Ohren vor dem Wort Gottes verschloss. Und darum immer wieder von Gott gestraft wurde. Bis heute!?

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