EKBO verbannt NS-Symbolik aus Kirchen

Noch sind Darstellungen mit antisemitischen Bezügen in Kirchen zu finden: auf Orgelpfeifen, Kirchenglocken oder Altären. Die Kirche Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz geht nun dagegen vor.
Von Martin Schlorke
Kirchenglocke mit Hakenkreuz

NS-Symbolik soll aus Kirchen verschwinden. Darauf hat sich die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) verständigt. Ein neues Kirchengesetz schließt Darstellungen und Gegenstände mit antisemitischen oder rassistischen Bezügen vom liturgischen Gebrauch, etwa in Gottesdiensten, aus. Betroffen sind beispielsweise Kirchenglocken, Orgelpfeifen, Altarbilder, Lesepulte oder Taufsteine. Das beschloss die Landessynode am Freitagabend.

Darüber hinaus verpflichtet das neue Gesetz Kirchgemeinden solche Gegenstände zu entfernen und „im pädagogischen und musealen Kontext“ zu präsentieren, sagte Pröpstin Christina-Maria Bammel.

Aufarbeitung nicht abgeschlossen

Bereits im November 2021 plädierte die Antisemitismus-Beauftragte der EKBO, Marion Gardei, für eine Stilllegung solcher Darstellungen. Gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa) sagte sie nun, es gehe „nicht so sehr um die Zahl dieser Beispiele, sondern vielmehr um die Haltung und konkretes Handeln.“ Das Gesetz sei ein wichtiger Schritt in der kritischen Auseinandersetzung der Kirche mit ihrer unter anderem von Judenfeindlichkeit geprägten Vergangenheit. Mit dem Gesetz sei dieser Prozess jedoch nicht abgeschlossen.

Das Kirchengesetz wurde von der Landessynode bei einer Gegenstimme und drei Enthaltungen angenommen. Die Synode ist das Kirchenparlament der Landeskirche. Die EKBO umfasst Berlin, weite Teile Brandenburgs und die Oberlausitz in Sachsen.

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5 Antworten

  1. Es geht also um „Haltung“ und „konkretes Handeln“. Soso. Mir wäre zwar eine Aufarbeitung dessen, was zur fraglichen Zeit am Ort stattgefunden hat, lieber, aber dafür reicht der Mut dann wohl doch nicht aus. Und was da Menschen anderen Menschen angetan haben, das war oftmals schlimm, wurde und wird bis heute gern verschwiegen. Aber lieber Symbolpolitik betreiben, als gar nichts zu tun.

    Bekannt ist mir aus der Presse genau eine Glocke, es mag vielleicht noch einige mehr geben. Man sieht sie nicht, man hört es ihr nicht an, aber abgehangen werden muss sie dann wohl und zur Schau gestellt werden. Eine Hinweistafel in der Nähe der Glocke hätte es also nicht getan.

    Orgelpfeifen mit derartigen Symbolen kenne ich nicht aus dem Bereich der EKBO. Nun ist eine „meiner“ Orgeln 1936 umfassend restauriert worden, und vielleicht sollte ich doch mal im Inneren schauen, was sich dort so auffindet. Konsequenz wäre die Entfernung der Orgelpfeifen, und dann? Schnell ist man an dem Punkt angelangt, dass das Instrument nicht mehr spielbar wäre. Schnell ist man bei Kosten von mehreren Tausend Euros für Ersatz angelangt, aus Denkmalschutzgründen kann man da nicht „irgendwas“ reinsetzen.
    Gelackmeiert wäre dann die Kirchengemeinde. Ich kämpfe jetzt schon um jede Reparatur alle 2 Jahre, und erst wenn ich als Ehrenamtlicher anbiete, die 600 – 800€ aus eigener Tasche zu zahlen, wird es den Finanzverwaltern peinlich genug, doch einen Auftrag auszulösen.
    So eine Sache, und die Orgel wäre erledigt.
    Echt tolle Leistung, werte Pröpstin, zielsicher eines der unwichtigsten Probleme gefunden.

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    1. Ich kann Stephan gut verstehen. Die Kosten die durch die Problematik entstehen sind wahrscheinlich enorm.
      Da zum Beispiel die Glocken nicht sichtbar sind wäre es besser die Finanzen für die Mission und Evangelisation der so atheistisch gewordenen Bevölkerung einzusetzen. Wenn dann die Bevölkerung missioniert ist und die Kirchen wieder voll sind können solche Ausgaben getätigt werden.
      Erschreckender ist eine liberale und nicht bibelbezogene Verkündigung. Das ist auch gefährlicher, da dadurch dem Zeitgeist Raum in der Kirche gegeben wird.
      Wenn bibeltreue Verkündigung geschieht, kommen Menschen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus.
      Eine gesegnete Zeit.
      Christian

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  2. Ja, es wirkt irgendwie skurril, wenn die EKBO ausgerechnet jetzt den „Kampf“ gegen NS-Symbole beschwört – lange nachdem der NS-Staat untergangen ist – wenn doch gerade jetzt und aktuell Krieg und Kriegsverbrechen in Europa begangen werden.
    Sollte nicht da die höchste Priorität liegen, wo es Heute(!) gilt gegen Verbrechen aufzustehen?

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  3. Die Glocke hat niemanden etwas getan, soll aber weg…
    Wieviele Pfarrer waren sogenannte “Deutsche Christen”, und bekamen nach dem Krieg Gehalt und Rente? Man ließ sie sogar weiter predigen!
    Sollte sich die die Kirche nicht lieber dafür entschuldigen, solche Menschen nicht aus dem Dienst entfernt zu haben, anstatt nachträglich eine Glocke zu entfernen?

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    1. Es gab aber – Gott sei Dank – auch die genauen Gegenbeispiele in der Pfarrerschaft, die nämlich Verfolgung auf sich nahmen um dem Wort Gottes treu zu bleiben, wie zum Beispiel Paul Schneider, Dietrich Bonhoeffer, Friedrich von Bodelschwingh, und viele viele andere.

      Auch viele katholische Priester zahlten für ihre Treue zu Christus den höchsten Preis.

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