DBK-Vorsitzender Bätzing wirft Robert Zollitsch Verantwortungslosigkeit vor

Ein Missbrauchsgutachten wirft Alt-Erzbischof Robert Zollitsch Vertuschung vor. Nun hat sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, von dem Gescholtenen distanziert. Der will sein Bundesverdienstkreuz zurückgegeben.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat sich am Samstag vom ehemaligen Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch distanziert und ihm Verantwortungslosigkeit vorgeworfen. In Zollitsch‘ Zeit als Vorsitzender der Bischofskonferenz im Jahr 2010 seien entscheidende Maßnahmen zur Missbrauchsaufarbeitung in der katholischen Kirche ergriffen worden, sagte Bätzing der Heidelberger „Rhein-Neckar-Zeitung“. Diese habe Zollitsch selbst in seinem Bistum offenbar nicht angewandt.

Er sei „da wirklich ratlos, wie das passieren konnte“, sagte Bätzing, der seit 2020 der Bischofskonferenz vorsitzt: „Da fehlte offensichtlich wirksame Kontrolle.“ Dass Zollitsch jemals noch einmal öffentlich auftritt, könne er sich nicht vorstellen. „Das wäre auch nicht angemessen“, sagte der Limburger Bischof Bätzing.

Missbrauchsbericht spricht von „massiver Vertuschung“

Zollitsch war durch den Anfang der Woche veröffentlichten Missbrauchsbericht des Erzbistums Freiburg heftig in die Kritik geraten, weil er erst ganz am Ende seiner Amtszeit Missbrauchsfälle nach Rom gemeldet und damit kirchenrechtliche Untersuchungen verschleppt haben soll. Im Zentrum der Vorwürfe stehen die früheren Erzbischöfe Robert Zollitsch und Oskar Saier. Ihnen werden in dem 600-seitigen Bericht „massive Vertuschung“ und „Ignoranz geltenden Kirchenrechts“ vorgeworfen. Zollitsch wird vorgeworfen, Missbrauchsverdachtsfälle konsequent nicht nach Rom gemeldet zu haben. Der amtierende Erzbischof Stephan Burger hat seinen Amtsvorgänger beim Heiligen Stuhl wegen Missachtung des Kirchenrechts angezeigt. Der heute 84-jährige Zollitsch war vor seiner Zeit als Erzbischof schon Personalreferent in der Diözese.

Im Oktober vergangenen Jahres hatte Zollitsch in einem Statement erklärt, ihn habe „lange, zu lange Zeit“ in seiner Haltung und seinem Handeln „viel zu sehr das Wohl der katholischen Kirche und viel zu wenig die Anteilnahme am Leid der Betroffenen und die Fürsorge für die Opfer“ geleitet. Heute wisse er, dass er „im Umgang mit meinen Mitbrüdern, die ihnen anvertraute Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene – auf welche Weise auch immer – missbraucht haben, zu naiv und zu arglos war“, schrieb er damals.

Zollitsch gibt Ehrungen von Bund und Land zurück

Der ehemalige Erzbischof will nun sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben. Eine entsprechende Erklärung veröffentlichte sein Sprecher am Freitag auf der Internetseite des früheren Erzbischofs. Dort heißt es, vor dem Hintergrund einer persönlichen Erklärung von Oktober 2022 gebe Zollitsch mit einem Schreiben an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zurück, den er 2014 erhalten hatte.

Zudem bot Zollitsch dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) an, die Staufermedaille und den Verdienstorden des Landes zurückzugeben. Die Staufermedaille, die Zollitsch ebenfalls 2014 erhielt, ist eine persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. Den Landesverdienstorden hatte der langjährige Freiburger Erzbischof (2003 bis 2013), der zudem von 2008 bis 2014 Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz war, bereits 2011 erhalten. Ministerpräsident Kretschmann sagte in Stuttgart: „Ich nehme dieses Angebot an.“

Zeitgleich mit seinem Verzicht auf seine Ehrungen, sagte Zollitschs Sprecher, habe der im Ruhestand in Mannheim lebende Theologe dem amtierenden Freiburger Erzbischof Stefan Burger seinen Verzicht auf das Privileg erklärt, in der Bischofsgruft des Freiburger Münsters beigesetzt zu werden. Der Alt-Erzbischof habe bereits seit geraumer Zeit im Stillen seine anderen bischöflichen Privilegien nicht wahrgenommen, hieß es in der aktuellen Erklärung weiter.

epd
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