„Christen in der AfD“ mit der „Tagespost“ im Clinch

Der Regionalverband Nord der „Christen in der AfD“ stört sich an der Berichterstattung der katholischen Wochenzeitung Tagespost und ruft dazu auf, die Abos zu kündigen. Die Berichterstattung sei gegen die Alternative für Deutschland (AfD) gerichtet. Die Zeitung betreibe „keinen katholischen Journalismus mehr, sondern Meinungsmache für die CDU und Kirchenfeinde“.
Von Johannes Blöcher-Weil

Dies geht aus einer Pressemitteilung der Partei-Organisation hervor, die sie vorige Woche verschickt hat. Darin fordert Unterzeichner Adam Golkonnt die eigenen Mitglieder auf, die Abos der Zeitung zu kündigen. Stein des Anstoßes ist ein Artikel in der Ausgabe vom 14. Oktober. Autor Sebastian Sasse hatte unter der Überschrift „Ade, AfD“ gefragt, ob die Partei nach dem angekündigten Rückzug des AfD-Bundessprechers Jörg Meuthen noch eine Alternative für bürgerliche Wähler sei.

Er bilanziert, dass die AfD keine klaren Grenzen ins Nationalistische und Völkische ziehe und deswegen auch für Demokraten rechts der Mitte nicht mehr wählbar sei: „Wer diese Grenze nicht ziehen will, muss dann auch mit den Konsequenzen leben.“ Diese Wortwahl hat den Regionalverband der Christen in der AfD auf den Plan gerufen. Ihre Hoffnungen nach einer katholischen Zeitung hätten sich nicht erfüllt. Zudem verursache ihnen der eher unkritische Kurs der Zeitung gegenüber der Corona-Politik der Bundesregierung Bauchschmerzen.

Kritischer Blick auf das Innenleben der Partei muss erlaubt sein

Der neue Chefredakteur des Blattes, Guido Horst, fahre „einen Kurs gegen die AfD und gegen Gläubige, die für die katholische Tradition kämpften“, behauptete Golkonnt. Dafür nannte er einige für ihn relevante Artikel Horsts. Der Chefredakteur der Zeitung reagierte auf Anfrage von katholisch.de gelassen auf die Vorwürfe.

Zur parteipolitischen Unabhängigkeit des Blattes gehöre auch ein kritischer Blick auf das Innenleben der AfD. Einen Kurswechsel der Zeitung gebe es nicht. Zum jetzigen Zeitpunkt habe die eigene Berichterstattung keine Auswirkungen auf die Abonnenten-Zahlen, erklärte Horst. Auf Anfrage von PRO erklärte Horst, dass es „gelegentlich vorkommt, dass Abonnenten der Tagespost kündigen, weil ihnen ein Artikel oder die Linie der Zeitung nicht passen“.

Dies betreffe dann Themen, die in der Leserschaft unterschiedlich kontrovers beurteilt werden: Klimaschutz, Migranten und Flüchtlinge, die Linie der AfD und der Union. Regelfall bei den Kündigungen seien aber eher Alter, Krankheit Tod: „Im Fall der AfD-Kontroverse lag die Zahl der Kündigungen im einstelligen Bereich.“ Auch nach den Berichten auf katholisch.de habe es weder Kündigungen noch weitere Reaktionen der Zeitung gegeben. Eine PRO-Anfrage an den Regionalverbund der Christen in der AfD blieb bis heute unbeantwortet.

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5 Antworten

  1. Die AfD war unter Lucke eine auch für konservative Christen wählbare Partei. Meuthen war die letzte bedeutende Person, die den anhaltenden Trend zum Radikalismus in der AfD hätte bremsen können. Dass nun von den Christen in der AfD solche Reaktionen kommen, kann doch bei den guten Leuten in der AfD wie Münz und Braun nur bedeuten, dass auch bei den AfD Christen nunmehr der Flügel regiert. Mit der Tagespost- Aktion vertreibt die AfD weiter potentielle Wähler. Darum von Storch und Co: austreten und eine neue Partei gründen. Die CSU lässt ja gerade genügend Platz…

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    1. Die „Freiheit eines Christenmenschen“ ermöglicht auch Meinungen in“Flügelnähe“.
      Austreten ist keine Alternative und neue Partei schon gar keine!

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      1. Nein, das sehen Sie falsch. Mit „Freiheit eines Christenmenschen“ kann man nicht alles begründen – demokratiefeindliche und antisemitische Äußerungen und Forderungen wie es der Flügel und ihm nahestehende Vertreter der AfD tun (Belege kann ich Ihnen gerne in großer Zahl liefern!), schon gar nicht. Denn: „ein Christ ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan“ steht bei Luther neben dem Satz: „ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan“!

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  2. Guido Horst vorzuwerfen er würde unkatholische Berichterstattung betreiben ist so absurd wie nur irgendetwas. Der ehemalige Chefredakteur des Vatikan Magazin ist ein klarer Vertreter der traditionellen Linie. Und das sehr fundiert und intelligent.

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