Christen im Sudan: „Betet für uns!“

Für Christen im Sudan bedeutet der neu entflammte militärische Konflikt vor allem eines: Ihre Hoffnungen auf mehr Menschenrechte und Sicherheit könnten erneut enttäuscht werden.
Von Anna Lutz
Im von Moscheen – hier in der Hauptstadt Khartum – dominierten Sudan haben es die christlichen Kirchen schwer

Hunderte Tote, tausende Verletzte, massive Fluchtbewegungen aus der Region um die Hauptstadt Khartoum, zerstörte Gebäude, darunter auch Kirchen: Das ist die schreckliche Bilanz von 5 Tagen militärischem Konflikt im Sudan. Und bisher sieht es nicht danach aus, als würden die Kämpfe bald enden.

Für die Christen im Land könnte der Kampf zwischen dem Militär und den sogenannten Rapid Support Forces einen weiteren dramatischen Rückschritt bedeuten. Bis zum Militärputsch im Jahr 2019 regierte Umar al-Bashir das Land. Unter anderem seine Nähe zu islamistischen Strömungen sorgte dafür, dass Christen im Sudan keine Religionsfreiheit genossen. Sie machen knapp fünf Prozent der Gesamtbevölkerung aus, über 90 Prozent sind Muslime.

In den Jahren nach dem Putsch sah es zunächst so aus, als besserte sich die Lage auch langfristig. Apostasiegesetze, also das Verbot eines Glaubenswechsels weg vom Islam, sowie Genitalverstümmelung von Mädchen wurden illegal.

„Wer auch immer gewinnt, wir müssen hoffen, dass Gott eingreift“

Doch seit 2021 versinkt der Sudan erneut im Chaos. An der Macht ist seitdem wieder eine Militärregierung mit Nähe zu Al-Bashir. Eben jenes Militär kämpft nun gegen die bis zu 100.000 Personen starke Gruppe der paramilitärischen Rapid Support Forces, die einst ebenfalls dem Kommando al-Bashirs unterstand und nun die Macht im Land zurückerobern will.

„Es ist schwer zu sagen, wie dieser Konflikt im Sinne der Christen ausgehen sollte“, erklärt Fikiru Mehari, Experte für die Region bei Open Doors, einer NGO für verfolgte Christen. Aus Sicherheitsgründen nennen die Verantwortlichen seinen echten Namen nicht. Er kennt den Sudan aus regelmäßigen Besuchen, ist im ständigen Gespräch mit Kirchenleitern vor Ort. „Manche sagen, beide Seiten seien irgendwie mit al-Bashir verbunden und damit eben auch mit Islamisten im Land“, sagt er. Er habe aber auch gehört, dass islamistische Gruppen vor allem die Armee unterstützten.

„Wer auch immer gewinnt, wir müssen hoffen, dass Gott eingreift und den Christen im Sudan hilft“, sagt er. Für mehr Menschenrechte brauche es eine Zivilregierung anstatt einer weiteren rein militärischen Führung, die vor allem nach Macht strebe.

Derzeit scheint es, als seien die Aussichten darauf eher schlecht. Das weiß nicht nur Mehari: „Die Christen im Land haben mir vor allem eines gesagt: ‚Betet für uns!’“

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