Botticellis „Schmerzensmann“ für 45 Millionen Dollar versteigert

Der „Schmerzensmann“ des Renaissance-Malers Botticelli ist für 45,4 Millionen Dollar versteigert worden. Bei Sotheby’s in New York ging das Gemälde vom leidenden Christus an einen neuen, unbekannten Besitzer.
Von Jörn Schumacher
„Schmerzensmann“, Sandro Botticelli

Bei einer Auktion bei Sotheby’s in New York wurde das Gemälde „Schmerzensmann“ am Donnerstag für umgerechnet 40 Millionen Euro versteigert. Das Bild stammt von Sandro Botticelli, einem der bekanntesten der Maler der frühen Renaissance und einem der bedeutendsten Maler überhaupt. Das Bild, das 69 mal 51,4 Zentimeter misst und mit Öl auf Holz gemalt wurde, entstand wahrscheinlich zwischen 1500 und 1510. Es zeigt den leidenden Christus ist mit Dornenkrone, wallendem Haar und in ein blutrotes Gewand gekleidet; seine Arme, die von einem Seil umwickelt sind, hat er vor seiner Brust gekreuzt, auf den Händen sind die Wundmale zu sehen.

Der Gemäldetypus des „Schmerzensmannes“ ist ein Andachtsbild. Diese Form kam bereits im 12. Jahrhundert auf. Im deutschsprachigen Raum waren die Bilder in der Volksfrömmigkeit und der christlichen Mystik beliebt. Die Besitzer vergegenwärtigten sich vor einem solchen Bild die Schmerzen Christi auf dem Weg zur Kreuzigung, sie meditierten und beteten davor.

Sandro Botticelli wurde 1445 in Florenz geboren, wenige Jahre vor Leonardo da Vinci. Er malte viele biblische Motive, zu seinen bekanntesten Werken gehört allerdings „Die Geburt der Venus“. Er starb 1510 im Alter von 65 Jahren in Florenz.

Preis entspricht den Erwartungen

Wie das Branchenmagazin The Art Newspaper berichtet, ist erst vor kurzem unter dem nun versteigerten „Schmerzensmann“ eine andere Zeichnung Botticellis auf der selben Leinwand entdeckt worden. Unter Infrarot-Licht erkennt man die Zeichnung einer Madonna mit Kind – ein Motiv, das Botticelli häufig malte.

Das Bietergefecht am vorigen Donnerstag zwischen drei Interessenten, die per Telefon zugeschaltet waren, dauerte sieben Minuten. Der Endpreis entsprach in etwa dem von den Experten vorab erwarteten Erlös. Damit erreiche der „Schmerzensmann“ das zweithöchste Auktionsergebnis für einen Alten Meister der vergangenen fünf Jahre. Normalerweise zählen religiöse Motive auf dem internationalen Kunstmarkt nicht zu den begehrtesten Gemälden; hier war wohl auch der Name Botticelli für die Bieter wichtig.

Der „Schmerzensmann“ befand sich seit dem 18. Jahrhundert in Privatbesitz. Die britische Sängerin Adelaide Kemble (1815–1879) besaß es, dann ging es in den Besitz ihrer Urenkelin über, die britische Schauspielerin Pamela Stanley (1909–1991). Die hatte das Bild 1963 für umgerechnet 28.000 Dollar versteigert. Lange war das Gemälde wenig beachtet worden, dann wurde es 2009 im Frankfurter Städel-Museum zum ersten Mal prominent ausgestellt. Zuletzt war das Bild bei Sotheby’s Dubai zu sehen, wo es vom Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Zayed bin Sultan bin Khalifa Al Nahyan, im Dezember 2021 enthüllt worden war.

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3 Antworten

  1. Ein Andachtsbild.
    Der leidende Jesus sieht uns an. Wohl dem, der seinen Blick erwidert, – so kann das Bild durchaus unsere Besinnung während der kommenden Passionszeit unterstützen.
    Genauso wie der Liedtext von Paul Gerhardt, s.u.

    Hoffen wir, dass es dem Käufer zum Segen dient.

    O Haupt voll Blut und Wunden,
    voll Schmerz und voller Hohn,
    o Haupt, zum Spott gebunden
    mit einer Dornenkron, o Haupt,
    sonst schön gezieret
    mit höchster Ehr und Zier,
    jetzt aber hoch schimpfieret:
    gegrüßet seist du mir!

    Du edles Angesichte,
    davor sonst schrickt
    und scheut das große Weltgewichte:
    wie bist du so bespeit,
    wie bist du so erbleichet!
    Wer hat dein Augenlicht,
    dem sonst kein Licht nicht gleichet,
    so schändlich zugericht‘?

    Nun, was du, Herr, erduldet,
    ist alles meine Last;
    ich hab es selbst verschuldet,
    was du getragen hast.
    Schau her, hier steh ich Armer,
    der Zorn verdienet hat.
    Gib mir, o mein Erbarmer,
    den Anblick deiner Gnad.

    Ich danke dir von Herzen,
    o Jesu, liebster Freund,
    für deines Todes Schmerzen,
    da du´s so gut gemeint.
    Ach gib, dass ich mich halte
    zu dir und deiner Treu
    und, wenn ich einst erkalte,
    in dir mein Ende sei.

    Wenn ich einmal soll scheiden,
    so scheide nicht von mir,
    wenn ich den Tod soll leiden,
    so tritt du dann herfür;
    wenn mir am allerbängsten
    wird um das Herze sein,
    so reiß mich aus den Ängsten
    kraft deiner Angst und Pein.

    Erscheine mir zum Schilde,
    zum Trost in meinem Tod,
    und lass mich sehn dein Bilde
    in deiner Kreuzesnot.
    Da will ich nach dir blicken,
    da will ich glaubensvoll
    dich fest an mein Herz drücken.
    Wer so stirbt, der stirbt wohl.“

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  2. Das das grandiose Christus Bild schon beim Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Zayed bin Sultan bin Khalifa Al Nahyan, ausgestellt wurde ist doch ein gutes Zeichen. Es zeugt entweder davon, daß auch muslimische Politiker Jesus Christus nicht nur als großen Propheten erkennen, sondern ihn vielleicht doch im stillen Gedanken als Gottes Sohn ansehen ! Auch Israel hat derzeit durch das bekannte Abraham Abkommen mehrere Freundschafts – und Handelsverträge mit einigen arab. Golf Staaten abgeschlossen. Es ist immer noch besser 1 Jesus Bild in muslimischen Ländern auszustellen anstatt Juden oder Christen zu verfolgen oder zu hassen.

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  3. Einerseits ist es zwar schön wenn ein reicher Mann ein solches berühmtes Jesus Schmerzensbild ersteigert . Es nützt dem unbekannten neuen Besitzer aber nix , sich Jesus nur an die Wand zu hängen und das grandiose Bild allein zu betrachten. Jesus muß im Herzen verwahrt werden und nicht an der Wand , wie einstmals am Kreuz !

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