Bedeutung der Kirchen in der Politik schwindet

In der Bevölkerung schwindet die Bedeutung der Kirchen. Auch in der Politik lässt das Vertrauen in die Kirchen nach, schreibt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.
Von Norbert Schäfer
Vertrauen

Das Interesse der Bevölkerung an der Kirche geht laut Bertelsmann-„Religionsmonitor“ deutlich zurück. Aber auch in der Politik haben die Kirchen an Bedeutung und Vertrauen verloren. „Nicht nur in der Gesellschaft, auch in der Politik schwindet die Bedeutung der Kirchen rapide“, schreibt Politikredakteur Oliver Georgi in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS).

Als Indiz für das schwindende Vertrauen der Politik in die Kirchen führt Georgi unter anderem an, dass bei offiziellen Anlässen und Empfängen der Kirchen in Berlin nur noch wenige hochrangige Politiker erscheinen. Auch engagierten sich nur wenige Parlamentarier noch in einer Kirche, oder seien Mitglied. Insgesamt sei auch das „Verhältnis von Politik und Kirche unter der Ampel unterkühlter als unter der Vorgängerkoalition“, schreibt Georgi.

„Selbstverständlichkeit im Umgang ist zerstört“

Dreh- und Angelpunkt des schwindenden Vertrauens der Politik in die Kirchen ist laut FAS-Artikel der Umgang der Kirchen mit sexuellem Missbrauch in den eigenen Reihen und die kircheninterne Aufklärung der Fälle. Die Missbrauchsfälle in den Kirchen hätten „die Selbstverständlichkeit zerstört, mit der Politiker und Kirchenleute früher miteinander umgingen“.

Politiker gingen wegen der Missbrauchsskandale auf Abstand zu den Kirchen und überlegten, ob Treffen mit Kirchenvertretern – etwa mit dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki – noch opportun seien und welchen Eindruck die Bilder hinterließen. Viele Politiker störten sich zudem an der moralischen Überheblichkeit der Kirchen. „Die Glaubensleute spüren, dass die Kirchen für Politiker keine unangefochtene moralische Instanz mehr sind“, heißt es in dem Artikel unter der Überschrift „Kontakt zu den Kirchen unerwünscht“. Die Kirchen stellten „nur noch eine Option unter vielen“ dar und hätten gegenüber der Politik ihre bevorzugte Rolle eingebüßt.

Laut Bertelsmann-„Religionsmonitor“ glauben nur noch 38 Prozent der Deutschen sehr oder ziemlich stark an Gott. Jedes vierte Kirchenmitglied hat demnach im vergangenen Jahr an einen Kirchenaustritt gedacht. Jedes fünfte Mitglied will in Kürze aus der Katholischen Kirche oder der Evangelischen Kirche austreten.

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4 Antworten

  1. Gestern Corona-Krise; was machen die Kirchen? Sie schließen ihre Gotteshäuser, sie fordern 2G für ein Seelsorgegespräch. Heute Energiekrise; was machen die Kirchen? Sie heizen ihre Gotteshäuser nicht mehr. Mit anderen Worten: Sie scheren sich einen feuchten Kehricht um Befindlichkeiten ihrer „Schäfchen“, sondern suchen nur noch den billigen politmedialen Applaus. Erbärmlich!

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    1. Was bedeutet aber „abnehmender Einfluss der Christen“?
      – Dass die Gesellschaft zunehmend kalt und mitleidlos wird.

      Sogar Gregor Gysi hat das erkannt:
      „Ich glaube nicht an Gott, aber ich fürchte eine gottlose Gesellschaft.“

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  2. 1. „Die Kirche“ hat keine Aufgabe in der Politik! Ihre Aufgabe ist die Verbreitung des Evangeliums, der Guten Nachricht von Jesus Christus.
    2. Christen können auch in der Politik eine Aufgabe haben, wenn sie in einer Kirchgemeinde gehören und in dieser durch das Wort Gottes = die Bibel in ihrer Einstellung zur Gesellschaft beeinflusst werden.
    Sie können sich auch in ihrer Tätigkeit in der Politik als Christ bekennen.
    3. Weil Christen an unterschiedlichen Stellen in der Politik tätig werden, sollten sie nicht im Auftrag „der Kirche“ sprechen – nicht mit der Macht der Institution „Kirche“, sondern ausschließlich persönlich.
    Ein guter Teil des Frustes gegenüber der „Kirche“ ist durch nicht von allen Kirchen-Mitgliedern gedeckten Äußerungen von kirchenleitenden Personen bedingt. Beispiele: Bischöfe undifferenziert zu „Flüchtlingen“, Synodenleiter zu „Klima-Klebern“. Das ruft Ärger im „Kirchenvolk“ hervor.
    Jeder kann sich OHNE Bezug auf seine „Kirche“ und „Funktion“ privat mit seiner Meinung äußern.

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