Altbischof Huber: Das Kommen Jesu ist entscheidende Zeitenwende

Im Interview mit dem „RND“ spricht Altbischof Wolfgang Huber über die Zeitenwende des Kanzlers, respektvollen Umgang in der Politik und wie er die Arbeit der Ampel-Koalition bewertet.
Von Martin Schlorke
Wolfgang Huber

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hält die Geburt Jesu für „die Zäsur schlechthin“. Sein Kommen sei die „entscheidende Zeitenwende“. Auch deswegen warne er davor, den Begriff zu inflationär zu benutzen. Das sagte Huber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ („RND“) am Donnerstag.

Dennoch halte er die Verwendung des Begriffs durch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für angebracht. Dieser Appell habe dazu beigetragen, dass Deutschland „einigermaßen schnell“ auf den russischen Angriff reagiert habe. Darüber hinaus habe der Krieg in der Ukraine auch zu einem Umdenken bezüglich der friedensethischen Position der evangelischen Kirche geführt, erklärte Huber. Die Zustimmung zu Waffenlieferungen war „bitter“, aber „alles andere wäre Realitätsverweigerung gewesen.“ Und weiter: „Wir können uns nicht hinter unserer geschichtlichen Schuld verstecken und den verantwortlichen Umgang mit dieser Realität anderen überlassen.“

Huber verteidigt Ampel und fordert respektvollen Umgang

Die Frage des „RND“, ob Bahn- und Flughafenstreiks oder Protestaktionen von Klimaaktivisten auch Teil der Zeitenwende sind, verneinte Huber. Vielmehr sei die Gesellschaft „ganz stark“ auf Eigeninteressen ausgerichtet. In den vergangenen Jahren sei diese Individualität als das Entscheidende proklamiert worden. Nun von dieser Sichtweise wegzukommen sei schwierig, aber „nötiger denn je“. Denn „die Lebenssituation anderer sollten wir genauso wichtig nehmen wie unsere eigene.“

Auf die Arbeit der Ampel-Koalition angesprochen, sagte der 81-jährige Theologe: „Die Dreier-Koalition macht aus meiner Sicht insgesamt keine qualitativ schlechtere Politik als die Vorgängerregierungen.“ Aktuell sei man mit großen Herausforderungen konfrontiert. Meckern sei da immer einfach. Huber fordert im Interview einen respektvollen Umgang mit Politikern. „Mich beunruhigt, dass es häufig hingenommen wird, wenn Menschen herabgewürdigt oder bedroht werden, die bereit sind, unter solchen Bedingungen überhaupt noch politische Verantwortung zu übernehmen.“

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