Pfarrer ist nun ältester Mann Deutschlands

Der 109 Jahre alte Bruno Kant ist seit November der älteste Mann Deutschlands. Er ist katholischer Pfarrer, und noch bis ins hohe Alter hielt er Gottesdienste ab und war als Seelsorger tätig.
Von Jörn Schumacher
Im hessischen Löschenrod hat Pfarrer Bruno Kant mehrere Jahrzehnte gewirkt.

Der bislang älteste Deutsche war Karl Haidle aus der Nähe von Stuttgart. Doch Haidle starb in der Nacht zum 1. November im Alter von 110 Jahren. Nun ist er offiziell der älteste Deutsche: Pfarrer Bruno Kant aus Löschenrod in Osthessen.

Kant wurde am 26. Februar 1916 im westpreußischen Werblin im Regierungsbezirk Danzig geboren, das heute zu Polen gehört. Er machte 1934 am Städtischen Gymnasium in Danzig sein Abitur. Danach begann er ein Studium der Philosophie und der Theologie in Freiburg im Breisgau. Doch der Zweite Weltkrieg unterbrach das Studium: Kant wurde 1943 zur Wehrmacht einberufen. An der Ostfront geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, in der er vier Jahre auf der Halbinsel Krim verbrachte.

Kant kehrte 1948 nach Hause zurück. Anschließend studierte er weiter und wurde 1950 im Fuldaer Dom zum Priester geweiht. Nach der Priesterweihe wirkte der Geistliche zunächst als Kaplan in Blankenau und Schwarzbach sowie ab 1955 in Kassel. Ab 1960 war Kant Pfarrer in Marbach. Ab 1971 war Kant zehn Jahre lang stellvertretender Dechant des früheren Dekanates Hünfeld. Von 1981 bis zu seinem 70. Lebensjahr 1986 war er Dechant dieses Dekanates.

75-jähriges Priesterjubiläum gefeiert

Nachdem Kant 1991 in den Ruhestand trat, war er noch lange als Seelsorger in Löschenrod tätig. Im Juli 2025 wurde sein 75-jähriges Priesterjubiläum mit vielen Ehrengästen gefeiert. Bis er 100 wurde, hielt er dort auch noch selbst Gottesdienste in Löschenrod. Der Platz vor der Kirche trägt mittlerweile seinen Namen.

Reportern der „Fuldaer Zeitung“ sagte Kant vor kurzem über seinen Vorgänger als ältester Deutscher: „Er hätte ruhig noch etwas durchhalten können, dann wäre es mir erspart geblieben, ältester Deutscher zu sein.“ Erstaunlicherweise ist Kant nicht der einzige in seiner Familie, der ein hohes Alter erreicht hat: Der „Fuldaer Zeitung“ zufolge wurden die meisten seiner Geschwister mindestens 100, erst im vergangenen Jahr starb eine seiner Schwestern im Alter von 108 Jahren.

Die Zeitung fragte nach einem Geheimrezept, und Kant antwortete: „Es gibt keins.“ Thomas Breining vom Uniklinikum Ulm, der Alterstatistiken erforscht, sagte auf Nachfrage, derzeit gebe es elf bis zwölf Frauen in Deutschland, die noch älter sind als Bruno Kant. In Deutschland habe es jedoch erst 18 Männer gegeben, die älter wurden als Kant, der Älteste wurde 114.

„Wenn mich der Herrgott jetzt zu sich holen würde, dann wäre es ein Geschenk“

Die Nichte des Jubilars, Beate Kant, zeigt sich den Reportern gegenüber überzeugt, dass ihr Onkel so alt wurde, weil seine Tage einem strukturierten Ablauf folgen, mit dem Aufstehen um 9 Uhr, nach dem Frühstück ein Gebet. „Danach schaue ich fern“, sagt Kant, am liebsten Tennis oder Snooker. Einer Reporterin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Kant bei einem Besuch im Pfarrhaus in Löschenrod, er bete täglich und lese in seinem Gebetsbuch für katholische Priester. „Das ist der letzte, kostbare Rest, der mir geblieben ist“, sagt Kant, und: „Durch das Beten bleibe ich jung.“

Er bete mehrmals täglich das Vaterunser, das „Gegrüßet seist du Maria“ und das Glaubensbekenntnis. Ob er denn im Februar dann auch 110 Jahre alt werden wolle, wird Kant gefragt, doch der winkt ab: „Wenn mich der Herrgott jetzt zu sich holen würde, dann wäre es ein Geschenk“, sagte er der Reporterin. „Ich habe immer an den Herrgott geglaubt, weil mir das Sinn und Hoffnung gegeben hat“, so der 109-Jährige. Ohne Glauben sei alles sinnlos.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen