Älteste hebräische Bibel wird bei Sotheby’s versteigert

Die älteste hebräische Bibel der Welt wird in New York versteigert – und könnte einen Rekordpreis von 50 Millionen Dollar erzielen. Zuvor wird das Buch noch einmal in vier Städten der Öffentlichkeit präsentiert.
Von Jörn Schumacher
Der Codex Sassoon findet ab kommender Woche im Museum in Tel Aviv seine Heimat

Bei dem über 1.000 Jahre alten Buch mit dem Namen „Codex Sassoon“ handelt sich um einen fast vollständigen Tanach mit 396 Blättern aus Pergament, nur zwölf Blätter fehlen. Damit ist der Codex die älteste erhaltene und am besten erhaltene hebräische Bibel, die je entdeckt wurde. Die wertvolle Schrift wird vom 22. bis zum 28. Februar erstmals seit 40 Jahren wieder in London der Öffentlichkeit präsentiert. Danach wird sie in Tel Aviv, Dallas und Los Angeles in Ausstellungen gezeigt. Schließlich wird sie am 16. Mai in New York City beim Traditions-Auktionshaus Sotheby’s versteigert.

Die Experten erwarten einen Erlös in Höhe von bis zu 50 Millionen Dollar. Damit wäre es der höchste Wert, den ein historisches Schriftstück jemals bei einer Auktion erreicht hat.

Den bisherigen Rekord hatte der Milliardär Kenneth Griffin im Jahr 2021 aufgestellt, als er für 43,2 Millionen Dollar bei Sotheby’s eine Kopie der Erstausgabe der amerikanischen Verfassung ersteigerte.

Die hebräische Bibel (Tanach) umfasst 24 Bücher: die Mose-Bücher, die Propheten und die „Schriften“, welche etwa die Psalmen und die Bücher Ester und Daniel enthalten. Beginnend mit der Genesis und endend mit den Chroniken ist das Buch der Grundstein für das Judentum und für das Christentum. „Die Bibel ist eines der größten Schätze der Welt“, schreibt das Auktionshaus auf seiner Website. „Christen nennen die Texte ‚Das Alte Testament‘, und Katholiken, Orthodoxe und Protestanten haben sie in ihren biblischen Kanon mit aufgenommen.“

Besitzer lassen sich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen

Der „Codex Sassoon“ wurde benannt nach seinem ehemaligen Besitzer David Solomon Sassoon, der das Buch 1929 erwarb. Der derzeitige Besitzer ist der Sammler Jacqui Safra. Er ließ eine Carbon-Datierung vornehmen, dabei kam heraus, dass der „Codex Sassoon“ noch älter ist der „Aleppo Codex“ und der „Leningrad Codex“.

Der Codex stammt demnach aus dem späten 9. Jahrhundert oder dem frühen 10. Jahrhundert. Die Pergamenthandschrift schlägt eine Brücke zwischen den Qumran-Rollen, die 1947 in Höhlen am Toten Meer entdeckt wurden, und den Büchern des Alten Bundes in ihren heutigen Formen.

Wie Sotheby’s mitteilt, lassen sich die Vorbesitzer der Schrift durch Vermerke im Buch teilweise rekonstruieren: Im 11. Jahrhundert verkaufte die Handschrift ein Mann namens Khalaf ben Abraham an einen Isaac ben Ezekiel al-Attar. Im 13. Jahrhundert wurde das Buch der Synagoge von Makisin, dem heutigen Markada in Syrien, gestiftet. Die Stadt wurde im 13. Jahrhundert zerstört, wahrscheinlich von den Mongolen, und der Codex wurde zur Verwahrung einem Salama ibn Abi al-Fakhr anvertraut.

Ab hier verliert sich die Spur. Erst im Jahr 1929 tauchte das Buch wieder auf, als es in Frankfurt am Main dem Historiker Aron Freimann angeboten wurde, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Der konnte den Preis dafür allerdings nicht bezahlen und machte stattdessen den britischen Sammler David Salomon Sassoon auf den Band aufmerksam.

Als der Sammler 1942 starb, erwarb der „British Rail Pension Fund“ den Codex für 320.000 Dollar im Jahr 1978 als Investition. Schon bei der nächsten Versteigerung des Buches im Jahr 1989 kam ein Erlös von 3,19 Millionen Dollar zustande.

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